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Kapelle rasch an Ansehen. Die vielen Reisen ins Ausland, vor allem aber allein die sech zehn in Rußland (St. Petersburg) verbrach ten Sommerhalbjahre, hatten ihm Welt ruhm beschert. Schließlich wurde er sogar zur Leitung der Wiener Hofballmusik ein geladen (1853). Den Titel Hofball-Musikdi rektor erhielt er 1863. Unentwegt, in jeder freien Minute, komponierte er, Tänze für je de Gelegenheit und immer, jedenfalls fast immer mit großem Erfolg. Mit dem „Donau walzer“ (1867) z.B. schuf er eine wahrhaf tige Wiener Hymne im Dreivierteltakt. In der zweiten Jahrhunderthälfte - Johann Strauß hatte längst seinen Ruf gefestigt - wich im Wiener Musikleben die alte Posse der neueren Singspielart, der Operette, seit man Offenbachs „Orpheus in der Unter welt“ kennengelernt hatte. Und Strauß, der bisher nicht für das Theater geschrieben, lediglich einige Vokalwalzer komponiert hatte, nahm sich dieses Genres an. Sech zehn Bühnenwerke sollten es werden, dar unter „Die Fledermaus“ (1874) und „Der Zigeunerbaron“ (1884), unsterbliche Wer ke. Aber seine Walzer, die Märsche, Polkas, Quadrillen, Mazurkas, Galoppe komponier te er weiterhin, spielte in Wien, in Deutsch land, England, den USA, in Italien, Frank reich und anderswo. Alle Welt wünschte, ihn zu hören, alle Welt liebte seine Musik. In dieser Zeit (1891) entstand einer seiner berühmtesten Walzer, der Kaiserwalzer. Was nun sein Lebenswerk ausmacht, so können wir nur staunend zur Kenntnis nehmen, daß dieser Künstler es verstan den hatte, alle Geburtswehen so zu ka schieren, daß immer nur die „leichte Hand“ zu erkennen blieb, daß aus der ernsthaften Sache der kompositorischen Arbeit Frohsinn geboren wurde und man niemals den Ein-