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ZUR EINFÜHRUNG Joseph Haydn um 1785; Ölbild von Christian Ludwig Seehas. Anders als Mozart hat Joseph Haydn der Hofdienst nicht be drückt und eingeengt, sondern war ihm vielmehr als willkommene Basis seines Experimentierens vor allem in der Gattung der Sinfonie und des Streichquartetts erschie nen. Trotz der Abgelegenheit sei nes Wirkungsortes auf Schloß Esterhaza wurde er bald schon zu einer europäischen Berühmtheit, für dessen Instrumentalmusik die Verleger gutes Honorar zu zahlen bereit waren. „Ich konnte als Chef eines Orchesters Versuche machen, beobachten, was den Eindruck her vorbringt und was ihn schwächt, also verbessern, wegschneiden, zu setzen, wagen. Ich war von der Welt abgesondert. Niemand in meiner Nähe konnte mich an mir selbst irre machen und quälen, und so mußte ich original werden", be kannte Haydn später einmal rück blickend. Gerade dieses Auspro bieren und Experimentieren aber war es, das für den Komponisten so wichtig werden sollte, für ihn selbst, aber auch für ganze Gene rationen nach ihm. Er war in die Zeit eines musikali schen Umbruchs hineingeboren. Die alte barocke Spiel- und Aus drucksweise hatte sich allmählich überlebt. Neue Formen, neue melo dische Gestalten und thematisch motivische Verarbeitungstechniken begannen aufzukeimen. Ja, ein völ lig neues Musikverständnis schien in der Luft zu liegen, wehte von Ita lien her unaufhaltsam nach Öster reich hinüber. Auch im Mannhei mer Orchester hatte sich eine neu artig wirkende Instrumentalmusik entwickelt, die sich kurz nach Mitte des Jahrhunderts rasch auszubrei ten begann. Der junge Haydn be merkte das alles frühzeitig und fand rasch, wie selbstverständlich erscheinend, Gefallen an einem wesentlich freieren, einem volks liedhaften Ton, einer gemütvollen liedhaften Melodik. Musik diente der Unterhaltung, sofern sie nicht in der Kirche erklang. Was also sollten da alte Regeln und Geset ze? Enge Grenzen behinderten einen freien Geist. So komponierte Biographisches: •geb. 31.3.1732 in Rohrau (Niederösterreich), gest. 31.5.1809 in Wien • 1740 Chorsänger der Stephanskirche in Wien • 1759 Kapellmeister bei Graf Morzin (1. Sinfonie) •1761 „Vice-Capel- Meister" (neben G. J. Werner) auf Schloß Esterhaza • 1766 alleiniger Dirigent bei Fürst Esterhazy • 1790 Auflösung der fürstlichen Kapelle • 1790-92, 1794/95 zwei Londonreisen • 1798 „Schöpfung" •1801 Jahres zeiten"