Krzysztof Penderecki, am 23. November 1933 in Debica in Polen geboren, ist einer der großen Kom ponisten unserer Zeit. In der Entwick lung seines Stiles spiegeln sich die Wandlungen der neuen Musik von der Avantgarde der sechziger Jahre bis zur Gegenwart in singulärer Wei se wider. Deshalb ist sein Werk bis heute eines der am heftigsten disku tierten in der zeitgenössischen Mu sik. Wie andere berühmte Komponisten unseres Jahrhunderts hat sich auch Penderecki einen internationalen Ruf als Dirigent erworben. So hat er in Europa die Berliner Philharmoniker sowie zahlreiche andere namhafte Orchester in Deutschland, Frank reich, England, Italien, Österreich und Schweden dirigiert, in den USA un ter anderen die New Yorker Philhar moniker. Pendereckis Aufstieg begann fast gleichzeitig im Osten und im Westen. Nach dem Abschluß seiner Studien an der Krakauer Musikhochschule 1958 gewann er 1959 alle drei Prei se beim Wettbewerb des Polnischen Komponistenverbandes mit den Wer ken „Emanationen", „Strophen" und „Aus den Psalmen Davids". Im Jahr darauf wurde die Uraufführung sei nes Stückes „Anaklasis" zum Sensationserfolg bei den Donau- eschinger Musiktagen. In unmittelba rer Nachbarschaft zu Messiaens „Chronochromie" setzte sich Penderecki an die Spitze der westli chen Avantgarde. Sein experimentel ler Einsatz fremder, geräuschhafter Klänge, besonders bei den Strei chern, und seine konsequenten kom positorischen Verläufe standen im Dienste einer klaren, engagierten Dramaturgie. Charakteristisch dafür ist besonders „Threnos. Den Opfern von Hiro shima" für 52 Streicher von 1960. Höhepunkt dieser ersten Phase war die Uraufführung der „Lukas-Passion", seines berühmtesten Stückes, 1966 im Dom zu Münster. „Nach Weberns geistlichen Chören und Strawinskys Spätwerken hat Penderecki mit die ser Passionsmusik die wichtigste Brük- ke zwischen liturgischem Geist und Neuer Musik gebaut" (H.H. Stuckenschmidt). Die Hinwendung zu geistlichen Chorwerken setzte sich fort in „Dies Irae. Oratorium zum Gedenken an die Ermordeten von Auschwitz" (1967) und in den beiden Teilen von „Utrenja", der „Grable gung" und „Auferstehung Christi" (1969/71). Seitdem schrieb Penderecki, wie er selbst sagt, „min destens ein Werk von religiösem Charakter im Jahr". Die jüngsten sind „Song of Cherubim" (1987), „Veni creator (1987) und „Benedicamus Domino" (1992), in denen er die A-cappella-Satzweise bevorzugt. Schon in der Lukas-Passion war Penderecki nach eigenem Bekenntnis „stellenweise in der Sprache zurück gegangen", in den 70er Jahren voll zog sich dann der große Stilwandel in seiner Musik: Penderecki wandte sich von der experimentellen Avant garde ab und einer zeitgenössischen Neoromantik zu. Sein Bekenntnis zur tonalen, sinfonischen Tradition des 19. Jahrhunderts löste heftige Kontro- 1966 wurde Pendereckis "Lukas-Passion im Dom zu Münster uraufgeführt