In der weit entfernten Tonart H-Dur steht der langsame Mittelsatz, der in seiner Textur völlig neu ist. War das Soloinstrument noch im vierten Klavierkonzert oder im Violinkonzert ein bittendes, flehendes Indivi- duu 111 g e g en die unerbittliche Macht des Orchesters - das Bild vom Sanger Orpheus und den Furien der Unterwelt drangt sich hier auf, so findet nun im fünften Klavierkonzert eine innige Verschmelzung von Solo und Tutti statt. Einmal führt das Klavier die Melodie, ein andermal eine Gruppe des Orchesters, und so ist der Kontrast wie auch eine even tuelle Rangordnung der beiden Klangkörper völlig aufgehoben. Was am Übergang zum dritten Satz geschieht, sucht in der ganzen Gattung des Instrumentalkonzertes seinesgleichen. Versunken und träumend into niert der Pianist, gleich einer Vorahnung, das Rondothema, das sich dann gleich höchst energisch manifestiert. Kurz vor Ende gibt es eine überraschende Verlangsamung des vorher so schwingenden Geschehens. Ein allgemeines Verstummen gibt dem leisen Ostinato der- Pauke Raum, bis das Klavier durch aufstrebende Skalen das Orchester schließlich zum klangprächtigen Abschluss antreibt. Vielleicht ist es interessant zu betrachten, welche Werke Beethoven im Umfeld des fünften Klavierkonzertes geschrieben hat. Die Opuszahl vorher, die 72, gehört der Endfassung des „Fidelio“, im Dezember 1808 werden die fünfte und die sechste Symphonie uraufgeführt, und 1810 entsteht die Musik zu Goethes „Egmont“. Im Jahr 1809 stirbt Haydn und kommt Felix Mendelssohn-Bartholdy zur Welt, im Jahr darauf, 1810, werden Frederik Chopin und Robert Schumann geboren.