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er Claudels Sekretär während dessen Bot schaftertätigkeit in Rio de Janeiro, wo er südamerikanische Folklore und Tanzmusik kennenlernte. Nach Frankreich zurückge kehrt, nahm er Kontakte zur Gruppe „Nou- veaux Jeunes" auf, insbesondere zum Kom ponisten Erik Satie und zu dem Dichter Jean Cocteau, mit dem es ebenfalls zu einer en gen schöpferischen Zusammenarbeit wie mit Claudel kam. Mit dem von Cocteau for mulierten Ziel der „Groupe des Six" - Ab kehr vom Wagnerismus und dem allerdings einseitig in bloß dekorativem Sinn verstan denen Impressionismus - identifizierte er sich, verarbeitete Einflüsse des Jazz, der Music-Hall und des Films, machte ausge dehnte Konzertreisen, zunehmend als Diri gent, trotz einer seit Ende der zwanziger Jahre zunehmenden körperlichen Behinde rung, die ihn schließlich an den Rollstuhl fesselte, was ihn nicht hinderte (Triumph menschlichen Willens!), weiterhin zu kom ponieren, zu unterrichten und (im Sitzen) zu dirigieren. Während seiner Emigrationsjahre 1940 - 1947 in den USA lehrte er am Mills Colle ge, Oakland (Kalifornien), seit 1947, nach der Berufung als Kompositionslehrer an das Pariser Konservatorium, bis 1962 in jähr lichem Wechsel in Paris und Oakland. 1949 veröffentlichte er eine Autobiogra phie unter dem Titel „Notes sans musique" (Noten ohne Musik, 1962). Milhaud hat eine schier unbegreifliche Fülle von Kom positionen größter Unterschiedlichkeit hin sichtlich Gattung, Umfang und Besetzung hinterlassen. Ein Werkkatalog von 1962 verzeichnete bereits etwa 400 Kompositio nen. Der Komponist, in Wesen und Werk ein typischer Franzose und einer der mar kantesten Vertreter der zeitgenössischen Musik seines Landes, besaß einen ausge prägten Klangsinn, der ihn zur Polytonalität führte, die es ihm ermöglichte, die Aus druckskraft seiner eingängigen, gefälligen Melodik zu intensivieren. Auch eine über aus differenzierte Rhythmik gehört zum Bild seiner Musik. Milhaud verstarb 1974 in Genf im 81. Lebensjahr. Die Anregungen für das Ballett „La creation du monde" (Die Erschaffung der Welt) empfing er 1922 auf einer Amerikareise. Er hörte Spirituals der Neger und vor allem Jazzbands, war von den unverbrauchten In strumentaleffekten von Saxophon, Klarinet te, Trompete und Posaune fasziniert. Ein Ballettprojekt für Rolf de Mare und dessen Ballets Suedois, das 1923 in der Ausstat tung Fernand Legers (1881 - 1955) in Pa ris uraufgeführt wurde, gab Milhaud bald Auf den Tag genau 150 Jahre nach der Dresdner Erstaufführung mit Clara Schumann als Interpretin des Klavierparts - am 14. Februar 1993 - erinnerte das Robert-Schumann-Quintett der Dresdner Philharmonie (Serena Mitscherling, Klavier; Gerhard-Peter Thielemann, 1. Violine; Klaus Fritzsche, 2. Violine; Erik Kornek, Viola; Thomas Bäz, Violoncello) mit einer Aufführung des Klavierquintettes Es-Dur op. 44 von Robert Schumann (neben weiteren Kompositionen des Meisters) in einem Konzert im Kronensaal des Schlosses Albrechtsberg an die engen Beziehungen des Komponisten und seiner Frau zu Dresden, die in den Jahren 1 844 bis 1 850 in unserer Stadt lebten.