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Folge der sechs abwechselnd einer Tenor- und einer Altstimme anvertrauten Orchesterlieder, die z. T. strophisch gestaltet, z. T. frei durch komponiert sind, zeigt eine Anordnung im Sinne sinfonischer Entwicklung. Große gestalterische Kraft, Konzentration und Prägnanz des Ausdrucks läßt gleich das zwingende, gedrängte erste Stück des Zyklus, das dreistrophige „Trinklied vom Jammer der Erde" erkennen, das durch ein stimmungs mäßiges Schwanken zwischen tiefster Melan cholie, kraftvoll, wildem Aufbegehren und verzweifeltem Übermut mit grotesk-phantasti schen, glühend ekstatischen Zügen charakte risiert ist. „Etwas schleichend, ermüdet" steht über dem sehr verinnerlichten, in Rondoform gear beiteten zweiten Satz, „Der Einsame im Herbst" betitelt. Über gedämpften, gleich mäßigen Streicherklängen ertönt zuerst ele gischer Oboengesang, dann die Klage der Altstimme; die gleitende Melodik weist eine leicht pentatonische Färbung auf. Bildhafte Anmut, Beschwingtheit und Leich tigkeit zeichnen den folgenden Gesang („Von der Jugend") aus, ein reizendes, gläsern transparentes Genrestück von subtiler Farbge bung, apartem Reiz. Ein leicht exotisierender Klangstil wird auch im vierten Satz, „Von der Schönheit" genannt, bemerkbar, wobei hier in der Instrumentation zwei Harfen und eine Mandoline hervortreten. Dieses stärkere rhythmische Impulse aufwei sende, sprühende Lebensfreude ausströmende Stück klingt nach einer großen Steigerung im mittleren Teil ganz zart und sensibel aus. An die Atmosphäre des Anfangs erinnert der fünfte, wild und keck einsetzende Teil, „Der Trunkene im Frühling". Auch hier wieder Wechsel der Stimmungen, Wechsel zwischen Trotz und Gleichgültigkeit, auflachendem Über mut und lyrisch-weltschmerzlichen Wendungen. Erschütternde Traurigkeit, tiefste Melancho lie prägen nach all den bunten, verschie denfarbigen Bildern des Lebens, die in den vorangegangenen Stücken gezeichnet wur den, in stärkster Stimmungsgewalt den Cha rakter des Schlußsatzes. Bereits dem äußeren Umfang nach übertrifft dieser als Hauptstück des Ganzen aufzufassende „Abschied" bei weitem alle übrigen Teile, bildet in seiner poe tischen Kraft, seiner großlinigen Architektur aber auch den wirklichen musikalischen Höhepunkt. „Gänzlich ersterbend", in dreifachem Pianis- simo - vom Moll des Anfangs nach Dur aufge hellt - wird das Werk beschlossen. D. H. besser sehen gut aussehen gerne Brille tragen PANZEP AUGENOPTIK Schillerplatz 7 8053 Dresden Telefon 353 54