Die Texte für die Lyrische Sinfonie in sieben Gesängen op. 8 entnahm Zemlinsky dem Gedichtband "Der Gärtner" Lyrischen Sinfonie in sieben Gesängen op. 18 äußerte Eberhardt Klemm: „Die Romane und Dichtungen des Inders Rabindranath Tagore (1861-1941) erfreuten sich insbesondere in der Zeit um den Ersten Weltkrieg größ ter Beliebtheit in Europa. Für eine seiner Gedichtsammlungen hatte er 1913 sogar den Nobelpreis erhal ten. Kein Wunder, daß auch „Der Gärtner" (Leipzig 1914), eine Sammlung von „Liebes- und Lebens lyrik", zu einem großen Bucherfolg wurde. In Monologen und Dialogen besingt hier Tagore Themen, an die sich die Leser klammerten, weil sie sie für ungebrochen und ewig hiel ten: das Geheimnisvolle der Nacht, die Atmosphäre der Natur, das Ge heimnis des Herzens, das Verlan gen nach Liebe und Geborgenheit, die Sehnsucht nach dem ganz an deren, die Einsamkeit. Tagore über trug diese Lyrik aus dem Bengali ins Englische selbst, der deutschen Übersetzung von Hans Effenberger lag die englische Ausgabe zugrun de. Dem Gedichtband „Der Gärtner" entnahm Alexander Zemlinsky für seine Lyrische Sinfonie op. 1 8 sie ben Stücke. Sie fügen sich zu ei nem Gespräch zwischen dem Künst ler (Bariton) und dem Mädchen (So pran); es geht in ihm um das Ver hältnis von Kunst und Leben. Die sieben Gesänge werden abwech selnd von der Männer- und Frauen stimme vorgetragen, doch sind dem Bariton der Anfangs- und der Schlußgesang vorbehalten. Der erste Gesang spricht von der Sehnsucht „nach fernen Dingen", die in dieser Welt unerfüllbar ist. Das Verlangen des Mädchens im zweiten Gesang ist nicht auf das „große Jenseits" gerichtet, sondern auf die Erfüllung der Liebe. Es ist freilich ebenso hoffnungslos. Auch im dritten Gesang ist von Liebe die Rede. Hier wird aber kein Du an gesprochen; der zentrale Satz „Du bist mein Eigen, mein Eigen" ist von einem gesagt, dem die Liebe nur seiner Verwirklichung, der Verwirk lichung des Künstlers, dient. Der Haltung des Künstlers, dem Liebe nur ein Mittel der Inspiration ist, steht im vierten Gesang die wirkli che Erfüllung gegenüber, nach der es das Mädchen verlangt. Der Künstler dagegen entzieht sich der erfüllten Liebe, sie ist ihm nun Ge fangenschaft, Tod der Inspiration (fünfter Gesang). Erst im sechsten Gesang wird das Mädchen der Vergeblichkeit ihrer Liebe inne. Das Scheitern der Liebe nimmt der Künst ler, der sich verstrickt fühlt in das reale Leben, nicht tragisch. Im Ge genteil, ihm wird es zum Stimulans seines Schaffens, schließlich zum ästhetischen Objekt selbst" (sieben ter Gesang). Als eine Verbindung der Gattungen Lied und Sinfonie ist die Lyrische Sinfonie Zemlinskys vor allem Gu stav Mahlers „Lied von der Erde" verpflichtet, mit dem sie auch die exotisierenden, die Ferne beschwö renden Texte gemein hat. Doch schuf Zemlinsky keine Kopie des