Ludwig van Beethoven Konzert für Klavier und Orchester Nr 5 Es-dur Opus 73 Concert" trifft - bei allem Vorbehalt ge gen Typisierungen einen wesentlichen Kern: die hochgemute Gesinnung, die kraftvoll-männliche Geste, die trotz der großen Dimension lapidare Tonsprache, die nur selten ein Abschweifen in gelöste Verweil-Augenblicke gestattet. All diese Eigenschaften geben dem Werk den Cha rakter des Herrscherlichen, Imperialen. Gleich der Beginn mit den beiden brillan ten Solo-Passagen suggeriert die Vorstel lung, als springe ein sieggewohnter Kämp fer in die Arena. Und das Marschhafte des Kopfsatzes, der mitunter ins Aggressive gesteigerte Vierer-Rhythmus, sie sind gewiss eine unmittelbare Reaktion auf die Begegnung mit dem Kriegerischen, das so bedrückend in der Luft lag. Kein größe rer Gegensatz ist denkbar zum lyrischen Tonfall des drei Jahre älteren G-dur-Kon- zerts. Doch das martialische Auftrumpfen des Es-dur-Werkes, der instrumentale Glanz der Eroica-Tonart manifestieren zweifellos Beethovens freiheitliche, Anti- Napoleonsche Gesinnung; er verachtete den Franzosen, seit er sich selber zum Kaiser gekrönt hatte und zum Despoten geworden war. 1813 feierte Beethoven dann mit der Schlachtensymphonie op. 91 Wellingtons Sieg über Napoleon in Spa nien (der triumphale Erfolg dieses Stük- kes war Beethoven gar nicht so willkom men, weil er die Wirkung der Symphoni en Nr.7 und 8 allzusehr überstrahlen soll te). Sogar das sanft eintretende Seiten thema mit seinen Terzen und Hornquinten wird später mit einem pathetischen Feld- hermmantel umkleidet. Noch konsequen ter als im G-dur-Konzert proklamiert Beethoven hier das Primat der musikali schen Idee und ihrer Gestaltung. Bei aller virtuosen Entfaltung hat sich das Klavier dieser Idee unterzuordnen: der Typus des "symphonischen Konzerts" war damit glor reich etabliert, der für Schumann und vor allem für Brahms zur Norm werden soll te, bewusste Opposition zum reinen Virtuosenkonzert. Ganz zurückgenommen in meditative Stimmung, in fromme Versenkung ist der Mittelsatz "Adagio un poco mosso". Beet hoven kleidet ihn in die hier ganz entrück te, weltabgewandte Tonalität H-dur, die, terzverwandt mit Es-dur, streng genom men in Ces notiert sein müsste. Den Über gang ins strahlende Es-dur-Finale vollzieht Beethoven mit einem ebenso einfachen wie genialen Trick, indem er das H- des Adagios ganz simpel um einen Halbton auf das B der Hörner absenkt und damit das harmonische Sprungbrett für den vitalen 6/8-Rhythmus des Schluss-Satzes schuf. Die Freude an synkopischen Zuspitzungen, das sorglose Sich-Tummeln in pianistischer Bravour, aber auch ein me lodisch-besinnliches Element im Seiten thema beherrschen dieses Finale, das in seiner stolzen Lebensfreude das Konzert ideal abrundet. Die unruhigen und mühsamen Zeitum stände mit unsicher gewordenen Verbin dungen verzögerten die Drucklegung bei Breitkopf und Härtel in Leipzig (alle Kor rekturen mussten ja per Kutschenpost von Leipzig nach Wien und zurück gehen), und auch die (inoffizielle) Uraufführung im Leipziger Gewandhaus 1811 mit (dem ver gessenen) Johann Schneider am Flügel. Erst am 12. Februar 1812 fand die eigent liche Premiere in Wien statt. Hatte in Leipzig die Allgemeine Musikalische Zei-