Dmitri Schostakowitsch So weltweit anerkannt die Musik von Dmitri Schostakowitsch auch ist, so sehr sie auch zu den bedeutendsten musikalischen Schöpfungen unseres Jahrhunderts gehört, war sie doch deutlich an die kulturpoliti schen Entwicklungen in der Sowjetunion gebunden, an das ideologische Machtgefü ge, an eine furchterregende Zensur, an künstlerische Einschränkungen einerseits und kunsthemmende Forderungen ande rerseits. Schostakowitsch war kein musika lischer Weltbürger wie beispielsweise Pro kofjew oder gar Strawinsky, die sich nicht künstlerisch gängeln lassen wollten, sondern lieber zeitweise oder ganz außer Landes gingen. Er unterwarf sich schließlich einer Doktrin, wurde dennoch von der Partei ge maßregelt und mußte mehrfach versuchen, seinen Kopf aus einer geknüpften Schlinge zu ziehen. Er ging in eine innere Emigration, spielte sogar die Rolle eines „Gottesnarren“, der hinter der Maske der Einfältigkeit die Wahrheit zu verkünden versucht. Er wollte, mußte überleben, durfte sich, um vor sich selbst zu bestehen, dabei aber nicht verra ten. Und so entstanden immer wieder Werke, die ihn zu einem der bedeutendsten Kom ponisten unserer Zeit machten und ihn zu einem wichtigen Repräsentanten der viel schichtigen und widersprüchlichen Musik entwicklung im 20. Jahrhundert werden ließ. Schon frühzeitig, als lOjähriger, machte Schostakowitsch auf sich aufmerksam. Mit seiner 1. Sinfonie am Leningrader Konser vatorium, einer Staatsexamensarbeit (1925), erreichte er rasch eine ganz ungewöhnliche Berühmtheit in seiner Heimat, die bald I geb. 12. (25)9.1906 in St. Petersburg; gest. 9.8.1975 in Moskau 1919 Studium am Petrograder Konservatorium (u.a. bei Steinberg) 1926 Erste Sinfonie (Diplomarbeit) 1930-32 „Lady Mabeth von Mzensk“ (UA 1934) 1936 Beginn einer Kampagne gegen Schostakowitsch (Prawdaartikel „Chaos statt Musik“) 1937-41 Professur für Komposition (Leningrader Konservatorium) 1939-48 Mitglied des sowj. Komponisten verbandes 1941 Siebente Sinfonie („Leningrader“) 1943-49 Professur am Moskauer Konservato rium 1948 erneute Kritik der Partei am Schaffen 1959 USA-Reise (Delegation sowj. Komponisten)