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Jürg Baur: Sinfonische Metamorphosen über Gesualdo Wie der Titel bereits anklingen läßt, war das - in seiner harmonischen Ex pressivität außergewöhnliche - CEuvre des italienischen Madrigalkomponi sten Gesualdo, Don Carlo, Fürst von Venosa (1560-1613), Anknüpfungs punkt für Baurs Sinfonische Metamorphosen aus dem Jahre 1981. Sieben choralartige Klangbeispiele aus Gesualdos späten fünfstimmigen Madrigalen (4., 5. und 6. Band) werden jeweils zu Beginn eines Satzteils der Fantasie zitiert. Insofern haben sie sowohl gliedernde als auch thematisch einleitende Funktion für die nachfolgenden rhapsodischen Metamorpho sen. Im Preludio entstehen aus den in Gesualdos Namen enthaltenen Tonbuch staben (G-E-Es-A-D) schwebende Klangflächen, rezitativische Gedanken und ein rhythmisch prägnantes Paukenthema. Alle diese Formen kehren in nerhalb des Stückes leitmotivartig wieder. Der zweite Abschnitt (Improvisazione) lebt von dem Kontrast zwischen li nearen Streicher-Partien und dichten Bläserklängen. Die Passacaglia hat den Baß eines Gesualdo-Zitats zum Thema. Im Furioso herrscht eine lebhafte Streicherbewegung; ihr stehen tiefe Blä serstimmen gegenüber. Der fünfte Teil (Alla marcia) entwickelt sich nach kantablem Beginn zu einem ekstatischen Trauermarsch. Das Rondello wird seinem Namen durch Klangfiguren, die um sich selbst kreisen, gerecht. Der letzte Abschnitt (Ritorno e Stretta) nimmt zunächst die verhaltene Stim mung des Anfangs auf, bevor eine kurze Stretta zum hymnenartigen Schluß führt. Ein Blick auf Gesualdos Madrigale zeigt, daß die Texte der Musikzitate von Tod, Liebesschmerz und Verzweiflung sprechen. Sie beinhalten damit auch zentrale Momente von Gesualdos Leben: die Ermordung seiner ersten Frau und ihres Liebhabers sowie den andauernden inneren Zwiespalt zwischen Auflehnung und Resignation oder Leidenschaft und Zartheit. Davon sollen - so Baur selbst - die Metamorphosen Zeugnis geben. Birgit Klose Sergej Rachmaninow: Klavierkonzert Nr. 2 c-Moll op. 18 Der russische Komponist Sergej Rachmaninow führte das Leben eines voll kommen von der Musik erfüllten Menschen. Nach den Studienjahren am Moskauer Konservatorium, an dem er von seinem Cousin Siloti, einem Schüler Franz Liszts, unterrichtet worden ist, gelang es ihm, sich als Pianist aber auch als Komponist in der russischen Heimat zu etablieren. Daß sich jedoch das Leben aus der Summe von Lust und Leid ergibt, mußte auch Rachmaninow auf der ersten Höhe seines Ruhms erkennen: die Urauffüh-