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Staatsanzeiger für das Königreich Sachsen. Zeitweise NebentlLtttrr Landtag«-eilaqe, Gynodalbeilage, Ziehungslisten der Berwaltung de« K. G. Staattichulden und der ». Alters« und Lande» ^ul tu rrentenbank, Jahresbericht und Rechnungsabschluß der Lande». BrandversichemngSanstalt, Berlaussliste von tzolzpflanzen aus den S. Staatsforstrevieren. 1917 Nr. 24 Bezugspreis: Beim Bezüge durch die GelchäftSstelle, Große Zwingerstraße 1«, sowie durch die deutschen Postanstalten » Mark SO Pf. vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Ps. Erscheint nur Werktags. — Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr.L12»S,SchriftleitungNr.14b74. Beauftragt mit der Oberleitung (und preßgesetzlichen Vertretung): Hofrat DoengeS in Dresden. Dienstag, 3V. Januar abends Ankündigungen: Die Ispaltige Grundzeile oder deren Raum im AnkündiaungSteile »0 Pf., die 2spaltige Grundzeit oder deren Raum im amtlichen Teile 7K Pf., unter Eingesandt ILO Pf Preisermäßigung auf Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vormittags 11 Uhr. Lie t»rz »sr Vegi»» Tr«Se» ei»gehe«he« M eltz»»ge« defi«de«fich a»f Seite 7 dieser Ausgabe. * Sin deutsches Unterseeboot, dessen Besatzung von einem norwegischen Motorfahrzeug bei Hammerfest an Laud gefetzt wurde, ist im Kampf mit einem englischen Hilfskreuzer stark beschädigt worden und gesnnken. * Kaiser Karl hat auf der Rückreise von dem Stand orte deS deutschen Großen Hauptquartiers nach Wien de« König Ferdinand der Bulgaren den österreichisch- «ngarkfchen FeldmarschnNstad überreicht. * Sin Mitglied de- englischen Unterhauses teilt mit, daß die Bevölkerung bald auf Grund von RahrungS» mmelkarten auf Nationen gesetzt werde. Amtlicher Teil. Ministerium de» Inner«. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Packer August Irmscher in Penig die Friedrich- August-Medailte in Bronze zu verleihen. (Fortsetzung des amtlichen Teiles in der 1. Beilage.) Nichtamtlicher Teil. Die Vergewaltigung Perfiens durch England und Rußland. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Ein bemerkenswertes Schlaglicht auf den Wettstreit, der zwischen England und Rußland, den angeblichen Vor kämpfern für die kleinen und schwachen Nationen, in der Vergewaltigung, Unterdrückung und Ausbeutung Persiens besteht, verdanken wir einem in unserem Besitz befind lichen Brief, den der englische Gesandte Sir Walter Townley in Teheran am 7. April 1915 an den eng. lischen Generalkonsul in Schiras, O'Connor, gerichtet hat. Ter Brief ist eine Klage, aber keine um Persien, sondern um den Verlust des größeren Beuteanteils. Eifersucht und Arger, daß Rußland den fetten Bissen erhascht hat, hab'» ihn veranlaßt. Wir lassen den Teil deS Briefes, der in diesem Zu sammenhang von Belang ist, in wortgetreuer Übersetzung folgen, während wir auf den Rest des Briefes bei anderer Gelegenheit zurückkommen werden. Privat. Britische Gesandtschaft. Teheran, 7. April 191b. Mein lieber O'Connor! Meine Zeit in Persien geht also nun schnell zu Ende. In weniger als einer Woche wende ich mein Gesicht der Heimat zu, und das sogenannte Land der Rosen wird mich nicht Wiedersehen. Ich gehe nach Hause auf Urlaub, der mir im höchst aufmunternden Stil gewährt worden ist, jedoch ohne daß ich um ihn nachsuchte, weil Koro« stovetz') und ich sich nicht vertragen konnten. Wer konnte sich mit dem guten alten Korostovetzvertragen?Jn jedem Fallegehe ichnun, und ich habe natürlich keine Absicht, jemals wieder zurückzukehren, obwohl ich angeblich nur auf Urlaub gehe. Ich habe diese Beendigung meines Aufenthalts in Persien seit längerer Zeit erwartet, ja eigentlich seildem ick hierher kam, weil ich sicher war, daß unsere Freunde am Rewastrand eines Menschen überdrüssig werden lvürden, der nicht dasaß, um mitanrusehen, wie sie gemächlich ganz Persien verschlangen. Azerbaijan') war schlimm genug, aber noch lange nicht ausreichend für den moSkovitischen Appetit. Nachdem sie einen tüchtigen Bissen in Jspahan geschluckt hatten, war der Plan natürlich in Bereitschaft, die Hand auf FarS zu legen, und zwar auf demselben Wege, durch den sie v rsucht hatten, Jspahan ihrer Sphäre völliger Kontrolle einzuverleiben. Die einz ge Möglichkeit, sie dabei zu hindern, war die, den Krieg in ihr eigenes Bollwerk Azerbaijan zu tragen und so ihre Hand vom Zentrum und vom Süden fernzuhalten. Dies tat ich ab sichtlich und berührte eine empfindliche St-lle dadurch, daß ich verschiedene ihrer Skandale enthüllte. Zwei Dinge konnten sie nicht verzeihen, erstens die Erneinung von Samsam^ nach A ahan, welche die Hohlheit ihrer dortigen Lage entlarven half. Sie werden einige Zeit brauchen, bi» sie sie wieder hergestellt 1) Der damalige russische Gesandte in Teheran. 8) Die von den russischen Truppen trotz jahrelang wieder holten p rsischen Protestes besetzte Provinz im Norden. 31 Samsam-eS^saltaneh, Kha de» kriegerischen Stamme» der Backmaren, besetzte 1908 Jspahan, war später wiederholt Premier minister. haben, obwohl der gute alte Grahame*) ihnen dabei nach Kräften durch seine Schnitzer helfen wird. Zweitens das Borh nden ein der Imperial Bank') in der russischen Zone als die Agentur, durch welche die Einnahmen nach Teheran übermittelt wurden. Bon A. O. Wood') werden sie sich für geraume Zeit nicht losmachen können. Dann kam der Krieg und damit ihre Gelegenheit, dar zulegen, daß in einer so gefährlichen Zeit die beiden Gesandt schaften in engerer Fühlung sein müßten, als cs möglich wäre, so lange Korostovetz und ich blieben. Darum gehen wir beide. Tatsächlich standen wir auf intimem und herzlichem Fuße, seit dem der Krieg begann, welches auch immer die Situation vor her gewesen sein mag. Sobald natürlich bekannt wurde, daß ich gehen müßte, stürzte sich die öffentliche Meinung Persiens förm- lich auf die richtige Folgerung, daß ich Rußland geopfert worden sei. Da es aber augenscheinlich war, daß ich das Vertrauen meiner Regierung verloren hatte, so verschwand auch natürlich mein Einfluß. Der Krieg hat dazu gedient, den tiefen Haß aller Klassen für Rußland zu zeigen; als dessen Verbündete haben wir auf einen guten Teil dieses Hasses Anspruch ... gez. Walter Townley." Sir Wolter Townley ist bekanntlich jetzt engli'cher Gesandter im Hmg. Wie England, das mit Vorliebe andere der Nicht achtung geschlossener Verträge beschuldigt; die mit ver bündeten Nationen getroffenen feierlichen Verträge „rektifiziert", zeigt weiter ein uns vorliegender Schrift wechsel zwischen der indischen Regierung und dem Aus wärtigen Amt in London aus dem Anfang des Jahres 1914. Durch das Übereinkommen von 1907, das nach Lord Curzons Wort im Oberhaus vom 22. März 1911 die „Unteilbarkeit und Unabhängigkeit Persiens garantierte", war Jspahan in die.russische Inter- essensphäre ei geschlossen worden, also russisches Handels- gebiet. In den Dokumenten nun, welche die Förderung des briti chen Handels in Persien zu Gegenstand haben, werden Vorschläge über Bcrlrülüge gemacht, wie dem russischen Handel in Persien las Wasser abgegraben werden könnte. Wurde schon in dem oben abgedruckten Schriftstück von Townley triumphierend darauf hingewiefen, doß man durch die Ernennung des russenfeindlichen Bachtiarenkhans Samfam-es-Saltaneh zum Gouverneur von Jspahan rus sischem Vordrängen Halt geboten hatte, so wird in den zwischen Delhi, London, Teheran und Bushire ge- weck,selten Geheimberichten immer wieder das Verlangen unumwunden ausgesprochen, Jspahan nnd sein Distrikt müsse der englischen Einflußsphäre angliedert werden, nicht nur aus kommerziellen, sondern vor allem aus polit schen Gründen". Wir begnügen uns heute, aus den später in anderem Zusammenhang zu behandelnden Schriftstücken die folgende Stelle hervorzuheben: Vertraulich. Das Staatsamt für Indien an das Auswärtige Amt. Staatsamt für Indien, den 4. März 1914. In Erwiderung auf den Brief vom 12. November 1913 überreiche ich anbei zur Borla e für den Staatssekretär für aus wärtige Angelegenheiten die Abschrift eines Geheimbriefes der indischen Regierung, die eine D rlegung ihrer Ansichten über die allgemeine Lage des britischen Handels in Südpersien hinsichtlich der Ausdehnung südlich des russischen Handelseinflusses ent hält ... gez. T. H. Holderneß. Vertrauliche Anlage. Die indische Regierung an den Marqueß of Crewe. Delhi, den 22. Januar 1914. Ew. Lordschaft. Mit Beziehung auf Ew. Lordschaft Telegramm vom 17. No vember 1913 haben wir die Ehre, die nachstehenden Bemerkungen über die Aussicht russischen Handelswettbewerbs in Südpersien zu übermitteln . .. Wir sind förmlich damit einverstanden, daß es wünschenswert ist, jede vernünftige Maßregel zn ergreifen, um den Handel von Süden auS auf der Bushire—Shiraz-Jifahan-Linie zu erleichtern und zu ermutigen, nicht nur im Interesse des indischen Handels, sondern aus politischen Gründen, als einen Schutz gegen die Aus breitung des russi chen Handels und damit des russischen Ein flusses vom Norden her... gez. Hardinge os Penshurst. gez. O'M. Creagh. S. A. Imam. W. H. Clark. R. H. Craddock. W. S. Myer». So sieht der „friedliche Wettbewerb" und die Loyali- tät Englands gegenüber geschlossenen Verträgen aus. 4) Englischer Generalkonsul in Jspahan. b) Die sogenannte „Imperial Bank of Persia", ein rein eng lisches Unternehmen, das „das Alleinrecht erhielt, Papiergeld m Umlauf zu setz.n gegen das Recht, wenn cs verlangt würde, der persischen Reg erung ein Fünftel des Kapitals zu 9 Proz. Zinsen zu leihen". (Brandes „Politiken", 29. November 1916.) 6) Direktor der Imperial Bank in Teheran. Der Krieg. Zur Lage. Versorgung unserer Kriegsgefangenen im feindlichen Auslande. (X .äl) Für die Versorgung unierer Kriegsgefangenen im feinolichen Auslande mit Lebensmitteln, Kleidung, Büchern usw. wird aus Mitteln der Heeresverwaltung owie aus dem Ertrage der im Sommer 1916 statt« gehabten „Volksspende für die deutschen Kriegs- und Zivilgefangenen" dauernd gesorgt. Trotzdem geht immer >och eine große Menge von Paketen mit — zum Teil eicht verderblichen — Lebensmitteln und anderen Waren besonders Unterkleidung) in die feindlichen Länder. Den Ab endern, die sich die Nahrungsmittel häufig nur unter eigenen Entbehrungen verschaffen können, ist ai scheinend nicht bekannt, daß Mittel und Wege vorhanden sind, um unsere Kriegsgefangenen vom neutralen Auslande aus mit Eßwaren, Wäsche, Tabak, Zigarren und anderen Aegenständen zu versorgen. Die in asten Landesteilen be« testenden Organisationen der Kriegsaefmgenenfü. sorge, die p»m Teil bei den Vereinen vom Roten Kreuz eingerich tet, zum Teil als „Hilfe für kriegsgefangene Deutsche" sellstä big sind, nehmen nach einer Preisliste Bestellungen a> f diese Maren entgegen. Sie werden daun unter Be achtung aller für den Versand geltenden Bestimmungen unter dem Zeichen des Roten Kreuzes abgeschickt und haben die größte Aussicht, die Empfänger zu erreichen. Man wende sich deshalb an die nächste örtliche Rote Kreuz«Stelle. Mit Rücksicht hierauf kann, wie von amtlicher Stelle hervorgehoben wird, nur dringend ersucht werden, alle unmittelbaren Sendungen dieser Art zu unterlassen. Verderbliche Le! ensmittel k ommen auf dem langen Beförderungswege nach Sibirien oder anderen entfernten Gefangenenlagern fast regel mäßig in völlig ungenießbarem Zustande an. Viele P rivotpckete gehen auch verloren oder sind bei ihrem Eintreffen zum Teil ihres Inhalts beraubt. Wer daher Waren versendet, die in Deutschland selbst gebraucht werden, schädigt die deutsche Bevölkerung, ohne die ge- ringsie Gewähr zu haben, daß der Zweck feiner Sendung erreicht wird. vildnng eine» Nationalansfchusie» sür Frauenarbeit. Berlin, 29. Januar. Einem Rufe des Kriegsamtes folgens sind heute Vertreter einer großen Zahl von führenden Frauenvereinen sowie Fürsorge« und anderen Organisationen, die sich der Kriegswohlfahrtspflege für arbeitende Frauen und deren Familien zur Aufgabe machen, ferner der organisierten weiblichen Arbeitersch ft zur Bildung eines Nationalausschusses für Frauenarbeit im Kriege unter dem Vorsitz des Generalleutnants Gröner zusammengetreten. Ihre Majestät die Kaiserin hat das Protektorat über die neue Organisation übernommen. Aufnahme Veutscher «nv österreichisch »nngarifcher Kriegsbeschädigter in Dänemark. Kopenhagen, 27. Januar. Die „Kölnische Zei tung" vom 10. Januar d. I. bringt ei e Mitteilung, be treffend Unterbringung von 1200 jetzt in Rußland als Kriegsgefangene weile den deutschen und öster- retchisch-ungarischen Kriegsbeschädigte» in Dänemark, worin ausgeführt wird, daß die Soldaten in einem Barackenlager, das auf Kosten der deutschen und der österreichisch-ungarischen Regierung bei Helsingör errichtet werde, untergebracht werden wllten. Die betreffenden Regie rungen sollten für jeden hier untergedrachten Soldaten 3 Kronen täglich zahlen. Ein gleichlautender Vertrag, wird weiter mitgeteilt, sei auch zwischen der däni.chen und der russischen Regierung abgeschlossen. Diese Mit teilung ist nicht korrekt. Bon amtlicher Seite ist Ritzaus Bureau beauftragt, fest zustellen, daß die in Rede stehen den Lager nicht auf Kosten der betreffenden Regierungen errichtet werden, und daß die Zahlung der obenerwähn ten 3 Kronen für den Tag für jeden Kriegsgefangenen, nur einen Beitrag zur Deckung der mit der täglichen Verpflegung usw. der Kriegsbeschädigten verbundenen Koster, bildet. Die bedeutenden Summen zur Realisie rung deS Planes der Unterbringung von Kriegsbcschä- digten in Dänemark gedenkt man durch eine großzügige Sammlung im Lande unter dem Protektorrat Sr. König!. Hoheit des Prinzen Waldemar von Dänemark auf zubringen. Da die zur Erbauung von Bar, ckenlagern nötigen Beträge sich auf 5^ Mill. Kronen belaufen, werden demnach, wie leicht zu ersehen ist, große An sprüche an die Gastfreiheit und Opserwilligkeit des dä nischen Volkes gestellt. Französische Gefteimbefehle. In der Denkschrift der Kai erl. Deutschen Regierung über die Behandlung bewaffneter Kauffahrteischiffe vom 11. Februar 1916 sind die Geheiminstruktionen der briti schen Admiralität veröffentlicht, die sich auf die Benutzung und Instandhaltung der Bewaffnung auf Kauffahrtei schiffen, die zu Verteidigungszwecken bewaffnet sind, be ziehen und auf dem am 3. November 1915 im Mittel meer versenkten bewaffneten englischen Dampfer „Wood- field" von einem unserer H-Boote erbeutet wurden. U ter anderem besä, en diese Instruktionen, daß der armierte Dampfer auch dann das Feuer zu eröffnen hat, wenn das feindliche V-Boot noch keine entschieden feind-