Robert Schumann Symphonie Nr. 3 Es-dur Opus 97 - "Die Rheinische" Ich habe wieder so viel komponiert, dass mir's manchmal ganz unheimlich vor kommt. Ach, ich kann nicht anders, ich möchte mich totsingen wie eine Nachtigall. Eichendorff'sche (Lieder) sind es zwölf. Die hab' ich aber schon vergessen und etwas Neues angefangen. Schumann an Clara Wieck (15. Mai 1840) Der Beiname "Rheinische Symphonie" markiert nicht nur eine Wende im Leben Schumanns, sondern vor allem eine seelen- programatische Absicht: Schumann woll te den Charakter und das Lebensgefühl der Menschen am Rhein ausdrücken, ihre un problematische Diesseitigkeit, ihre Le bensfreude, aber auch ihre Aufgeschlos senheit für den poetischen Hintergrund des Daseins sowie für die Ausstrahlung des Katholischen. Es versteht sich, dass die nach idealistischer Überhöhung streben de Künstlerpersönlichkeit Schumanns und ebenso die Verhältnisse von 1850 nicht das mindeste mit den heutigen Auswüchsen rheinischen Humors zu tun haben konnten, nämlich mit der Schunkelwalzer-Seligkeit oder dem Jeckentum des Karnevals. Schu mann zielte auf Vergeistigung, er hatte auch keine Programm-Symphonie nach Art der Beethovenschen "Pastorale" im Sinne, son dern ein absolutes, aus sich selbst spre chendes Kunstwerk, bei dem jeder denken und empfinden kann, was er will. "Ein Stück Leben am Rhein" - diese Charakterisierung des Komponisten erscheint als der tref fendste Hinweis zum Verständnis. Auf die Sonderstellung des 4. Satzes wird später eingegangen. Mit dem Rhein und seinen Menschen kam der Sachse Schumann in längere Be rührung, als er 1850 zum Städtischen Mu sikdirektor von Düsseldorf ernannt wur de. Er war damals als Komponist und auch als musikalischer Publizist längst bekannt und angesehen, doch seine eher introver tierte Natur war der Ausübung öffentlicher Ämter stets im Wege gestanden. Er blieb auch immer im Hintergrund des öffentli-