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Nr. 27 27. Januar 1843 Freitag teste das Gcgentheil. Wenn Frankreich die Verträge von I8ZI und - 1833 breche, so werde England um so gewisser mit den Waffen Gc- nugthuung für diese Beleidigung federn, da schon die Nichtratification > des neuesten Vertrags nur unter der ausdrücklichen Bedingung zuge- - lassen sei, daß die französische Regierung jedenfalls die Befolgung der i frühem Verträge verbürge. Frankreich. Paris, 21. Jan. In der gestrigen Sitzung der Pairskammer verlas der Herzog v. Broglie folgenden Entwurf zu einer Antwortsadrcsse auf die Thronrede: „Sire! Am Tage des Unglücks gibt sich das Innere . de's Herzens kund. Ganz Frankreich hat die Trauer Ihres durchlauch tigen Hauses gcthcilt; Ihr Schmerz ist der seinige; seine Liebe ist Ihr Rcichthum, möchten Sic darin einigen Trost finden, wenn cs solchen für das Herz eines Vaters auf Erden gibt! Indem wir auf Ew. Maj. Ruf die Reihe unserer Arbeiten wieder beginnen, empfangen wir mit Erkenntlichkeit und Hochachtung den Dank, welchen Sic an uns zu richten geruhen. Der König kann auf uns zählen; Gott wird über ihn wachen; er wird ihm Zeit und Kraft verleihen, seine Aufgabe zu vollenden. Ja, Sire! wir haben bereits viel gethan für die Sicher heit des Vaterlandes. Die Monarchie hat sich befestigt unter dem Schlage, welcher sic traf; das schützende Princip der Erblichkeit ordnet und beherrscht alle Möglichkeiten der Zukunft; in den Herzen wohnt das Vertrauen. Das Steigen der Staatseinnahme folgt dem Fort schritte des Nationalreichthums. Vermöge der Wachsamkeit der Ver waltung macht das Uebcrgcwicht, welches jetzt das Ansehen der Ge setze erlangt, oft unnöthig, deren Strenge anzurufen. Das ist Ihr Werk, Sire; uns war vergönnt, dabei mitzuwirken; cs sei uns gestat tet, mit Ihnen uns dazu Glück zu wünschen. Ew. Maj. zeigen sich befriedigt durch die Verhältnisse, die Sic zu den auswärtigen Mach ten unterhalten. In Ucbereinstimmung mit Ihren BundcAcnossen wa chen Sie über die Ruhe im Oriente. Die Christen in Syrien hatten ein Recht auf Ihre Sorge; nie haben sic den Schutz Frankreichs ver gebens angcrufcn. Es freut uns, zu erfahren, was für ihre gerechte und heilige Sache geschehen ist; sie werden das Andenken an diese neue Wohlthat bewahren. Nicht ohne Kummer haben wir die Unord nungen gesehen, deren Schauplatz Spanien neulich war. Dem Par teikampf in jenem Lande fremd, hat die französische Regierung die Un abhängigkeit des spansschcn Volks stets geachtet; indem sie dem Un glück eine hülfrcichc Freistätte eröffnete, hat sie die Pflichten der Menschlichkeit erfüllt. Der Königin Isabella II. eine treue Freund schaft bewahren, die Sorge für unsere Würde, unsere legitimen Inter essen mit den einer befreundeten Nation gebührenden Rücksichten ver einigen: Das ist Ew. Maj. Politik; sie ist Ihrer Weisheit würdig. Sire! die Fortschritte unscrs Landbaucs, unserer Gewerbe, unsers Handels liegen Ihnen am Herzen; überall suchen Sie ihnen neue Ab satzwege. Um der französischen Flagge einen Stützpunkt, einen Hafen der Zuflucht in jenen von unserer Marine noch allzu wenig besuchten Gegenden zu sichern, haben Sic die Marquesasinscln in Besitz neh men lassen. Diese Niederlassung bietet Vorthcilc dar; ihre Wichtig keit wird die Zeit fühlbar machen. Wenn die Unterhandlungen, welche Ew. Maj. in derselben Absicht verfolgt, den Erfolg haben, den man davon erwartet; wenn Handelsverträge, Handclsvereinbarungcn dar aus hervorgehen: werden wir den Einfluß, den diese Verträge auf die Verwendung und Leitung der Nationalarbcit haben könnten, aufmerk- am prüfen. Bei den Maßregeln, wodurch die Gesetzgebung, unter der unser Gcwerbfleiß bis jetzt gediehen, abgcändert wurde, empfehlen wir der Klugheit Ihrer Regierung die den vorhandenen Interessen ge- mhrcndc Achtung. Dem Erfolg unserer Waffen in Algerien, der Tapferkeit unserer Soldaten geben wir unsern Beifall. Wenn Frank reichs Herrschaft in jenem Lande vollständig begründet ist, wird die Civilisation sich dort entwickeln; Ordnung und Gerechtigkeit werden unsere Macht befestigen. Mit Aufmerksamkeit wird die Pairskammer das Finanzgcsetz und die verschiedenen Gesetzentwürfe, die ihr vorge- lcgt werden, prüfen. Sie sieht mit Bedauern, daß es nicht möglich gewesen, das Gleichgewicht zwischen der Einnahme und Ausgabe her- zustcllcn; dieser Zustand der Dinge muß ein Gegenstand ernster Betrach tungen sein. Sire! die Welt ist im Frieden, Frankreich ist frei; Alles gedeiht in unserm Vaterlagde. Es bleibt nichts übrig als durch Weisheit und Ausdauer die Güter zu sichern, deren wir genießen. Diese Auf gabe werden wir mit Ihnen verfolgen; wir werden Ihnen helfen, sic zu vollenden; Vas ist ein Glück, welches die Zukunft uns noch vorbehält." Ueverblick. Spanien. z^paris. Wahlbewegung. Barcelona (Säumigkeit der Con- tribuenten rc.). Großbritannien. Die MorningPost droht n»cgen der „Verträge . Frankreich. Verlesung des Adreßentwurfs der Pairskammer und Be ginn der Debatten über denselben. Die „Phrase" im Adreßentwurfe der Deputirtcnkammer angenommen. Taktik dör «Presse» gegen Eng land. Paris. Neues Schielen nach Deutschland. Belgien. Eisenbahneinnahme. Deutschland, -f^om khein. Carnevals - und Staatsfreiheit. ? Mün chen. Ueber die Verhandlungen der II. Sitzung. 4S Dresden. Sta tistik der Abstimmung über die Criminalproceßordnung. Göttingen. Untersuchung gegen einen Professor. Mreutzen. Dom Niederrhein. Die koblenzer Wahlen. — Die Feier des 21. Januar. ' Dondcr Spree. Offenherzigkeit der ^utcn" Presse. AÄerkin. Fest des Gewerbevereins. Ueber Orden. -/Berlin, vr. Jacoby's Freisprechung. Bauunglück. Königsberg. Erlaß des Kriegsministers (Schriftstellern der Offiziere). Schweiz, st Don -er nördlichen Greife. Statistik der Blödsinnigen und Taubstummen. Bischof Bossi. Römelnde Zeitschriften. Die Partei des „Republikaners". Z^Sern. Tessins Zukunft. Luzern. (Festpro gramm für den Empfang des Nuntius). Serbien. "Belgrad. Nachrichten im Sinne der vertriebenen Partei. *Don der Greife. Nachricht über die russische Einsprache. Meru. Nachrichten aus Valparaiso. Literatur und Kunst. * Christiani«. Munthe'sche Landkarten. Musenalmanach. Journalistik. * Berlin. Wissenschaftlicher Verein (Twesten über Flacius). «Konstantinopel. Hyrtl's Wachspräparate. Handel und Industrie. *ÄUS Böhmen. Eisenbahnen. Karlsruhe. Eiscnbahndraisine. Berlin. Ykukündigungeu. —— Spanien. Paris, 21. Jan. Die madrider Oppositionsblätter haben ihre Sprache seit ein paar Tagen merklich herabgcstimmt, und zwar ohne Zweifel in Folge theils des Manifestes der Nationalgarde, theils des Ministerialerlasses über die vorläufige Beschlagnahme. Die Wahl- bcwegung ist am lebhaftesten im Schoose des Theils der exaltirten Partei, welcher die Regierung bekämpft, ohne jedoch das Gebiet der Verfassung von 1837 zu verlassen. Was die Gemäßigten und die Republikaner betrifft, so werden sie freilich allem Anscheine nach einige Repräsentanten ihres politischen Glaubens in die Cortes bringen, allein die Zahl derselben wird gewiß viel zu schwach sein, um ein Ausschlag gebendes Gewicht in die parlamentarische Wage werfen zu können- Die eigentliche Debatte schwebt nur zwischen den verschiedenen Fractio- ncn der eigentlichen konstitutionellen Partei.— Ein halbamtliches Blatt widerspricht sehr bestimmt der Angabe des Castellano über die zollfreie Einfuhr von steuerpflichtigen Waaren für Rechnung hochgestellter Per sonen in Madrid. (Nr. 26.) Wenn solche Fälle vorkommen, sagt es, so finden sie nur zu Gunsten der fremden Diplomatie statt, welche binnen der ersten sechs Monate nach ihrer Ankunft in Spanien jenes Privilegiums genießen, das ihnen in andern Ländern, zum Beispiel in Frankreich, in weit ausgcdchnterm Maße zustcht. — Nach den neue sten Nachrichten aus Barcelona sind immer erst 1,60V,000 Realen von der Contribution eingegangen. DerGencyalcapitain hat nach Ablauf der am 4. Jan. zu Ende gegangenen Frist zwar mit Zwangs- maßrcgeln gegen die säumigen Zahler gedroht, aber bis jetzt hat cs bei den Drohungen sein Bewenden gehabt. Die Militaircommission hat neuerdings 64 der vor sie gestellten Einwohner von Barcelona freigesprochen und acht andere zu längerer oder kürzerer Gefängniß- strafe, die jedoch in keinem Falle vier Jahre überschreitet, vcrurthcilt. Von einer baldigen Aufhebung des Belagerungszustandes ist noch nicht die Rede. Großbritannien. LonöSN, 20. Jan. Da die französischen Journale seit einiger Zeit begonnen haben, die Gegner des Durch such ungs rechts durch die Behauptung auf- zumuntcrn, daß England weit lieber die Verletzung der Verträge von 1831 und 1833 dulden als einen Krieg beginnen werde: so versichert die ministerielle Morning Post jetzt wiederholt und auf das bestimm- ! WM Leipziger Allgemeine Zeitung. ZNU und Ausland-e. 2 Ngr. « Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz! »