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Musiker konnte er engagieren, da besser bezahlt wurde als im kaiserlichen Wien und mit ihnen seine Kapelle verstärken. Und es waren immer Gäste da, meist hoch stehende, denen nicht nur all das geboten werden mußte, was Haus und Garten her gab, sondern an Musik das Allerbeste. Selbst die Kaiserin Maria Theresia soll geäußert haben: „Wenn ich eine gute Oper hören will, gehe ich nach Esterhäz.“ Das alles klingt nach glücklichem Leben. Doch für Haydn war es dienstliche Pflicht in einem streng geregelten Tagesablauf, mit fürstli chem Befehlsempfang in absolutistischer Manier und in völliger Abhängigkeit. Damit aber hatte er sich rasch abgefunden, kei neswegs in Resignation, sondern als einer, der sich durchaus seines Wertes bewußt ist, denn Anerkennung blieb nicht aus. Das half ihm, für seine Musiker so manches Recht zu erstreiten und ihnen - immerhin zur Dienerschaft im unteren Rang gehörig, denen nicht einmal genügend Unterkunfts raum für ihre Familien zustand - den Dienst erträglich zu gestalten. Hieraus ent stand der späterhin so falsch gedeutete Be griff des „Papa“ Haydn, eines Vaters, der sich um alle und jeden kümmerte. Und noch etwas darf nicht übersehen werden: Haydn, seiner bäuerlichen Herkunft nach gewöhnt zu dienen, aber gewitzt, als Dienender sei nen eigenen Vorteil nicht zu vergessen, stellte alsbald fest, daß er bei seinem Für sten für seine eigene Kunst nur gewinnen konnte. So fühlte er sich selbst keineswegs eingeschränkt. „Die freyen Künste und die schöne Wissenschaft der Komposition dul den keine Handwerksfesseln“ - teilte er später einmal der Wiener Tonkünstlerso- cietät mit. „Frey muß das Gemüth und die Seele seyn.“ Das eben hatte er sich in „Mein Fürst war mit allen meinen Arbeiten zufrieden, ich erhielt Beifall, ich konnte als Chef eines Orchesters Versuche machen, beobachten, was den Eindruck hervor bringt und was ihn schwächt, also verbes sern, zusetzen, weg schneiden, wagen. Ich war von der Welt ab gesondert, niemand in meiner Nähe konnte mich an mir selbst irre machen und quälen und so mußte ich original werden“ - gestand Haydn und ließ damit durchblicken, wie gut er sich arrangiert hatte.