Spieldauer: ca. 8 Minuten Als am 20. November 1 889 in ei nem Abonnementskonzert der Phil harmonischen Gesellschaft in Buda pest unter der Leitung des Kompo nisten die Sinfonie Nr. 1 D-Dur von Gustav Mahler uraufgeführt wurde, stand an der Stelle des zwei ten Satzes ein Andante von lyrischer Schönheit, das der Autor später zurückzog. Auch in den nachfolgen den Aufführungen der 1. Sinfonie in Hamburg und Weimar erklang dieser serenadenartige Satz noch, den Mahler „Blumine" nannte und den er dann nach der Weimarer Aufführung eliminierte. Seit der Ber liner Premiere vom 16. März 1 896 wird die „Erste" als viersätziges Werk gespielt; auch die Erstausga be erschien 1 899 schon ohne den „Blumine"-Satz, den Mahler ei ner für eine Kasseler Theaterauffüh rung von Joseph Victor von Schaf fels Versepos „Der Trompeter von Säckingen" geschriebenen Begleit musik entnommen hatte. Was veranlaßte wohl den Kompo nisten zunächst das ältere Stück, das mit einer Kantilene der Trompete beginnt und schließt und das er ei gentlich „zu sentimental" fand, in die „Erste" aufzunehmen? Wohl weil der ständchenartige Satz ganz gut in die Landschaft der „ersten Abtheilung" zu passen schien, war er doch von vornherein als Ständ chen konzipiert, als das Ständchen, das der Trompeter Werner „in der Mondnacht nach dem Schlosse, wo Margareta wohnt, über den Rhein hinüber" bläst. Auch ein Kritikerder Budapester Uraufführung faßte das Andante als Ständchen auf. „Die folgende Serenade ist" - so schrieb er - „eine innige, schwärmerische Melodie der Trompete, welche mit einem schwermütigen Gesang der Oboe alterniert, wir erkennen un schwer das Liebespaar, welches in verschwiegener Nacht seine zarten Gefühle austauscht. Die beiden obligaten Instrumente werden sehr feinsinnig von dem Streichquartett begleitet." Auch Mahler bezeich nete den Satz in einem Gespräch als „Liebesepisode". Hauptsächlich wegen zu großer Ähnlichkeit der Tonarten in benach barten Sätzen habe er aber das Stück, das in C-Dur steht, wieder aus der Sinfonie entfernt. Denkbar ist jedoch ferner, daß er den Satz, der in Form und Stimmung das Adagietto der 5. Sinfonie antizi piert, deshalb eliminierte, um die Norm der viersätzigen Sinfonie nicht verletzen zu müssen, aber auch, wie Bruno Walter vermutete, weil der ausgesprochen lyrische, gefühlvolle Charakter irgendwie im Gegensatz zu dem Sturm-und- Drang-Charakter der Sinfonie stand. Nach diesem vergessenen Stück der Mahlerschen Muse, das den noch hörenswert ist - die Hand schrift befindet sich im Besitz der Wiener Mahler-Gesellschaft-erklin gen in unserer Programmfolge Fünf Lieder nach Gedichten aus „Des Knaben Wunder horn", die zu den letzten Höhe punkten der musikalischen Romantik