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ZUR EINFÜHRUNG „Jazz ist das Ergebnis der in Amerika aufgespeicherten Energie. Er ist eine sehr energische Musik, ungestüm, lärmend, ja sogar vulgär. Eins ist gewiß: Der Jazz hat dem Land Amerika einen bleibenden Wert beigesteuert, in dem Sinn nämlich, daß er uns selbst Ausdruck verliehen hat. Er ist eine original amerikanische Lei stung, die von Dauer sein wird, vielleicht nicht als Jazz, doch in dieser oder jener Form wird sie der künftigen Musik ihr Ge präge geben." George Gershwin 1923 Viele Komponisten unseres Jahrhunderts waren bestrebt, ihre Musik durch Jazzele mente zu bereichern: Claude Debussy, Maurice Ravel, Darius Milhaud, Paul Hindemith, Igor Strawinsky, Kurt Weill, George Gershwin, Ernst Krenek, Rolf Liebermann u. a. Was vom Jazz über nommen wurde, muß als Bereicherung angesehen werden, beispielsweise die synkopierte Rhythmik bei Strawinsky, die tänzerische Auflockerung im Sinne des Jazz bei Milhaud, die Bluesatmosphäre bei Gershwin, die Verschmelzung von Sin fonieorchester und Jazzband etwa bei Liebermann. Aber auch die Musiker des Jazz haben sich auf ihre Weise bemüht, Brücken zwischen Jazz und Sinfonik zu schlagen. Dieser zweite Weg, u. a. von Stan Kenton, Duke Ellington, Howard Bru- beck beschriften, war insgesamt erfolgrei cher als der erste, der dennoch manch in teressantes Werk hervorbrachte, wie das Programm unseres heutigen Konzertes be weist. „Es ist immer eine gute, warme, innerliche Musik, wie der Mensch, der sie gemacht hat" - äußerte Ernst Krenek über die Ton sprache des französischen Komponisten Darius Milhaud, der, einst neben Arthur Honegger und Francis Poulenc wohl die kraftvollste Erscheinung der „Groupe des Six", über seine Herkunft sagte: „Meine musikalische Bildung ist ausschließlich durch den lateinisch-mittelländischen Kultur kreis bestimmt, was sich schon daraus er klärt, daß ich aus einer sehr alten jüdischen Familie der Provence stamme." Ab 1909 studierte Milhaud am Pariser Konservatorium u. a. bei Andre Gedalge, Paul Dukas und Charles-Marie Widor. 1912 wurde er mit dem Dichter Paul Clau del bekannt, mit dem er in der Folgezeit zahlreiche literarisch-musikalische Projekte (u. a. die Oper „Christophe Colomb") erar beitete. In den Jahren 1916 - 1918 war Das Philharmonische Flötenquartett mit den Herren Götz Bammes (Flöte), Gerald Bayer (Violine), Gernot Zeller (Viola) und Friedhelm Rentzsch (Violoncello) bestritt das vom Deutschlandsender Kultur und vom MDR Kultur übertragene 239. Galeriekonzert im Gobelinsaal der Dresdner Semper- Galerie. Auf dem Programm standen Werke von Johann Christian Bach, Carl Friedrich Abel, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven.