Rossini war 21 Jahre alt und hatte bereits neun Opern komponiert, dies innerhalb von reichlich zwei Jahren. Nun erhielt er einen Auftrag, in aller Eile eine neue Oper für Venedig zu schreiben, „L’Italiana in Algeri“ (Die Italienerin in Algier). Er schaffte es in kaum einem Monat, nutzte allerdings ein bereits vorhandenes Libretto von Angelo Anelli, das übrigens kurz vorher schon von einem anderen Komponisten vertont wor den war (Luigi Mosca). Am 22. Mai 1813 ging die neue Oper in Szene, und die Zei tungen berichteten bereits am übernächsten Tag begeistert darüber. Sie wurde zu einem Erfolgsstück, nicht nur in Italien, sondern bald auch in anderen europäischen Län dern, so 1815 in Barcelona, in München 1816 und in Paris 1817. Wie bereits in frühe ren Opern, gelang Rossini eine klug kalku lierte Verbindung aus virtuoser Bravour und musikalischem Effekt. Die Ouvertüre stimmt zwar auf die nachfolgenden Turbu lenzen ein, bezieht aber die musikalischen Gedanken nicht aus dem Inhalt, wie es Beethoven beispielsweise bei seinen vier „Leonoren“-Ouvertüren getan hatte. Für Rossini sind die Ouvertüren ganz im Sinne der alten italienischen Art als „Sinfonia“ zu verstehen, als selbständige, sogar aus tauschbare Musikstücke, die bestenfalls aufhorchen lassen sollen. So haben sie, los gelöst von ihrer ursprünglichen Aufgabe, den Weg in die Konzertsäle gefunden, bril lante, höchst effektvolle Musiknummern voller Witz und Charme. „Die Italienerin in Algier“ gehörte seinerzeit zu den am meisten gespielten Opern. In Paris z. B. stand das Werk seit ihrer ersten Auf führung 1817 fast ohne Unterbrechung bis 1866 auf dem Spielplan. Aufführungsdauer: ca. 10 Minuten