völlig verständnislos mokierte. Ob die spätere Unterdrückung des „Bluminenkapitels", eines zwar schon typisch Mahlerschen, aber auch etwas nostalgischen und si cher schwächeren Satzes, für die jetzige Werkgestalt von Vorteil war oder nicht - man muß sie anerken nen. Die Reduktion auf die klassi sche Vierzahl nimmt indes dem merkwürdigen Sinfoniegebilde nichts von seiner Kühnheit. Mahler schreibt für die Einleitung des ersten Satzes vor: „Wie ein Naturlaut". Fallende Quarten - die ses Intervall ist für alle vier Sätze konstitutiv - imitieren Kuckucksrufe. Der „Normalklang" wird durch ein irritierendes Streicherflageolett auf dem 56 Takte langen Orgelpunkt auf A verfremdet. Was Mahler hier beschwört, ist nicht mehr Natur idylle: Es ist die entfremdete Na tur. Idyllisch dagegen der eigentli che Hauptteil des Satzes. Hier wird ein ganzes Lied - ohne Text - in die sinfonische Struktur integriert. Es ist das zweite von Mahlers „Liedern eines fahrenden Gesellen" - ent standen noch vor 1 885. Was aber auf der Höhe des Satzes - in der Durchführung - sich zuträgt, ist von ganz anderer Art und wird eigent lich erst im Nachhinein verständ lich. Die Musik dehnt sich wie ein Körper und lädt sich mit Erwar tungsmomenten auf, bis, gleichsam von außen, ein neuer Charakter durchbricht. Diese kompositorische Idee hat Konsequenzen. Mahler verschmäht hier den üblichen The men-Dualismus. Ein am Anfang der Durchführung zuerst in den Celli auftauchendes Motiv „bildet" sich, wird als „Mo dell" durchgeführt und beherrscht schließlich diesen Teil. Eine wörtli che Wiederholung der Exposition wäre unmöglich: Nach der Großen Fanfare (dem Zielthema, das vor her nur zu Beginn der Durchführung in den Hörnern erklang) folgt die drastisch verkürzte Reprise in im mer lebhafterem Tempo. Ausnahmsweise harmlos gibt sich das bäurisch-derbe Scherzo, des sen Trio zumal dem bewunderten Vorbild Bruckner verpflichtet ist. Wie im ersten Satz existiert auch hier ein Liedmodell bei Mahler selbst. Es ist der schon 1 880 ent standene Gesang „Hans und Grete", Mahlers frühester Ländler. Nach diesem Scherzo schreibt die Partitur eine „ziemliche Pause" vor. Wie Mahler Bruno Walter mitge teilt hat, ist hier ein „katastrophen artiges Ereignis" vorgefallen, „das den Ausgangspunkt für die Stim mung des Trauermarsches und des Finales darstellt". Hier im Trauer marsch wird Unvereinbares ver eint, sind die Kontraste kaum ver mittelt, wechseln die Tempi ruckar tig. Am Anfang und am Ende der alte Kanon „Bruder Martin, schläfst du noch", zunächst zu hören von einem gedämpften Kontrabaß-Solo in hoher Lage, begleitet von ge dämpften Pauken in gemessenem Marschrhythmus. Nach dem ersten Spieldauer: ca. 50 Minuten Zu Beginn des 1. Satzes beschwört Mahler nicht die Naturidylle - es ist die entfremdete Natur Vom Scherzo zum Trauermarsch 0