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ZUR EINFÜHRUNG Haydn begann schon in einer Zeit, als J. S. Bach noch lebte (gest. 1750) - seine letzten großen Werke schuf (u. a. „Kunst der Fuge" und „Musicalisches Opfer") sich in einer völlig anderen Tonsprache auszudrücken. Aufführungsdauer der Sinfonie D-Dur: co. 21 Minuten Haydn nach eigenem Wohlgefal len, letztendlich doch wohl ziem lich unbeeinflußt von außen und bemerkte selbst gar nicht so recht, daß er auf wirklich neuen Wegen wandelte. Das soll nicht heißen, Haydn habe alle traditionellen Bahnen eigenwillig verlassen. Nein, er kannte sich gut aus in den bisherigen musikalischen Gattun gen seiner nächsten Umgebung, begann lediglich, diese als Gefäße zu sehen, die mit neuem Inhalt zu füllen waren. Erst nach und nach versuchte er, auch die Umhüllung zu verändern, weil die alte ihm of fensichtlich nicht mehr behagte, nicht mehr zeitgemäß erschien. Er fand z. B. Gefallen daran, die alte italienische Sinfonie, die ursprüng liche dreiteilige Opernouvertüre - wie übrigens einige andere Kom ponisten auch - als selbständiges Orchesterwerk zu betrachten, sie aber in Einzelsätze zu teilen, dann sogar einen Tanzsatz (Menuett) einzufügen. Ganze Bücher beschäf tigen sich damit, die entwicklungs geschichtlichen Leistungen Haydns zu untersuchen und zu analysieren. Das wollen wir uns hier ersparen. Doch kann glaubhaft versichert werden, daß es nicht ganz abwe gig erscheint, ihn als Vater der klassischen Sinfonie zu bezeich nen. Hinzuzufügen wäre noch, daß er ebenso sehr auch die Gat tung des Streichquartetts geformt und ausgebaut hat. Erfunden hat er jedenfalls daran nichts, doch an deren Entwicklung war er sehr be teiligt, und das sogar bis ins hohe Alter. Immer wieder trat er mit neuen Ideen und Lösungen auf. Immer wieder verstand er es, origi nelle Gedanken einzustreuen, an dere Wege zu gehen. Mozart lern te schließlich von ihm und dankte ihm mit seinen „Haydn-Quartet ten". Inzwischen berühmt, war Haydn geachtet und nach Paris (später auch nach London) eingela den, um selbst seine Werke vorzu stellen. Mit Stolz konnte Haydn, von seinem Freund Mozart auf mögliche sprachliche Verständi gungsschwierigkeiten hingewie sen, antworten: „Meine Sprache versteht die ganze Welt." Haydn selbst numerierte seine Wer ke nicht, wie es später voller Selbst bewußtsein Beethoven tat. Das machten seinerzeit noch die Verle ger, um die vielen, allerdings nur gedruckten Kompositionen besser identifizieren zu können. Haydn gab seinen Sinfonien auch keine beschreibenden Namen oder Titu lierungen, deren wir viele kennen. Das wiederum sind meist spontan entstandene, die jeweilige Sinfonie charakterisierende Kennzeichnun gen aus Volkes Mund. Denken wir nur an die „Paukenschlagsinfonie" oder ähnliche Begriffe. Und Le Motin für die Sinfonie D-Dur gehört auch dazu. Heute trägt die ses Werk noch eine zusätzliche Nummer, wie sie von dem Musik forscher Anthony van Hoboken in seinem Haydn-Werkverzeichnis (Ho- bokenverzeichnis 1957/71) fest geschrieben worden ist (Hob. I: 6). Vielen bedeutenden Komponisten