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Aus Tagebuchnofizen Franz Schuberts 16. Juni 1816 „Schön und erquickend muß es dem Künstler sein, seine Schüler alle um sich versammelt zu sehen, wie jeder sich strebt, zu seiner Jubelfeier das Beste zu liefern, in allen diesen Kompositio nen bloße Natur mit ihrem Ausdruck, frei aller Bizarrerie zu hören, welche bei den meisten Tonsetzern jetzt zu herrschen pflegt, und einem unserer größten deutschen Künstler beinahe al lein zu verdanken ist, von dieser Bizarrerie, wel che das Tragische mit dem Komischen, das An genehme mit dem Widrigen, das Heroische mit Heulerei, das Heiligste mit dem Harlekin vereint, verwechselt, nicht unterscheidet, den Menschen in Raserei versetzt, statt in Liebe auflöst, zum La chen reizt, anstatt zu Gott erhebt, diese Bizarre rie aus dem Zirkel seiner Schüler verbannt, und dafür die reine, heilige Natur zu blicken, muß das höchste Vergnügen dem Künstler sein, der, von einem Gluck geleitet, die Natur kennen lernt, und sie trotz der unnatürlichsten Umgebun gen unserer Zeit erhalten hat." 8. September 1816 „Naturanlage und Erziehung bestimmen des Menschen Geist und Herz. Das Herz ist Herr scher, der Geist soll es sein. Nehmt die Men schen, wie sie sind, nicht, wie sie sein sollen." 27. März 1824 „Meine Erzeugnisse sind durch den Verstand für Musik und durch meinen Schmerz vorhanden: Jene, welche der Schmerz allein erzeugt hat, scheinen am wenigsten die Welt zu erfreuen." Diese drei Tagebuchauszüge sind unter den vie len, teils lyrischen, teils philosophisch betrachten den schriftlichen Äußerungen Schuberts ungefähr die einzigen, in denen er über Musik mehr oder weniger unmittelbar meditiert. Anselm Hütten brenner erzählte in seinen Erinnerungen an Schubert: „Von sich und seinen Werken sprach Schubert selten und auch da nur wenige Worte. Sein Lieblingsdiskurs drehte sich um Händel, Mozart und Beethoven ..." Chefdramaturg Prof. Dr. habil. Dieter Härtwig referierte in der Januar-Veranstaltung der Dresdner Gesellschaft der Musikfreunde im Dresdner Klub über die Geschichte der Dresdner Philharmonie und stellte sein jüngst im Berliner Altis-Verlag erschienenes neuestes Buch über das Orchester sowie neue CD-Einspielungen des Klangkörpers vor.