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genden Themen" und dem Galan ten seines Stils. Aus Paris brachte er den dortigen Geschmack, den französischen „goüt" mit, hörte aber in Mannheim, später in Mün chen einen Orchesterklang, wie er ihn vordem noch nicht erfahren hatte. Doch Mozart war niemals ei ner, auch nicht als ganz junger Komponist, der unbedingt nach Vorbildern suchte, um sie dann imi tieren zu können, sondern er nutzte sie als Sprungbrett. Er flog gleich höher und weiter, sobald er seinen Absprung hatte. Er gab sich einem kostbaren Einfluß ganz unbefan gen, ungekünstelt hin, konstruierte nicht lange herum, hatte im Ohr, wie es andere machten und mach te daraus eigenes. Alles so, als wä re es ganz einfach, als wäre es nichts. Er strebte nicht bewußt nach Originalität, wollte auch gar nicht das Besondere, sondern hatte nur keine Mühe, seinen künstlerischen Gedanken ein ganz persönliches Gepräge zu geben. Er war schon „Mozart", ehe er es wirklich selbst bemerkte. Diese Gabe, alles, was ihn interessierte, aufzunehmen, aufzufangen, sich von all dem in spirieren zu lassen und etwas wirk lich Neues zu gestalten, ist wohl besonders hervorhebenswert. Bei Mozart wurde - nach ersten An fängen in zartem Knabenalter, ver steht sich - eben alles neu. Auch als er damit begann, Sinfonien zu schreiben. Neun Jahre alt war er bei seiner unschuldigen ersten in Es-Dur KV 16. Es sollten über fünf zig werden. (Nicht alle sind erhal ¬ ten bzw. richtig zugeordnet. Die alte Mozartausgabe zählt 41 Wer ke). Wenn man aber diese Anzahl mit der anderer Komponisten ver gleicht, sie beispielsweise gegen die neun Sinfonien Beethovens oder die vier von Brahms hält, be merkt man schnell, daß es sich hier und dort nicht ganz um den glei chen Begriff handeln kann. „Will man den Maßstab des Begriffes anwenden, den Beethoven aufge stellt hat: den eines Orchester werks - adressiert, über allen zu fälligen Anlaß hinaus, an ein idea les Publikum, an die 'humanitas', die Menschheit - so hat auch Mozart nicht mehr als vier oder fünf Sinfonien geschrieben", be merkte Alfred Einstein, der große Mozartkenner. Doch es geht wirk lich nicht um die Anzahl der ge schaffenen Werke einzelner Kom ponisten. Es geht auch nicht darum, beispielsweise die 104 Sin fonien Haydns gegen die Mozart- schen aufzuwiegen. Es geht darum - und hier müssen wir geduldig mit der Elle des 1 8. Jahrhunderts mes sen, als die Form der Sinfonie erst aus der italienischen, unterhalt samen Opernouvertüre heraus zuwachsen begann -, aufzumer ken, was sowohl Haydn als auch Mozart aus der ursprünglich leicht füßigen sinfonischen Form ge macht haben, welchen riesigen Bogen beide geschlagen haben bis zu den „Londoner Sinfonien" der eine, bis zu der Jupitersinfo- nie" der andere: eine Musik mit allergrößtem Anspruch, auf die der Biographisches: •geb. 27.1.1756 in Salzburg, gest. 5.12.1791 in Wien • musikalische Ausbil dung bei Vater Leopold • 1763/66 mehrere Reisen als Wunder kind durch West europa bis nach Paris und London • 1769/73 drei Italienreisen • 1769 unbesoldeter, 1772 besoldeter Konzertmeister der Salzburger Hofkapelle • 1777/78 Paris reise, Hoforganist in Salzburg •1781 Wien • 1782 Heirat mit Constanze Weber • 1783 Reise nach Salzburg (zum Vater) und nach Linz („Linzer Sinfonie") • 1787 zwei Reisen nach Prag (Urauf führung „Don Giovanni"); kaiserlicher Hofkomponist (als Nachfolger Glucks) • 1789 Reisen nach Dresden, Leipzig, Potsdam, Berlin • 1791 Prag reise (Jitus")