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eine klangvolle Sinfonie zu schrei ben. Solistische Einlagen in Se renaden und Divertimenti machten Mozart schon längst keine Mühe mehr, aber die Ausgestaltung eines ganzen Solokonzertes war denn doch etwas anderes. Mozart ging dieses Problem wirklich erst an, als er sich sicher glaubte, es auch lösen zu können. Seine Violinkon zerte sind denn auch mit vollem Ehrgeiz geschrieben. Und sie sind weniger galant als die konzertan ten Sätze, die er früher schon in seine Serenaden eingebaut hatte. Immerhin hatte er reichhaltige An regungen aus allen damaligen Musikzentren Europas bekommen. Wir treffen hier auf einen 19jähri- gen, der nicht nur die orchestrale Instrumentalpalette virtuos wie kaum ein anderer beherrscht, son dern mit seinem Material absolut gekonnt umzugehen versteht, ohne nur irgendwie oberflächlich zu werden, der immer zu einer über raschenden Wendung bereit ist, ohne jedoch den arglosen Hörer in Schwierigkeiten zu führen. Er war bereits Meister seines Faches. Doch er hatte diese Zeitspanne ganz sicher benötigt, um sich von der älteren barocken Konzertform zu lösen. Nun wollte er den Soli sten nicht mehr nur als Ersten unter Gleichen verstehen. Er bemühte sich darum, ihn mehr herausheben, ein unabhängiges Individuum zu schaffen. Solche Denkart ist natür lich nirgends belegt, doch die Ergebnisse sprechen für sich. In den ersten beiden Violinkonzerten (B-Dur KV 207 und D-Dur KV 21 1) experimentierte er noch. Sie blei ben in gewisser Weise der Tradi tion verhaftet, sind noch nicht frei von einer gewissen Befangenheit. Doch beide weiteren aus dem Herbst 1775 (G-Dur KV 216 und D-Dur KV 218) weisen bereits eine wesentlich komplexere Struktur auf, auch wenn man noch Vorbilder erahnen kann. Im Dezember 1775 jedoch hatte er seinen Weg wirk lich gefunden. Er komponierte das Violinkonzert A-Dur KV 219. Es Aufführungsdauer: gilt als sein reifstes Konzert für ca. 29 Minuten das Instrument und ist „an Glanz, In nigkeit, Witz nicht zu überbieten", Musik 1. Satz: Allegro aperto, 4/4-Takt, A-Dur In festlich-erwartungsvoller Spannung beginnt das Tutti, geprägt von heftigem Laut-Leise-Kontrast. Leise getupfte Dreiklangstöne streben aufwärts, ohne schon zu verraten, daß sie thematische Substanz besitzen. Harte Orchester schläge fahren drein. Ein zweites, beinahe lyrische Thema kommt hinzu, wird späterhin wichtigster Baustein. Der So list setzt - völlig ungewöhnlich in damaliger Zeit - rhapso disch frei in einer Adagio-Passage ein. (Meint Mozart da mit vielleicht seine „aperto“-Bezeichnung für den Satz, al so keine - nach Regel - festgefügte, sondern „offene“ Satz gestaltung?) Aber dann beginnt jubelnd die Geige ihr mun teres Spiel und ihren Dialog mit dem Orchester. Beide werfen sich die Bälle zu. Gedanken durchdringen sich, werden verändert und scheinen wieder auf. Ein Satz voller Leben und feinsinniger Überraschungen! 2. Satz: Adagio, 2/4-Satz, E-Dur Eine weit ausschwingende Kantilene, zunehmend mehr ausgeschmückt und immer wieder unterbrochen von dreinfahrenden Akzenten, bildet den Ruhepol des Werkes.