ZUR EINFÜHRUNG Sacre-Impression von Jean Coc teau Jean Cocteau äußerte: „Sacre ist und bleibt ein Meisterwerk; eine Sinfonie, erfüllt von wilder Trauer und von den Geburtswehen der Erde; Klänge von Hütten und Fel dern, kleine Melodien, die aus dem Urgrund der Jahrhunderte herauf tönen, Keuchen der Tiere, tiefe Er schütterungen; eine Georgica der Vorgeschichte. D. H. Die Atmosphäre von Paris war sei nerzeit aufs äußerste geladen. Man ist kühn, man ist aggressiv und sieht in kühnen und aggressiven Leistun gen anderer Zeiten und Länder die Verwandten der eigenen künstleri schen Bestrebungen. Mit solchen Augen sieht man die primitive Kunst, so sieht man die barbarische Kunst, und so sieht man die Leistun gen der bisherigen Außenseiter (etwa Mallarme). Die Beziehungen Strawinskys zu dieser Atmosphäre sind deutlich. Sein Vorstoß und seine aggressive Tapferkeit übertreffen bei weitem die doch immer konventionelle Tap ferkeit Diaghilews und erscheinen mit rücksichtsloser Vehemenz und einer Grundsätzlichkeit, die der Mentalität und den Methoden der Kubisten verwandt ist. Wenn die Kubisten die Barbaren und Exoten lieben, so nimmt Strawinsky Elemen te aus diesen Bezirken unmittelbar in seine Musik hinein, und auch die Volksliedbestandteile, die er ver wendet, werden mit dem Ausdruck des Primitiven, quasi Barbarischen (nicht im Sinne des „Gemüts") er faßt. H. C. Als Strawinskys „Sacre" entstand, arbeiteten im Paris viele bemerkens werte Künstler. Interessanterweise lassen sich einige der technischen Experimente, die beispielsweise Pablo Picasso in der Malerei oder Gertrude Stein in der Literatur un ternahmen, als Parallelen zu be stimmten Innovationen in Strawin skys Werk auffassen. Für den Be trachter eines Bildes wurde der räumliche Eindruck von der Renais sance bis zum Beginn dieses Jahr hunderts durch die Zentralperspek tive bewirkt, die noch immer ein wirkungsvolles Mittel ist, um auf ei ner zweidimensionalen Fläche ei nen dreidimensionalen Raum dar zustellen. Picacasso und einige seiner Zeitge nossen lehnten dagegen diese Kon vention ab und zwangen ihr Publi kum zu neuen Wahrnehmungs weisen. Verschiedene Perspektiven, unterschiedliche Standorte des Be-