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Ausgleich zu den Normen des „sozialisti schen Realismus“, denen er aber trotzdem nicht in allen geforderten Aspekten folgen konnte und wollte und deshalb weiterhin Anfeindungen ausgesetzt blieb. Er wollte sich eben niemals als ein Propagandist des Regimes verstehen oder gar benutzen lassen, trotz solcher - pflichtgemäß abzuliefernder - Werke, die ihn leicht in den Ruf eines „Hofpoeten“ hätten bringen können. So kündigte sich bereits während der Kriegs und Nachkriegsjahre in den Kammermusik werken ein lyrisch-resignativer Grundzug in seiner musikalischen Sprache an, über deckt aber von einer stillen, weisen Heiter keit, die aus seiner früheren Ausgelassen heit erwachsen zu sein scheint. Sein letztes großes Werk, die Siebte Sinfonie (1951/52), zeigt gerade diese bezaubernden Momente in aller Deutlichkeit. Prokofjew schloß seine Augen an dem Tage, als auch Stalin starb, am 5. März 1953. Wen sollte es da verwundern, daß sein Tod erst viel später in der Welt wirklich registriert und der große Verlust in seinem ganzen Ausmaß vollständig erkannt wurde. Aufführungsdauer: ca. 35 Minuten; Uraufführung am 2. Mai 1936 in Moskau unter Leitung des Komponisten abzugleiten.“ Er machte sich auch sogleich ans Werk, komponierte Massenlieder, Mär sche, eine Kantate zum 20. Jahrestag der Oktoberrevolution und arbeitete an seinem Ballett „Romeo und Julia“. In diese Zeit fiel der Auftrag des Zentralen Moskauer Kindertheaters, ein Stück zu schreiben für einen Konzertzyklus „Bekanntschaft mit Musikinstrumenten“. Natalja Saz, die Lei terin des Moskauer Kindertheaters, hatte vorgegeben, daß „die Musik das Märchen nicht nur illustrieren, sondern lehren soll, eine Musik zu hören, wie sie der Vorstel lung des Komponisten entspringt und aus den Tönen entsteht“. Prokofjew begeisterte sich daran, schrieb selbst einen vergnügli chen Text für einen Erzähler und komponier te in kürzester Zeit die sinfonische Erzählung Peter und der Wolf - Ein musikalisches Märchen für Kinder mit Sprecher und Or chester op. 67. Er ordnete den handelnden Personen nicht nur ein einzelnes Instru ment oder eine Instrumentengruppe zu, sondern gab ihnen prägnante, charakteri sierende Motive, die immer dann aufklingen, sobald sie in der Geschichte auftreten. Mit einfachsten musikalischen Mitteln schilderte Als Prokofjew nach langer Abwesenheit 1936 endgültig in seine Heimat zurück kehrte, war einiges Heimweh im Spiel. In der weiten Welt hatte er sich einen Namen gemacht, in der Sowjetunion aber wurden seinen Bühnenwerke aufgeführt, mehr als anderswo. Darauf gründeten sich seine Hoffnungen. Hinzu kam sein naiver Glaube, sich mit der offiziellen Kulturpolitik seiner Heimat identifizieren zu können. Er meinte, eine „große“ Musik schreiben zu müssen, die „der Größe unserer Epoche angemessen ist ... Sie soll vor allem melodisch sein, ... einfach und verständlich, ohne ins Triviale 14 15