ZUR EINFÜHRUNG "Eigentlich genügen mir nicht einmal zwei Klaviere" - die Entstehungsge schichte des 1. Klavierkonzertes von Johannes Brahms Spieldauer: ca. 50 Minuten o Keines der vier großen Konzertwerke Johannes Brahms' weist eine solch komplizierte und lange Entstehungsge schichte wie das 1. Klavierkonzert d-Moll op. 15 auf. Schon im Jahre 1 854 lag eine erste Fassung des Wer kes vor - hier allerdings noch in Form einer Sonate für zwei Klaviere. Im Ge gensatz zu seinen begeisterten Freunden war Brahms selbst von dieser Komposi tion nicht überzeugt. Anlaß für seine Un zufriedenheitwar in der Hauptsache die sehr kleine Besetzung - „eigentlich ge nügen mir nicht einmal zwei Klaviere" - schrieb er an Joseph Joachim, den Diri genten der späteren Uraufführung des Klavierkonzerts. Er begann deshalb zu nächst mit der Umarbeitung zu einer Sin fonie, gab dieses Vorhaben jedoch bald wieder auf und nach mehreren neuen Ansätzen entstand so erst 21 Jahre spä ter wirklich die 1. Sinfonie. Im Januar 1 855 schrieb Brahms an Clara Schumann: „Denken Sie, was ich die Nacht träumte. Ich hätte meine verun glückte Symphonie zu meinem Klavier konzert benutzt und spielte dieses." Tat sächlich dienten das ursprüngliche Sonatenmaterial und die „verunglückte Symphonie" ab 1 856 als Grundlage für die Entstehung des 1. Klavierkonzertes, das nach wiederholten Überarbeitungen 1 857 endlich fertiggestellt war. Sollte zunächst das Scherzo der Sonate Ein gang in das Konzert finden, gab Brahms diesen Plan jedoch wieder auf und ver arbeitete dieses Scherzo als zweiten Satz („Denn alles Fleisch, es ist wie Gras") im 1862 entstandenen Deutschen Requiem. Am 22. Januar 1 859 fand in Hannover unter der Leitung Joseph Joachims die Uraufführung des 1. Klavierkonzertes statt, Brahms selbst übernahm den Solo part. Erlangte das Werk hier noch freundliche Aufnahme durch das Publi kum, so sollte die Aufführung wenige Tage später in Leipzig zur Katastrophe werden - das Konzert stieß auf allgemei ne Ablehnung und Unverständnis, und es bedurfte einiger Zeit, bis es sich bei Musikern und Zuhörern wieder durch setzen konnte. Der sinfonische Charak ter und die überdimensional erscheinen de Anlage der einzelnen Sätze wurden dem Konzert oftmals angelastet - doch ohne Zweifel zählt es zu einem der emotionalsten Werke seiner Gattung. Der erste Satz (Maestoso) wird von ei ner gewaltigen Orchestereinleitung er öffnet. Das dramatische, von Triller motiven durchzogene Hauptthema („Siehgst, dös is a Symphoniethema", soll Bruckner dazu gesagt haben) geht zu einem kurzen beruhigendem Zwi schenspiel über, bevor die Wiederho lung des ersten Themas den Einsatz des Solisten vorbereitet. Das Klavier bringt zunächst eine eigene melodische Wen dung in das musikalische Geschehen ein, übernimmt jedoch bald das Orchesterthema. Das folgende, sehr gesangliche Seitenthema in F-Dur - zu nächst vom Soloinstrument allein vorge tragen -zählt zu den schönsten kompo sitorischen Eingebungen des jungen Brahms. Prägend für die Durchführung bleibt jedoch das kraftvoll vorwärts drängende Hauptthema, welches hier im stürmischen Wechselspiel von Solisten und Orchester seine Verarbeitung er fährt. In der verkürzten Reprise kommt das Motiv des ersten Klaviereinsatzes wieder mehr zum Tragen - nun aber vom Orchester übernommen. Das F-Dur- Seitenthema leitet schließlich in die von Horn-Synkopen eröffnete Coda über.