Einen Blick ins eige ne Ich hat er selbst preisgegeben: „Ich bin dreifach heimatlos: als Böhme unter den Österreichern, als Österreicher unter den Deutschen und als Jude in der ganzen Welt. Überall ist man Eindringling, nirgends , erwünscht'. “ Dies mußte, ja wollte Mahler kompensieren. Das war ihm Trieb feder, „Sporn und Stachel zu immer höherer, reinerer Leistung“, wie er meinte. Das ist Daseinsbehauptung durch Leistung im modernen Verständnis. tergrund betrachtet werden, wenn auch niemals ausschließlich. Als Mensch war Mahler unbequem, als Dirigent noch mehr, sogar gefürchtet. Aber als Komponist war er für viele kaum erträglich. Zu Lebzeiten war Mahler als Dirigent bekannter denn als Komponist, war ein Großer seiner Zeit. Als Opernkapellmeister fühlte er sich nicht recht wohl, doch hatte er als solcher ver schiedene Stationen durchlaufen. Er war schon bald anerkannt, wenn auch als ein äußerst eigenwilliger, fordernder, niemals zufriedenzustellender musikalischer Leiter. Geachtet war er, gefürchtet aber wurde er zeitlebens wegen seiner Strenge und seines hohen Anspruchs an werkgetreues Nach schaffen und seines explosiven Auftretens gegen Sängereitelkeiten. Mit 37 Jahren bereits erreichte er eine „Traumposition“: die künstlerische Leitung der Wiener Hofoper. Dennoch war er weiter hin unzufrieden, beklagte sich über die Mise re des Opernbetriebes, die ihm keine Zeit zum Komponieren ließ. Doch die enorme Praxis als Orchesterleiter hat er für seinen Schaffensprozeß zu nutzen gewußt. Der ihm eigene unverwechselbare Orchesterklang, seine vielgerühmte Instrumentationskunst hat hier ihre Wurzeln. Als Komponist konnte er die Grenzen des bisher Gültigen aufbre chen und ungeheuer erweitern, einen neuen sinfonischen Typus schaffen. Er war der erste Expressionist. Sein Schaffen ist ohne Ver gleich. Mahlers kompositorisches (Euvre umfaßt, wie schon gesagt, - abgesehen von den meist nicht erhaltenen Jugendwerken, dar unter auch etwas Kammermusik - nur zwei Gattungen: die Sinfonie und das Lied. Beide hat er oftmals miteinander verbun den, ja so eng miteinander verknüpft, daß