ZUR EINFÜHRUNG Letzte Seite des Autographs der Sinfonie Nr. 49 von Joseph Haydn (Stock holm, Königliche Musikakademie) Spieldauer: ca. 21 Minuten Die Sinfonie Nr. 49 f-Moll aus dem gleichen Jahre setzt diese Rich tung fort. Sie trägt den für jene Epo che charakteristischen Titel „La Passione" (Die Leidenschaft), der freilich noch in keiner der älteren Quellen vorkommt. Daß Haydn nicht nur von sorgloser Heiterkeit erfüllt war, sondern als echter, wah rer Künstler um alle menschlichen Gefühle wußte, zeigt sich nicht zu letzt in diesem dunkelgefärbten, ge radezu rauhen f-Moll-Werk, das von leidenschaftlich-subjektiver Aussage erfüllt ist und zu einer Zeit entstan den sein soll, als Haydn ein Trauer fall besonders nahe ging. „La Passione" ist die letzte und zwei fellos die größte von Haydns Sinfo nien in Kirchensonatenform. Die beiden ersten Sätze haben hier die Rollen getauscht. Der langsame Satz steht am Beginn (es handelt sich nicht um die für den späteren Haydn typische langsame Einlei tung, sondern um einen richtigen langsamen Eröffnungssatz), der Hauptsatz im schnellen Zeitmaß an zweiter Stelle. Ein ausdrucksvoller Adagiosatz in f-Moll, der sich fast einer gewissen sanften Schwermut hingibt, eröffnet also die Sinfonie. Der zweite Satz, in gleicher Tonart und in feurigem Zeitmaß (Allegro di molto), bringt dann jenes von gesteigertem Aus drucksbedürfnis bestimmte leiden schaftlich-erregte musikalische Ge schehen, das den Beinamen des Werkes ausgelöst haben mag. Aus dem stark bewegten Hauptthema, das in übergroßen Intervallen von beiden Violinen gebracht wird, de nen Bratschen, Bässe und Oboen in aufgeregter Achtelbewegung im Einklang und in der Oktave entge gentreten, spricht ein Übermaß lei denschaftlichen Wollens, ja fein ast fieberhafter Ausdruck. In gemesse ner Bewegung schreitet dann das Menuett daher, während das f-Moll- Finale (Presto) wieder an den erreg ten, leidenschaftlichen Ton des zweiten Satzes anknüpft. Außer den berühmten zwölf „Lon doner Sinfonien", die Haydn für seine englischen Konzert verpflichtungen in den Jahren 1791/92 und 1794/95 kompo nierte, schuf er in England eine Reihe von Werken, die neben den genannten Sinfonien durchaus würdig bestehen können. Dazu ge-