Francis Poulenc, der zu den füh renden Komponisten Frankreichs in der ersten Hälfte des 20. Jahrhun derts gehörte, wurde mit 1 5 Jahren Lieblingsschüler des spanischen Pia nisten Ricardo Vihes, der ihn mit Eric Satie und Georges Auric bekannt machte, zwei Musiker, die auf sei ne künstlerische Entwicklung größ ten Einfluß gewannen. 1917 ge langte in Paris in einem avantgar distischen Konzert der Sängerin Jane Bathori sein erstes Werk, die Rhapsodie negre für Singstimme, Streicher, Klavier, Flöte und Klarinet te, zur Uraufführung. Nach dem ersten Weltkrieg trat Poulenc der „Groupe des Six" bei. Mit Darius Milhaud, der als einer der ersten seine außerordentliche Begabung erkannte, reiste er durch Europa und traf in Österreich mit Alban Berg, Anton Webern und Arnold Schönberg zusammen. Milhaud sagte nach Kenntnis eini ger Frühwerke von Poulenc: „Nach all den impressionistischen Nebeln diese einfache, klare Kunst, die an die Tradition von Mozart und Scarlatti anknüpft - wird sie nicht die nächste Phase unserer Musik sein?" Der Komponist, der vor allem mit Liedern und Klavierwerken - er war selbst ein ausgezeichneter Pianist- schnell bekannt wurde, wandte sich frühzeitig dem Theater zu, zunächst dem Ballett und in den vierziger Jahren - mit der Opera buffa „Les Mamelles des Tiresias" - der Gat tung der Oper, die er 1 957 um ei nen Welterfolg bereicherte: mit „Les Dialogues des Carmelites" nach Georges Bernanos. Das Kriegsge schehen und Dichtungen von Eluard hatten ihn 1943 zu einer Kantate, „Figure Humaine" veranlaßt. 1958 schrieb er nach Jean Cocteau, mit dem er noch zuletzt eng zusammen arbeitete, die einaktige tragedie lyrique „La voix humaine". In sei nem Gesamtschaffen nimmt auch die Kirchenmusik einen wesentli chen Platz ein. Das alles bestätigt die Ansicht Claude Rostands: „Es ist nicht die pianistische Produktion, in der Poulenc sein Bestes gegeben hat. Dies verdient hervorgehoben zu werden, ohne daß man deswe gen einer übermäßigen Strenge be zichtigt werden kann. Es sei daran erinnert, daß man ihn von seinen Vokalwerken aus, den Chören und Liedern, beurteilen muß, um sicher zu sein, die tiefere und ganze Be deutung seiner Kunst nicht verkannt zu haben. Das pianistische Schaf fen zeigt uns einen zu ausschließ lich ,charmanten' Poulenc, wo doch dieses bemerkenswerte Musiker temperament noch zu anderem be rufen ist als zum Gefälligen." Darauf sei hier hingewiesen, weil der „gefällige" Poulenc nur die eine Seite dieser Persönlichkeit ist, an die man sich bisher bei uns vor allem gehalten hat und die auch aus dem heute erklingenden Werk des Fran zosen zu uns spricht. Das 1932 geschriebene Konzert für zwei Klaviere und Orchester d- Moll, das am 5. September des gleichen Jahres zum Internationalen Musikfest in Venedig mit dem Kom ponisten und Jacques Fevrier als Francis Poulenc gehört zu den führenden französischen Komponisten des 20. Jahrhunderts