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wir vorher gewesen zu sein uns nirgends erin nern können." Unbegreiflich will es uns erschei nen, daß damals die meisten Hörer vor den Län gen und Schwierigkeiten kapitulierten, während uns heute die Einmaligkeit des Werkes in der gesamten nachbeethovenschen Sinfonik voll be wußt geworden ist. Das, was die C-Dur-Sinfonie immer wieder zu einem nachhaltigen Erlebnis werden läßt, ist die rätselhafte Kraft ihrer Melodik, ist das Lebens- strotzend-Volkshafte ihres Ausdrucks. Die Melo dik ist es, die den Riesenbau dieser Sinfonie trägt, nicht die Form, obwohl auch sie klassisch proportioniert ist. Man hat einmal treffend von der „pflanzenhaften Schönheit" dieses großarti gen „Liederzyklus ohne Worte" gesprochen. Die C-Dur-Sinfonie zeigt Schubert auf der Höhe sei ner Meisterschaft. Seine Tonsprache hat hier wohl die optimistischsten und heroischsten Ele mente, deren sie fähig war, entfaltet. Eine breit angelegte langsame Einleitung steht am Beginn des ersten Satzes. Die Hörner stim men einen ruhigen Gesang an, das Motto gleichsam, das gegen Schluß des Satzes in ei ner Steigerung wiederkehrt. Holzbläser, Strei cher und Posaunen tragen diese Einleitung, die allmählich in das Allegro ma non troppo über geht, mit seinem rhythmisch gestrafften Streicher thema und seinen schwerelosen Holzbläsertrio- len bei typischem C-Dur-Glanz. Dem Haupt- und Seitensatz folgt eine durchführungsartige Schluß gruppe. Wunderbar ist der Stimmungsreichtum dieses Satzes, das naturhafte Wachstum der einzelnen Melodien, die „tief seelisch getra gene" Dynamik (H. Werle). Wie eine überdimensionale Liedform mutet der zweite Satz, das Andante, an, mit seiner be gnadeten Fülle von musikalischen Gedanken, die episch verströmen, österreichisch-schwärme risch, melancholisch, verträumt-innig, aber auch energisch und immer gesund, echt, zum Herzen gehend. Das Scherzo (Allegro vivace) gibt sich zunächst mit den rumpelnden Vierteln seines Hauptmotivs derb-polternd, aber auch heiter, graziös und mündet schließlich in eine herzhafte Wiener Ländlerweise, während das Trio in melodischem Gesang schwelgt. Das Finale (Allegro vivace) umfaßt mehr als 1000 Takte. Immer und immer wieder stellt der Komponist seine musikalischen Einfälle vor, spürt ihren Verwandlungsmöglichkeiten nach, ohne sinfonische Auseinandersetzungen herbeizu führen. Das epische, nur von Stimmungskontra sten getragene Ausmusizieren dominiert. Farbig ist der Orchesterklang, kühn die Harmonik. Die ses Finale zeigt Schubert auf dem Gipfel seiner Themenerfindung und -behandlung. Der Hörer wird von der Innigkeit des Gefühls und der Kraft dieser Musik zutiefst berührt. Das ist der be glückende Eindruck, den die Sinfonie immer wieder hinterläßt. Piano-Gäbler Flügel - Pianos - Cembali Vertretungen: STEINWAY & SONS AUGUST FÖRSTER BOSTON J. C. NEUPERT 8051 Dresden, LangenauerWeg3 8053 Dresden, Justinienstraße 10 Telefon 460 56 26 und 33 43 43 Besuche und Besichtigungen nach Vereinbarung jederzeit möglich