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Maurice Ravel, einer der promi nentesten Vertreter französischer Musik um die Jahrhundertwende, begann zunächst in direkter Nach folge Debussys. Später erst fand er zu einem eigenen Stil. Was ist es, das an Ravels Musik so fasziniert? Das Unbeschwerte, Graziöse, Charmante, Zauberhaft-Leichte, Witzige, aber auch das klanglich Rauschhafte. Charakteristisch sind für sein Schaffen nicht zuletzt die Beziehungen zur spanischen Folk lore, die sich am erregendsten wohl in dem berühmten „Bolero" nieder schlugen. „Das Spanische bedeu tete im Lebenswerk von Maurice Ravel mehr als eine pittoreske Note, eine farbige Nuance. Der Sohn eines Franzosen und einer spani schen Mutter fühlte sich seinem Wesen zutiefst verbunden" (A. Hiebner). In seinem Spät schaffen, das u. a. von Strawinsky und Schönberg nicht unbeeinflußt war, wurde sein Stil - im Gegensatz zu Debussys - kräftiger, realistischer und erstrebte wieder klare Formen. Konzertante Spielmusik, im kammermusikalischen Bereich an gesiedelt, stellt Ravels Komposition „Introduction et Allegro" für Harfe mit Begleitung von Streichquartett, Flöte und Klarinette (1905/06) aus seiner frühen Schaffensperiode dar. Es ist ein anmutig-gefälliges, brillan tes Stück Musik mit berückenden, hauchfeinen Harmonien, impressio- nistisch-verschwebenden, dabei kri stallklaren Klängen, mit einer üp pigen Flut wogender Harfen- arpeggien, ohne das auf Melodie, Zeichnung und Rhythmus als „greif bare" Bestandteile dieser vielfältig schillernden Kunst verzichtet würde. Zu Beginn erklingen in träumeri scher Improvisation zwei Motive. Aus dem ersten wird bei seiner Wiederholung ein langsames Walzermotiv abgeleitet, das zwei te, in der Einleitung nur in Achtel- triolen auftretend, wird zum Träger der im Mittelpunkt des Stückes ste henden ausdrucksvollen Durchfüh rung. Die Entwicklung gipfelt in ei nem großen konzertanten Solo, in dem die Harfe mit großen Glissandi die beiden Hauptmotive in umge kehrter Reihenfolge vorträgt. Die Reprise führt zur Coda mit einer letzten Steigerung. Malcolm Arnold, der englische Komponist und Dirigent, war nach seiner Ausbildung am Londoner Royal College of Music zunächst von 1941 bis 1948 als Solo trompeter beim London Philhar monie Orchestra tätig. 1948 ver brachte er als „Mendelssohn Scho lar" ein Studienjahr in Italien. Als Komponist begann er mit Orchester werken (Ouvertüren, Sinfonien, Solokonzerten), schrieb daneben viel Kammermusik und wandte sich später auch der Bühne (mit Opern und Balletten) zu. Kirchenmusik und Musiken für Film, Funk und Fernse hen stellen die äußersten Pole im zweckgebundenen Schaffen des vielseitigen Komponisten dar. Ravels "Introduk tion et Allegro" ist ein Frühwerk des Komponisten