Klavierkonzert Nr. 1 e-Moll Zur Musik Nach einem großangelegten Orchestervor spiel, das bereits das gesamte thematische Material enthält, setzt das Klavier ein. Fast möchte es erscheinen, als nutze der Solist die Themen und Motive zu frei schwebenden Fantasien, zu improvisierendem Spiel. Die hohe Kunst der Figuration blüht in aller Pracht auf, doch in einer so eleganten, aus gewogenen Formentfaltung, mit solch über legtem und überlegenem musikalischen Empfinden, daß wir zwar die Virtuosität bewundern dürfen, in ihr aber nicht den Selbstzweck zu erkennen vermögen. Ein bezauberndes Klangbild stellt sich im Mittelsatz ein mit typischem Nocturne-Cha rakter im späteren Chopin-Stil. Nach einer kurzen orchestralen Einleitung tritt das Klavier mit einer sich unendlich fortspin nenden, poesievoll-innigen Melodie ein. Chopin schrieb an einen Freund von einem „Hineinträumen von einer herrlichen Stunde im Frühling, im Mondschein“. Leise ver klingt der Satz in poesievollem Zauber. Unwirsche Streicherunisoni zeigen den Be ginn des unmittelbar anschließenden Fina les an. Doch dann setzt das Klavier mit einer tänzerisch hochspringenden Weise ein, die den nationalen „Ton“ anschlägt, einen Kra kowiak. Tänzerischer Elan beherrscht den gesamten Satz, virtuoses Spielwerk und kla- vieristische Brillanz. Rasante Oktavläufe und Trioienpassagen setzen einen rauschenden Schlußpunkt. 1. Satz: Allegro maestoso, 3/4-Takt, e-Moll 2. Satz: Romanze Larghetto, Wt-Takt, E-Dur 3. Satz: Rondo Vivace, 2/4-Takt, E-Dur