Hector Berlioz. Lithographie nach dem Gemälde von Emile Signol (1831/32) Ich glaube nicht, daß man Berlioz hätte begegnen können, ohne überrascht zu werden durch den ureigenen Ausdruck seiner Gesichtszüge. Seine hohe Stirn, scharf abgeschnitten über den tief liegen den Augen, die auffallend stark gebogene Habichtsnase, die schmalen, feingeschnittenen Lippen, das etwas kurze Kinn, alles dies gekrönt von einer außerordentlichen Fülle hellbraun gefärbter Locken, die ihr phantastisches Wachstum nicht einmal durch dös ordnende Eisen des Haarkünstlers einbüßten - man konnte diesen Kopf nicht vergessen, wenn man ihn einmal gesehen hatte. - Er gehörte zu den Menschen, denen es ein Bedürfnis ist, vor sich selber immer interessant zu erschei nen. - Als Dirigent, namentlich der eigenen Schöpfungen, war Berlioz von eminenter Befähigung. Schon seine Persönlichkeit gewann ihm die Teilnahme der Ausübenden, sie steigerte sich durch das Feuer, durch die Umsicht, die er entwickelte, durch die gänzliche Hingabe an die Sache mit Leib und Seele. - Hector Berlioz gehört nicht in unser musikalisches Sonnensystem - er gehört nicht zu den Planeten, weder zu den großen noch zu den kleinen. Ein Komet war er, - weithin leuchtend, et was unheimlich anzuschauen, bald wieder verschwindend; - seine Erscheinung wird aber unverges sen bleiben. Daß ein ähnlicher am musikalischen Firmament sich wieder zeigen werde, ist weder zu hoffen noch zu fürchten und schwerlich zu erwarten. Ferdinand Hiller (1880)