tik, darin Franz Schubert und Carl Maria von Weber durchaus nahestehend, ist Bruckners populärste Symphonie zweifellos zu verstehen. Ihr Entstehungspro zeß zog sich über einen langen Zeitraum hin. Die erste Fassung trägt in der Parti tur den Vermerk, daß sie „am 22. November 1874 in Wien, halb neun abends“ abgeschlossen wurde. Noch vor einer Aufführung dieser Fassung meinte der Komponist, daß die „Vierte, romantische Symphonie einer gründlichen Umar beitung dringend bedarf ...“ Sie vollzog sich zwischen 1878 und 1880 und hatte die Neukomposition des Jagdscherzos (im Dezember 1878) und ein völlig umge arbeitetes Finale (zsischen November 1879 und Juni 1880) zur Folge. In dieser Fassung wurde die Symphonie am 20. Februar 1881 in Wien durch Hans Richter uraufgeführt. Zwischen 1886 und 1888 besorgte der Dirigent Ferdinand Löwe eine Umarbeitung, die ein Jahr später zum Erstdruck des Werkes führte. Der Eingangssatz ist in übersichtlicher Sonatenform angelegt - mit dem Unter schied , daß statt der traditionellen zwei Themen drei Themengruppen verwendet werden. Über dunkel getöntem Streichertremolo erklingt zu Beginn der charak teristische Quintenruf des Hauptthemas im Horn. Die zweite Themengruppe ent hält zwei anmutig kontrastierende Motive: eine gesangvolle Melodie (zuerst in den Bratschen) und ein stark rhythmisch geprägtes Element. Der Durchfüh rungsteil verarbeitet überwiegend das Material der ersten Themengruppe. Die Reprise mündet zum Abschluß in eine Coda von großartiger Klangpracht. - Der langsame Satz rollt in zwei weit ausschwingenden Steigerungswellen ab, die von zwei markanten Themen geprägt sind: einer sich elegisch aussingenden Melodie der Violoncelli zu stockenden Begleitrhythmen und einer lyrischen Bratschen weise, die sich in ruhigen Atemzügen ausbreitet. Zu dieser Grundsubstanz treten choralartige Zwischenglieder, die dem ausdrucksstarken Satz das Flair einer Me ditation geben. - Das Scherzo trägt in der Tat Jagdcharakter, unterbrochen von einem Trio in der Gestalt eines liebenswürdigen Ländlers. - Das Finale setzt mit einem geheimnisvollen Motiv in absteigender Linie ein, das in ein grandioses Unisono-Thema einmündet. Es folgt ein Thema, das wie ein Trauermarsch an mutet. Im weiteren Verlaufe des Satzes fehlt es nicht an Überraschungen, wenn etwa aus dem Trauermarsch unmittelbar ein freundlicher Gedanke in Dur er wächst. Aus der Aufstellung und in der kunstvollen Auseinandersetzung mit kraftgeladenen thematischen Energien formt Bruckner in immer neuen Ansät zen einen musikalischen Kosmos großartiger Klangvisionen. Monumental wie die Durchführung wirkt auch die Reprise. Der Satz und damit die gesamte Sym phonie schließt mit einer Coda, die an Feierlichkeit und Erhabenheit die des Ein gangssatzes noch überbietet. - Der Komponist selber hat den in der Coda erklin genden Choral als „das Schwanenlied der Romantik“ bezeichnet und damit noch einmal die Namensgebung seiner Vierten als der „Romantischen“ bekräftigt. Zweifellos ist es gerade dieses Werk, das dem Musikfreund den Weg zu den monumentalen Gebilden seiner nachfolgenden symphonischen Schöpfungen bis hin zu seiner neunten Symphonie, die er der Überlieferung nach „dem lieben Gott“ gewidmet hat, eröffnen hilft.