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zurück, beweist sein Genie nicht mit der letzten Sinfonie, so Kühnes und Ungeheures sie ausspricht, was keine Zunge zuvor, - ebensogut könnt ihr das mit der Ersten ..." P. F. Beethovens sinfonischer Erstling bestätigte so recht die Äußerung des Grafen Waldstein, daß er „durch ununterbrochenen Fleiß Mozarts Geist aus Haydns Händen erhalten" habe. Beethovens 1. Sinfonie, die Carl Maria von Weber eine „feurig-strömende" nannte und die fraglos das erste Gipfelwerk des jungen Genius darstellt, wurde dank ihres lebens bejahenden, strahlend-heiteren Charakters, ih res stolzen Kraftbewußtseins schnell populär. Bereits im Jahre 1 802 rühmte die Leipziger Allgemeine musikalische Zeitung die Sinfonie als „geistreich, kräftig, originell". Dasselbe Blatt bezeichnete das Werk drei Jahre später als das Muster „einer herrlichen Kunstschöp fung. Alle Instrumente sind trefflich genutzt, ein ungemeiner Reichtum der Ideen ist darin prächtig und anmutig entfaltet, und doch herrscht überall Zusammenhang, Ordnung und Licht." Die Sinfonie beginnt mit einer langsamen Einleitung (Adagio) - überraschenderweise auf dem breit ausgehaltenen Dominantseptimak- kord von F-Dur, bis dann nach etwas unent schlossener Kadenzierung G-Dur erreicht wird. Nach einer gleitenden Zweiunddreißigstelfigur erklingt sodann, von den Violinen gespielt, das prägnante, unbeschwerte C-Dur-Haupt- thema (Allegro con brio), während das G-Dur- Seitenthema auf Flöte und Oboe verteilt ist. Die knappe Durchführung ist von Mozartscher Feinheit und Durchsichtigkeit und verwandelt geistvoll das thematische Material. Ein Holz bläser-Unisono bildet den Übergang zur Coda, die den Satz festlich beschließt. Ein versonnen liedhaftes Hauptthema gibt dem zweiten Satz (Andante), einem Sonaten satz nach Haydnschem Vorbild, seinen edlen, schwärmerisch-innigen Charakter. Nur dem Namen nach ist der dritte Satz ein Menuett. Zwar ist die alte Tanzform noch zu erkennen, jedoch begegnen bereits die typischen Merkmale der späteren Beethoven- schen Scherzi: das spannungsgeladene, em pordrängende Thema mit seiner kapriziösen rhythmischen Gestaltung und humorvollen Ver arbeitung, die kontrastreiche Dynamik und nicht zuletzt das feurige Zeitmaß (Allegro molto e vivace). Die für das 18. Jahrhundert noch obligatorische Tradition des Menuett satzes wird hier schon recht selbstherrlich, ja umstürzlerisch gehandhabt, ehe sie Beethoven von der 2. Sinfonie ab zugunsten des Scher zos gänzlich aufgibt. Deutlich hebt sich der Trioteil mit seinen Bläserakkorden und Geigen figuren vom „Menuett" ab. Nach einer kurios-tastenden Einleitung hebt das rondohafte, turbulente Finale an mit sei nem schwungvoll-vorwärtsstürmenden Haupt thema, seiner klaren, übersichtlichen Form und der geistreichen (sonatensatzähnlichen) Verar beitung der musikalischen Gedanken. D. H. Sein „Lied von der Erde" komponierte Gustav Mahler 1908 in Toblach/Südtirol. Die Texte, die er dazu der von Hans Bethge übersetzten und herausgegebenen Sammlung chinesischer Lyrik entnahm, veränderte er an zahlreichen Stellen, zum Teil nicht unwesent lich. (Das erste, dritte, vierte und fünfte Gedicht stammt im Original von Li-Tai-pe, dem „unvergessenen" chinesischen Dichter des 8. Jahrhunderts; das zweite hat Tschang-Tsi zum Verfasser; das sechste hat Mahler aus zwei Texten von Mong-Kao-jen und Wang- Wei zusammengestellt). Uraufgeführt wurde das „Lied von der Erde" erst ein halbes Jahr nach Mahlers Tod, am 20. November 1911 in München, die Leitung hatte Bruno Walter. „Ich war fleißig (woraus Sie ersehen, daß ich mich ziemlich .akklimatisiert' habe). Ich