übergeordnete Rolle. Schon 1886 hatte Jeanette Thurber die Absicht geäußert, Amerikas Abhängigkeit von fremder Kunst zu lösen und den Gedanken entwickelt, daß mit der Nationalisierung der amerika nischen Kunst auch eine eigenständige Kunstmusik entstehen könne. Und gerade Dvorak hatte in den Augen der Amerikaner seinem kleinen Land einen nationalen Ton gebracht. Warum also sollte er nicht auch in dem großen Amerika etwas finden, wo mit man sich dort identifizieren könnte? Der Komponist nahm seine Aufgabe ernst und begann, sich nach beziehungsreichem musikalischen Material umzusehen. Vor al lem hatten es ihm bald schon die Gesänge und Tänze der Farbigen und Indianer an getan. Natürlich stieß er nicht überall auf Gegenliebe, denn die rassistisch orientierten USA glaubten, daß amerikanisch nur solche Musik sein könne, „die von der jugendli chen, optimistischen Vitalität und der un bezähmbaren Kühnheit des Geistes erfüllt ist, die den amerikanischen Menschen er füllt“ und es nicht von gutem Geschmack zeuge, musikalische „Ideen aus den Plan tagenliedern zu schöpfen.“ Dvorak ließ sich nicht beirren und komponierte in der er sten Jahreshälfte 1893 die Sinfonie e-Moll op. 95, seine neunte, mit dem Titel „Aus der Neuen Welt“. Tatsächlich ließ er mit diesem sinfonischen Gruß „Aus der Neuen Welt“ eine seiner besten und zugleich typisch tschechischen Schöpfungen in die ganze Welt hinausgehen, ein Werk, das seither zu den volkstümlichsten und be liebtesten des sinfonischen Repertoires gehört. Zu dieser Zeit hatte er die Niagara-Fälle be sucht, war tief beeindruckt von solcher Na turschönheit und soll spontan geäußert ha- Wie sehr seine Beru fung nach Amerika mit seiner Leistung, „nationale“ Musik zu komponieren zusam menhing, hat Dvorak selbst geäußert: „Die Amerikaner erwarten große Dinge von mir, vor allem soll ich ihnen den Weg ins gelobte Land und in das Reich der neuen, selbständigen Kunst weisen, kurz, eine nationale Musik schaffen!“