bestehend aus Reprise und Coda. Der Tendenz nach wird somit die Sonatenform durch eine An lage gemäß dem viersätzigen Zyklus überlagert: Hauptsatz / Kopfsatz - Seitensatz / Scherzo - Durchführung / Langsamer Satz - Reprise / Fi nale. Gewandelt im Hinblick auf klassische Mu ster zeigt sich auch die ästhetische Idee: Das ly rische und historisch „rückständige" Liedthema ist nicht mehr der Initiator eines dramatischen Geschehens, sondern wird in einem evolutionä ren Prozeß gleichsam einer sinfonischen Moder nisierung unterzogen. Autograph von N. W. Gade aus der 1. Sinfonie (1 840) Nach einem fulminanten Scherzo, das einen an klassischen Vorbildern orientierten Formteil mit einem dem Mendelssohnschen „Elfen-Typus" nachempfundenen Abschnitt in raschem Wech sel konfrontiert, folgt ein aus drei thematischen Gedanken aufgebautes Andantino grazioso. Ähnlich der Idee des Kopfsatzes weist auch hier der Wandel der Thematik einen quasi histori schen Prospektcharakter auf: die Führung der Begleitstimmen ändert sich von relativer Selb ständigkeit zur Figuration gebrochener Akkor de. Die Liedmotivik aus dem ersten Satz erfährt im Finale unter dem Einfluß eines choralhaften Sei tenthemas eine Monumentalisierung, die aller dings mehr auf Montage als auf vermittelnder Verarbeitung beruht. Gades op. 5 stellt auf dem Gebiet der Sinfonie den ersten und von Zeitgenossen wie Mendels sohn und Schumann hochgeschätzten Versuch dar, aus national gefärbter Liedsubstanz die „große" Form zu entwickeln. Mithin kann man dieses Werk als eine Art Gründungsdokument bezeichnen. Sein Rang fußt jedoch nicht nur auf der gattungsgeschichtlichen Bedeutung, sondern auch auf der höchst originellen Konzeption.