Während früher, in alter, alter Zeil noch die „Bratlgeiger“ beim Bierwirt zum Tanz aufspielten, waren nach und nach regelrechte Tanzkapellen entstan den, die zum Konzert und Ball spielten, besonders aber in der Faschingszeit gebraucht wurden. denn sehr gern bemächtigen sich die Kon trabassisten der Celloliteratur, allein schon deshalb, weil es für sie recht wenig Ori ginalwerke gibt, die modernen spieltechni schen Fertigkeiten aber solche Übernahmen durchaus rechtfertigen können. Um von Beethoven zu Johann Strauß (1825-1899), an dessen 100. Todestag am 3. Juni zu gedenken war, zu gelangen, er scheint der Sprung recht groß. Doch das Musikverständnis von beiden ist durchaus den gleichen Wurzeln entsprungen. Beide waren vom Wiener Charme umgeben, beide haben ihr Publikum gesucht und gefunden, und beide schließlich haben zum Tanz auf gespielt; Beethoven mit all seinen Ecossaisen, Contretänzen, Menuetten, ländlerischen, deutschen Tänzen und den wunderbar tän zerischen Sätzen in den Sinfonien, Strauß aber als „Walzerkönig“ hat mit einiger Aus schließlichkeit gerade auf dem Gebiet der tänzerischen Musik sogar den Konzertsaal erobert. Allerdings hatte sich seit Beethoven auch in Wien das Lebensgefühl allmählich gewandelt. Nicht mehr nur der Adel feierte seine Feste, sondern das Bürgertum war nach und nach voller Selbstbewußtsein aufgeblüht und entfaltete ein eigenständi ges Leben und Treiben. Johann Strauß (Vater) hatte 1825 eine ei gene Kapelle gegründet und komponierte seine Stücke eigens hierfür. Durch ihn wurde der Walzer hoffähig und einer der belieb testen Tänze der Zeit. Das machte ihn in Wien berühmt, sogar über die Landesgren zen hinaus. Sohn Johann war in die Fuß stapfen seines Vaters getreten. Hochbegabt als Geiger und als Komponist, machte er schon bald dem Vater dessen Platz in Wien streitig und gewann mit einer eigenen