Im Mai 1890 wurde Cesar Franck von einem Pferdeomnibus an gefahren. Er konnte zwar seinen Weg zu einer Privataufführung der «Variations symphoniques» fortsetzen und erholte sich zunächst gut, doch im Herbst verschlechterte sich sein Zustand wieder, er bekam eine Brustfellentzündung, an der er starb. Francks Bedeutung liegt darin, daß er mit seinem Schaffen der modernen französischen Kammermusik den Weg bahnte, daß er der Instrumentalmusik zu neuer Geltung verhalf und ihr eine spezifisch französische Note verlieh; er zeigte, wie die Tonsprache und die Ideen der Romantik mit den klassischen Formen zu vereinbaren sind und beeinflußte eine ganze Generation von Komponisten, darunter Camille Saint-Saens, Emmanuel Chabrier, Vincent d'lndy, Ernest Chausson, Paul Dukas; auch Debussy hatte kurze Zeit bei ihm Improvisationsstudien betrieben. Sie alle widmeten sich nachdrücklich der Aufgabe, Francks musikalische Botschaft weiterzugeben. Symphonie in d-Moll Cesar Franck, der in jungen Jahren bereits eine «Symphonie ä Grand Orchestre» (G-Dur op.13, uraufgeführt 1841) geschrieben hatte, fand erst im Alter den Weg, sich der tradierten und in den Formeln des Klassizismus immer mehr erstarrenden Form wieder zuzuwenden. Franck hat die Zahl der Sätze der klassischen Symphonie auf drei reduziert, indem er die Mittelsätze miteinander verschmolzen hat. Der erste Satz (Lento. Allegro non troppo) läßt die Umrisse der Sonaten hauptsatzform erkennen, doch gibt es einige Neuerungen, die im übrigen von den Zeitgenossen gründlich mißverstanden wurden. Die Symphonie löste schon anläßlich ihrer Uraufführung am 17. Feber 1889 in der Societe du Conservatoire heftige Reaktionen aus: »Eine zum Dogma erhobene Bestätigung von Unfähigkeit« exekutierte Charles Gounod die Komposition; und Ambroise Thomas fragte sich, warum Franck das Werk eine Symphonie in d-Moll nenne, wenn das erste Thema doch innerhalb der ersten neunundvierzig Takte sechs Ton arten durchlaufe. Andererseits ergriffen bedeutende Musiker wie Alexis Emanuel Chabrier und Jules Massenet die Partei Francks. Claude Debussy fand »die Symphonie ist erstaun lich«. Er persönlich hätte zwar eine weniger regelmäßige Struktur bevorzugt - »aber was für glänzende Ideen!«; und Paul Dukas schrieb: »Die musikalische Sprache Francks ist betont eigenwillig und von einer Klangfarbe, die bisher noch nicht bekannt war. Man erkennt sie sofort unter allen anderen Werken ... Die harmonische Entwicklung und