Vorkämpfer der Avantgarde der 60er Jahre und dem ideologisch-repräsen tativen Meister der 70er Jahre ist ein zweifelnder Konservativer geworden, der in den traditionellen Formen eu ropäischer Musik Distanz zur politi schen Wirklichkeit sucht. Im Instrumentalschaffen dominieren Solokonzert und Sinfonie. In beiden neigt Penderecki zur einsätzigen, aus dramatischen Gegensätzen aufge bauten Form. Dies begann mit dem „2. Violoncellokonzert" (1982), das er für Mstislaw Rostropowitsch und in enger Zusammenarbeit mit ihm schrieb. Hatte er dort das „Espressivo" des Interpreten zum Leit gedanken erhoben, so ist es im „Flöten konzert" (1992) für Jean-Pierre Rampal die Sinnlichkeit des Tons. Das „Violakonzert" (1983) liegt ebenfalls in einer Cellofassung vor. In der Sinfonik trat nach der „2. (Christ- mas-) Sinfonie" (1979/80) eine fast zehnjährige Schaffenspause ein. Danach schuf Penderecki in rascher Folge drei Werke: „Passacaglia" (1988), aus der noch unvollendeten 3. Sinfonie, und die zu den Pariser Revolutionsfeiern 1989 geschriebene „4. Sinfonie - Adagio" (1989) knüp fen an einsätzige Gattungstraditionen von Webern, Mahler und Hartmann an. Die in Seoul uraufgeführte „5. Sinfonie" (1990/91) verbindet das Passacaglia-Modell mit fernöstlichen Klangelementen. Während diese Werke Penderecki als intimen Ken ner des großen Orchesters und sei ner Möglichkeiten zeigen, steht die knappe „Sinfonietta per archi" (1990/91) in der Tradition moder ner Kammersinfonien. Einen neuen Akzent im Schaffen des Komponisten setzte in den letzten Jahren die Kam mermusik. Das Cellostück „Per Slava" (für Mstislaw Rostropowitsch, 1985/ 86), das Streichquartett „Der unterbro chene Gedanke" (1988) und das „Streichtrio" (1990/91) sind Ergebnis se seines eingestandenen Rückzugs in die Abstraktion. Ihr steht sein nach wie vor ungebrochener, expressiver Klangsinn gegenüber. Die große Anerkennung, die der Kom ponist fast von Beginn an genoß, zei gen die zahlreichen Preise, die sein Werk begleiten. Nach dem dreifachen Anfangserfolg beim polnischen Komponistenwettbewerb 1959 erhielt er schon 1961 den UNESCO-Preis für „Threnos". Es folgten u.a. 1966 der große Kunstpreis des Landes Nord rhein-Westfalen für die „Lukas-Passi on", 1967 ein „Prix Italia" für das dasselbe Werk und 1968 ein weite rer für „Dies Irae". In den letzten bei den Jahrzehnten erhielt Penderecki den Prix Arthur Honegger, den Sibelius Prize, den Premio Lorenzo Magnifico, den „Grawemeyer Award for Music Composition" sowie zahlreiche wei tere Auszeichnungen. Acht Universi täten ernannten ihn zum Ehrendoktor, darunter Madrid und Belgrad. Von 1972-79 war er Rektor der Musik akademie in Krakau, an der er selbst studierte, und von 1973 bis 1978 las er als Dozent an der Yale University. Er ist Ehrenmitglied großer europäi scher Akademien (Royal Academy of Music London, Accademia di Santa Cecilia Rom, Königliche Musik akademie Stockholm, Akademie der Künste Berlin) und Träger des Bundes verdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland. Penderecki wurde für sein Schaffen vielfach geehrt