Lied des Verfolgten im Turm Der Gefangene Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten, Sie rauschen vorbei wie nächtliche Schatten. Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger sie schießen, Es bleibet dabei, die Gedanken sind frei! Das Mädchen Im Sommer ist gut lustig sein Auf hohen wilden Bergen. Dort findet man grün Plätzelein, Mein Herz, verliebtes Schätzelein, Von dir, von dir mag ich nicht scheiden. Der Gefangene Und sperrt man mich in finstere Kerker, Dies alles sind nur vergebliche Werke, Denn meine Gedanken Zerreißen die Schranken Und Mauern entzwei, Die Gedanken sind frei! Das Mädchen Im Sommer ist gut lustig sein auf hohen wilden Bergen, Man ist da ewig ganz allein auf hohen wilden Bergen, Man hört da gar kein Kindergeschrei! Die Luft mag einem da werden. Der Gefangene So sei's, wie es sei, und wenn es sich schicket Nur alles, alles sei in der Stille, nur alls in der Still! Mein Wunsch und Begehren, niemand kann's wehren! Es bleibet dabei: die Gedanken sind frei! Das Mädchen Mein Schatz, du singst so fröhlich hier, Wie's Vöglein im Grase. Ich steh so traurig bei der Kerkertür, Wär ich doch tot, wär ich bei dir, Ach muß, ach muß ich immer denn klagen? Der Gefangene Und weil du so klagst, der Lieb ich entsage! Und ist es gewagt, so kann mich nichts plagen! So kann ich im Herzen stets lachen und scherzen. Es bleibet dabei: die Gedanken sind frei!