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10. Decembcr 18SI. Mittwoch DcuWc Mgemme Zeitung «Wahrheit und Recht, Freiheit «ud GesetzI» - Vt-' Met. 7». s3SWi (Köln. 3.) verweilte mehre Stunden inr Kreise der Mitglieder. "W8 Ul Nr. S. Iasertton-gebü-r für de» Raum einer Zelle 2 Ngr. len HMe Staat uad itlUng: — Zu beziehen durch alle P»st- tIN ter de« Zn- und Au«l«n»e0, sowie durch di« Srpeditiane» Leiptig lQuerstraße S) und »re«de« <bet Hückner, Neustadt, Au der Brück«, Nr. »). Gti- «- militz mit Uten» et» in S»h« tu Sohn.' iwll«, ame- rozgen 7. :l gemacht- u Nrlge chrg-nge rend« Stimm« dieset Art läßt sich schon in der Magdeburger Zeitung »er« nehmen); das Erster« muß wünschen, wer noch nicht ganz an der Zukunft des BürgerthumS verzweifelt, ein« friedliche Ausgleichung zwischen ihm und dem vierten Stande noch für möglich hält. Wer freilich diesen Glaub«, verloren hat, der thäte am besten, sein Hab »nd Gut aufzugeben »nb über» Meer auSzuwandirn, denn wer möchte sich der lhsrichten Hoffnung hinge ben, daß eine Gesellschaft Bestand haben könnte, in welcher «s, nach der Ansicht dieser Leute, nur eine Rotte wilder Thi«rr und eine allezeit gerüstete Schar gewaffneter Thierbändiger gäbe? EeiHzig. Di« Zettu«, erschein« mit Au«nahm« »«« Guiwtag« ILgUch zwei mal und wird »»«gegeben in»«tp. hi» Vormittag« I I Uhr, Abend« » Uhr; in »r«4d«u Abend« b Uhr, Vormittag« » Uhr. - Prel» für da« Vierteljahr I '/,Thlr.; jede einzelne Num mer I Ngr. Hannover, 9. Dec. Die Neue Preußische Zeitung hatte berichtet, daß der Redacteur der Hannoverschen Zeitung, vr. Jürgens, seine Ent lassung eingereicht habe, weil man ihm nicht dieselbe Freiheit, die er bisher gehabt, gestatten wolle, sondern die Hannoversche Zeitung ein Regierungs blatt sein solle. Ein Eorrespondent der Neuen Bremer Zeitung hatte als Grund vr. Jürgens' unzollvrreinliche Richtung nennen Horen. Vr. Jürgens erklärt nun heute selbst: „Das Entlassungsgesuch ist allerdings eingereicht, allein über die Motive desselben wird falsch conjecturirt. Die Angelegenheit muß sehr bald erledigt werden und bis dahin wird nähere Auskunft füglich erspart bleiben können."— Aus Münden wird der Hannoverschen Zeitung geschrieben: Der Ministcrialvorstand Slüve, der bekanntlich vom hiesigm Wahlcollegium zum Deputirten in die II. Kammer gewählt worden war, hat wegen der der Wahl hinzugefügten Bedingung: „daß er sich verpflichten solle, für die Genehmigung des Vertrags vom 7. Sept, zu stimmen", die auf ihn gefallene Wahl abgelehnt. — In einer vertraulichen Sitzung der II. Kammer soll beschlossen worden sein, zunächst «ine Commission beider Kammern zur Prüfung des künigl. Schreibens wegen des September» vcrtrags zu bestellen. Wien, 8. Dec. Die Oeflerreichische Correspondenz sagt heute: „Die neueste Meldung aus Paris erwähnt einer abermaligen Proklamation des Präsidenten, wodurch die Abstimmung über die von ihm gemachten Vor schläge in den Urversammlungen erst am 29. Dec. zu erfolgen hat. Der Grund dieser Verzögerung scheint einfach darin zu liegen, weil der Termin vom 14. Dec. offenbar zu nahe gerückt war und die Entfernungen einzel ner Orte von der Hauptstadt deS Departements schwerlich gestatteten, den Wahlact überall gleichzeitig und unter Beobachtung der entsprechenden ge setzlichen Normen vorzunehmen. Außerdem aber ist die ursprüngliche Or donnanz des Präsidenten in einem sehr wichtigen Punkte modificirt worden: die Abstimmung wird geheim stattfinden. Er sollen nicht, wie früher be schlossen war, Stimmregister aufgelegt werden. ES hatte sich nämlich die Meinung verbreitet, daß die Gemüther bei der offenen Abstimmung durch' den Druck der Gewalt könnten terrorisier werden. Bei der jetzt gewählten Abstimmungsart ist diese Besorgniß beseitigt und einem Jedem steht eS frei, Deutschland. OBerlin, 9. Dec. Der Zoll- und Handelsvertrag zwischen Holland und dem Zollverein ist nunmehr definitiv abgeschlossen. Preußen hat bekanntlich die bezüglichen Verhandlungen ringeleitat und zu diesem Ende den Geheimrath Philipöborn nach dem Haag gesandt; derselbe ist jetzt zu- rückgekehrt. Ueber den Vertrag selbst erfahren wir, daß «r beiden Theilen gleiche Vortheile garantirt und daß um deshalb wol die Zustimmung von Seiten der übrigen Zottvereinsregierungen zu erwarten steht. Der Vertrag wirb in kurzem veröffentlicht werben. — Es ist bereits auch von uns der Absicht unserer Regierung gedacht worden, die Zeitungssteuer wiedsv einzuführen. Wir bemerkten damals, daß die Normirung der jährlichen Steuer für jede Zeitung, abgesehen von Umfang und Preis, auf 2 Ttzlr., nicht ganz zweckentsprechend erscheine. Wie wir jetzt vernehmen, haben sich auch an gewichtiger Stelle im Staatsministerium Bedenken gegen diese Nor mirung geltend gemacht. An die Stelle dieses allgemeinen Stru«rsaßeS wird die Auferlegung einer Zeitungssteuer beabsichtigt, welche den Umfang de« Zeitung zum Maße für di« Steuer nimmt, Insertionen gehören ebenfalls in dieses Steuerbereich. Bei diesem gleichen Maße für di« Besteuerung der Blätter aller Farben entgeht die Regierung dem Vorwurfe jeder Partei lichkeit und kommt andererseits auch nicht in die Lage, wie es bei der Zwei- thalersteuer der Fall gewesen wäre, viele kleine conservativ« Provinzialblät- ter in ihrem Bestehen zu gefährden. Frankfurt a. M., 7. Dec. Der Prinz von Preußen wohnte heute der 59jährigen Jubelfeier der hiesigen Freimaurerloge „Sokrat«s" bei. Der Prinz, der in Begleitung mehrer Offiziere erschienen war, wurde von einer Deputation der Loge empfangen, sprach einige Worts deS Dankes und le vnstäti ch. it. ä. NiM. rl.-Vstt,. i, , Pr.-Äkt. itn. Mbr. 44'/, »r.r »7.« E writ»«. e-im», w. bis mit 'gr- — Pf- Die Kölnische Zeitung über den Staatsstreich in Frankreich. ----Leipzig, 9. Dec. Wir müssen noch einmal auf die Kölnische Zei tung und ihr« Polemik zu Gunsten des Napoleon'schen Staatsstreichs zu- rückkommen. Offenbar fiihlt sie selbst, daß si« mit den Gefühlen und Grund" sätz«n der Partei, als deren Organ si« sich bisher immer dargestellt hat, der Rechts- und Verfassung-Partei, durch die Virtheidigung eines sol ch«» Gewaltstreichs geg«n Recht und Verfassung in einen schreienden Wi derspruch gerathen sei, denn sie sucht ihre Haltung zu rechtfertigen, zu er- klären. Der Gedankengang, den sie in ihren beiden neuesten Leitern ent- wick«lt, ist etwa folgender: So, wie bisher, ging es nicht weiter und, da einmal eine gewaltsame Lösung unvermeidlich geworden, war Napoleon we- nigstenS Derjenige, der di« Sache am schnellsten zu Ende führen konnte. Oder, wie sie es heute ausdrückt: Es ist zwar nicht schön, daß Napoleon «inen Gewaltstreich begangen, allein, da er ihn nun einmal begangen, so muß man wünschen, daß er ihn glücklich durchführen mag, wie eine Ab» theilung Nationalgarde erklärte, indem sie sich dem Präsidenten zur Verfü gung stellte: „Mit dem Präsidenten würde auch die Gesellschaft befestigt." Dies« letzt« Wendung, zu welcher sich die Kölnische Zeitung heute herbei läßt, überhebt uns der Mühe einer Widerlegung jener ersten. Denn wer so denkt, für den muß es gleichgültig sein, ob der Staatsstreich durch eine vorausgegangene politische Nöthigung gerechtfertigt erscheine oder nicht. Ge nug, er ist geschehen und weil er geschehen ist, weil er ungeschehen nur durch einen Widerstand, durch einen Kampf gemacht werden könnte, und weil die- ser Kampf den anarchischen Elementen Vorschub leisten möchte, — darum muß man sich den Staatsstreich gefallen lassen, ja muß dessen Gelingen sogar wünschen. Dieses Naisonnement ist uns nicht neu, wir haben es bei ähnlichen Gelegenheiten wiederholt vernommen, aber wir gestehen, von dieser Seite eS zu hören, hätten wir kaum erwartet, oder sagen wir richtiger, gefürchtet. Dieses Naisonnement bezeichnet jenen Standpunkt des moralischen und poli tischen Sichselbstaufgebens, auf welchem wir leider in der letzter» Zeit einen großen Theil, namentlich der sogenannten Mittelclasfe, haben anlangen sehen, jenen Standpunkt, wo man jedes Regiment, auch das des nackten Säbels, vielleicht — und warum nicht? — selbst das der Knute, willkommen heißt, wenn eS nur dieser Class« Ruhe, Sicherheit des Besitzes und Genusses ihrer materiell«« Güter, und zwar ohne eigene Anstrengung und Gefahr, garantirt. Di« Leute, welche so raifonniren, erblicken sich zwischen zwei Ge- walten eingeklemmt, deren einer, wie sie meinen, man unvermeidlich verfal len müsse: dem Communismus hier oder dem Despotismus dort. Sie ver- gessin, daß diese furchtbare Wahl zum sehr großen Theile nur das Werk ihrer eigenen Feigheit und Selbstverzweiflung ist, daß, wenn die Mittelpar teien und die Mittelklassen, wie sie sagen, in Auflösung begriffen und ge- nöthigt sind, sich einer oder der andern jener Gewalten auf Gnade und Un gnade zu ergeben, diese Classen selbst die meist« Schuld daran tragen, weil sie nicht Muth, Standhaftigkeit, Entschlossenheit genug besaßen, nach beiden Seiten hin Front zu machen, weil sie abwechselnd vor dem Absolutismus und der Anarchie, wo gerade der Mächtige war, den Nacken gebeugt und das Feld geräumt haben. Wenn ein Theil der Nationalgarde, also die Bour geoisie von Paris sich dem Usurpator Ludwig Napoleon unterworfen hat, weil sie nur durch ihn und mit ihm sich vor der Anarchie glaubt retten zu können, so ist dies in unsern Au^en ein weit bedenklicheres Anzeichen für die Zukunft Frankreichs als eine Säbelherrschaft von ein paar Mona ten oder selbst Jahren. Würden die französischen Mittelclassen durch ihre einmüthige und energische Haltung, mit Aufopferung ihres Lebens oder we nigstens ihres LebenSelementS, der materiellen Interessen, der Gewaltthat Na- poleon'S entgegentreten und das verletzte Recht der Nation wiederherstellen, so kvmtten sie vielleicht noch jetzt ohne blutigen Kampf nach der andern S«ite Herren der politischen Zukunft deS Landes werden. Wenn sie aber in diesem Augenblicke feig da» Feld räumen, wol gar dem Gewaltstreich durch ihre Unterwerfung zum Gelingen verhelfen, so wird, fürchten wir, der Riß zwischen ihnen und dem vierten Stande ein vollständiger und auf im mer unau-fülkbarer, und sie, die sich mit Napoleon und durch ihn zu ret ten wähnen, werden früher od«r später mit ihm und wegen ihrer moralischen Mitschuld an sein«r That zu Grunde gehen. Richt umsonst haben die Ar- beiter^erklärt, diesmal nicht wieder für das Bürgerthum in» Feuer gehen zn wollen, wenn diese» ihnen nicht den Weg zeige. In» Feuer gehen wer den sie wahrscheinlich auf alle Fälle, jetzt ober später; die Frage dürste nur sein, ob jetzt mit dem Bürgerthum und als dessen BundeSgenoffe oder spä ter gegen das Bürgerthum al» dessen unversöhnliche Feinde. Dar Letz tere wünschen Die, welche nur in einer gänzlichen Auflösung und Vernich tung des BürgerthumS das Heil der „Gesellschaft" sehen (eine triumphi- Zweite Ausgabe. Abends 8 Uhr — Nr. 624. -—