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Beethoven nimmt das Thema in einzelne Motive auseinander und stellt diese in die sinfonische Auseinandersetzung. Ganz besonders das rollende Sechzehntelmotiv findet Verwendung, der Dreiklangabstieg wird zu einem chromatischen Aufstieg um gedeutet, und das zweite Thema, jetzt recht zurückhaltend erklingend, wird durch drängende Triolen der Streicher auf den Höhepunkt der Durchführung ge schleudert. Plötzlich erstarrt das Orche ster in den Streichern, eine Umdüsterung, ähnlich der aus der langsamen Einleitung, tritt ein, die jedoch mit der gleichen Ve hemenz hinweggefegt wird und in die Reprise mündet, wie das schon am Be ginn der Exposition erfolgte. Über die Reprise ragt dann noch eine bedeutende und von kämpferischem Geist erfüllte Coda hinaus, voll dynamischer Spannun gen, aktiver Sforzati. Ein chromatischer Gang der Bässe, Violoncelli und Fagotte erhöht die Spannung, dann findet der Satz seinen markanten Abschluß. Welchen Gegensatz dazu bildet doch das nun folgende Larghetto, ein gefühls tiefer Sinfoniesatz, der mit Recht große Popularität erlangt hat. In warmem Streicherklang wird das gesangliche er ste Thema vorgetragen und unter Mitwir kung des Holzbläserchores weiterentwik- kelt. Eine schwärmerische Note trägt das zweite, von den ersten Violinen ange stimmte Thema, das dann rasch zu dy namischen Kontrasten und harten Akkordschlägen geführt wird. Schließlich bringt ein dritter, gemütvoller Gedanke der tieferen Streicher wieder Ruhe in das Geschehen. Im Durchführungsteil spaltet sich das erste Thema auf, wird figuriert, variiert, zu dramatischen Höhepunkten gesteigert. Bezaubernd in seiner Verhal tenheit der Schluß des Satzes, wo zwi schen den einzelnen Thementeilen die Flöte kadenziert, drei Fortissimo-Takte, dann ganz verhalten die beiden Schluß akkorde im Piano. Zum ersten Mal bezeichnete Beethoven in der zweiten Sinfonie den dritten Satz als Scherzo -Allegro. Die Zeit freundlicher Menuette ist vorbei. Zwar ist noch nicht die häufig sarkastische Bitterkeit späterer Beethovenscher Scherzi zu spüren, ein drastischer Humor aber läßt vergessen, daß an dieser Stelle in der sinfonischen Entwicklung früher ein höfischer Tanz ge standen hat. Hin und her fliegen die klei nen melodischen Wendungen, werfen sich die einzelnen Instrumente die motivischen Bälle zu, sie ins Piano, gleich wieder ins Forte, schließlich sogar an ei- Ludwig van Beethoven. Bleistiftzeichnung von Carl Friedrich von Kloeber (1818) O