Bedarf stärker oder schwächer und akzen tuierte ihn durch rhythmische Finessen und klangliche Färbungen. Das aber brachte ihm zeitlebens nicht nur Freunde ein. Er wurde immer wieder von „Neutönern“ an gegriffen, gehörte er doch zu den Kompo nisten, die eine Musik schrieben, die man „anhören“ sollen kann. Er wurde verstanden, und das von natürlich empfindenden Men schen. „Wenn sich ein Komponist nicht um sein Publikum kümmert, ist etwas nicht in Ordnung“, meinte er und stellte unter Be weis, daß auch „für die Leut’“ schreiben nicht heißen muß, ihnen hinterher zu he cheln. Dissonanzen kann man getrost setzen. Das haben schon die Komponisten lange vor ihm getan. Doch sie in der Zeit, die mit Dissonantem zu spielen schien, wieder auf zulösen, war ihm wichtig. Er wollte nicht modern sein, um der Modernität willen. Und so ist er geworden, was er in der Mu sikgeschichte des 20 Jahrhunderts denn wohl bleiben wird: eher ein „Kunsthandwer ker denn ein Erfinder“. Ludwig van Beethoven (1770-1827) hatte sich Zeit seines Lebens mit kammermusi kalischen Formen auseinandergesetzt und immer wieder versucht, neue Ausdrucks bereiche zu erschließen. In den ersten Jahren seines Schaffens allerdings war es noch eher ein Experimentierfeld, auf dem er sich bewegte, wohl mehr ein Erproben für größere Arbeiten. Dazu gehörte es, die gängigen kammermusikalischen Gattungen seiner Zeit zu beherrschen, den anerkannt mustergültigen Werken Mozarts und Haydns in kompositorischer und stilistischer Hin sicht sowohl zu genügen, als sie möglichst sogar zu übertreffen. Beethovens Selbstbe wußtsein jedenfalls neigte dahin. Gleich-