Lange Zeit kannte man Alexan der Zemlinsky nur als den ein zigen Lehrer und späteren Schwa ger Arnold Schönbergs. Erst in jüng ster Zeit ist der jahrzehntelang bei nahe völlig Vergessene aus dem Schatten der Wiener Schule heraus getreten, sind vor allem seine Streichquartette und Opern, aber auch manche seiner Orchester werke, insbesondere die Lyrische Sinfonie, wieder ins Licht der Öf fentlichkeit gerückt und zeugen von den harmonisch und melodisch fein differenzierten, klanglich reich ge fächerten, gefühlsintensiven Aus drucksmöglichkeiten des Komponi sten. Zemlinsky kam aus der Tradi tion von Brahms und Wagner und gehörte einst zum Kreis um Mahler und Schönberg, die ihn beide schöpferisch anregten. Auch Ri chard Strauss und Franz Schreker beeindruckten ihn. Zemlinsky studierte am Konserva torium der Gesellschaft der Musik freunde in seiner Vaterstadt Wien. Schon in dieser Zeit mehrmaliger Preisträger, hatte er auch nach Ab schluß des Studiums 1892 rasche Erfolge als Komponist. Förderung durch Brahms, wenig später durch Mahler wurde ihm zuteil, die an gesehensten Wiener Kammermusik vereinigungen spielten seine Wer ke, so daß er sich zunächst nicht veranlaßt sah, seine Karriere als Kapellmeister zu beginnen. Trotz dem geriet seine so verheißungsvoll begonnene kompositorische Lauf bahn bald ins Hintertreffen und sei ne langjährige Dirigentenkarriere nahm mit einem ungeliebten Enga gementais Operettenkapellmeister am Wiener Carl-Theater 1900 ih ren Anfang. Uber das Theater an der Wien kam er dann an die Wie ner Volksoper (1904-1911), und Gustav Mahler holte ihn 1907 an die Hofoper. Mahlers Demissio- nierung verursachte jedoch auch einen Riß in Zemlinskys Leben. Er ging nach Prag, wo unter seiner Leitung das Deutsche Landestheater in den Jahren 191 1-1927 zu einer führenden Bühne avancierte und er sich auch als Mahler-, Strauss- und Schönberg-Dirigent einen Namen als Konzertdirigent machte. Die Pra ger Jahre waren gleichzeitig seine kompositorisch fruchtbarste Zeit, in der die meisten seiner Hauptwerke entstanden, darunter das 2. Streich quartett (1916) und die Lyrische Sin fonie (1922/23), die am 4. Juni 1924 uraufgeführt wurde. 1927 bis 1930 wirkte er als 2. Kapellmei ster an der Berliner Kroll-Oper. Von 1930 an unterrichtete er an der Berliner Musikhochschule und diri gierte außerdem als Gast an der Lindenoper. Mit der Oper „Der Krei dekreis" (nach Kiabund, 1933) er rang er nochmals einen durchschla genden Erfolg, wären nicht neue Hoffnungen durch die Nazis zer störtworden. Zemlinsky mußte über Wien und Prag 1939 in die USA emigrieren, wo er, schon bald er krankt, vereinsamt 1942 in Larchmont/New York starb. Über die textlich-inhaltliche Grund lage der nach Gedichten von Rabindranath Tagore komponierten Alexander Zemlinsky und seine Werke waren jahrzehntelang zu Unrecht vergessen