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Freitag Nr. 35v. 16. December 1842. Die Zeitung erscheint täglich Abends. — Au beziehe» durch alle Postämter des In- und Auslandes. Leipziger Allgemeine Zeitung. Dreis für das Viertel jahr 2 LHIr. — Jnsertionsgebühr für den Raum einer Zeil« 2 Ngr. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Spanien. (2tParis.) — Großbritannien. — Frankreich. ("Paris; "Paris; --Paris; ck Paris.) — tveutfchlanb. («Aus West deutschland; «München; «-Dresden; SLeipzig; Stuttgart; * Aus Schleswig-Holstein; Waldeck.) — Preußen. (Berlin; M Berlin; "Posen; «Vom Niederrhein.) — Italien. («Palermo.) — Serbien. (Von der türkischen Grenze.) — Türkei. (-HKonstantinopel; -j-Wien.) — Stegypten. ("Alexandrien.) — Bereinigte Staaten von Nordamerika. — Handel und Bnduftrie. — Mnkündigungen. Spanien. Hpllris, io. Dec. Das gestern geäußerte Mistraucn gcgcn die telegraphischen Depeschen vom 4. und 5. Dec. aus Perpignan hat sich heute schon vollständig gerechtfertigt. Die Nachricht von dem Beginne neuer Unruhen in Valencia zeigt sich nach den über Madrid einge- troffcncn Nachrichten aus dieser Stadt durchaus ungcgründet. Die madrider Blätter vom 3. Dec. wissen kein Wort.von der Aufregung, die sich dem Telegraphen zufolge am 27. Nov. in Valencia gezeigt haben soll. Was die catalonischcn Ereignisse betrifft, so bestätigt sich allerdings die Beschießung von Barcelona, allein von einem Auf stande der ganzen Provinz und von dem Aufpflanzcn dcrs französischen Fahne ist nicht mehr die Rede. Außer den neuen Meldungen, die der perpignancr Telegraph zu seiner eignen Beschämung heute zu ma chen hatte (Nr. 319), fehlt cs bis jetzt an allen dircctcn Nachrichten auS Barcelona. Der General van Halen scheint die barcelonescr Post seit dem 2S. Nov. nicht mehr durchgclasscn zu haben, sodaß sich seit dem bezeichneten Tage nur einzelne und dürftige Nachrichten auf Lem Landwege nach Frankreich herüberstchlcn konnten. Aus den madri der Zeitungen ersehen wir, daß der Generalcapitain van Halen den französischen Consul in Barcelona aufgefodcrt hat, zu verhindern, daß sich spanische Flüchtlinge auf französischen Schiffen in Barcelona cin- schleichen. Die Antwort des Hrn. Lcsscps lautet dem Verlangen dcS Generals van Halen vollkommen entsprechend. Der englische Consul geht in seiner Dicnstfcrtigkcit noch weiter. Er erklärt, unaufgefo- dert, in einem Schreiben an den Generalcapitain, daß cr auf den bri tischen Schiffen auch keine spanischen Flüchtlinge zulassen werde. „Wenn ich irgend einen Aufrührer, sagt cr, unter den Schutz der britischen Flagge nähme, so würde ich mich einer Feindseligkeit gegen die Re gierung, bei der ich accreditirt bin, schuldig zu machen glauben." Diese Erklärung, durch welche der englische Consul den französischen augen scheinlich überbieten will, und durch welche cr das Verfahren Englands in den Augen der spanischen Regierung in einen günstigen Gegensatz zu dem Verfahren Frankreichs zu setzen glaubt, welches alle Flücht linge auf seinen Schiffen aufnimmt, diese Erklärung geht weit über die damit beabsichtigte Wirkung hinaus. Es kann der Negierung Es- partero's in der That gar nicht darum zu thun sein, Ler Anstifter des Aufruhrs habhaft zu werden und sich in die Nothwendigkcit verseht zu sehen, eine strenge Justiz gegen dieselben zu handhaben. Der Re gent und sein Ministerium würde im Gcgcnthcil ohne Zweifel sehr zu frieden damit sein, wenn sich alle die Männer, welche in der barcelo- ncscr Jnsurrcction eine compromittirendc Rolle gespielt haben, in Si cherheit gebracht hätten, sodaß wenigstens alles Blutvergießen, das sich im entgegengesetzten Falle schwerlich vermeiden ließe, überflüssig würde. Darum wird cs denn die madrider Regierung dcm englischen Consul keinen großen Dank wissen, wenn cr, so viel an ihm ist, dahin wirkt, daß den Chefs des Aufruhrs die Flucht abgcschnittcn werde. Und der Repräsentant des englischen Interesse hat allem Anscheine nach ganz vergeblich den Haß und die Entrüstung auf sich und sein Volk gela den, welche jene unmenschliche, allem Völkcrgcbrauchc hohnsprcchcnde Erklärung der Asylverwcigcrung hervorgcrufcn hat und Hervorrufen mußte. Wenn die Catalonicr die Engländer bisher als industrielle Con- currenten haßten, so werden sie dieselben von jetzt an wie Häscher und Henkersknechte verabscheuen, wenn nicht das Cabinet von St. James durch eine feierliche Dcsavouirung seines Consulö in Barcelona sich von jeder Mitverantwortlichkeit für die barbarische Erklärung desselben lossagt. Hoffen wir, daß cs wenigstens die öffentliche Meinung in Eng land nicht an einer energischen Protcstation, die sic der Ehre der Na tion schuldig ist, gegen jene eben so stupide als niederträchtige Fuchs- schwänzcrci des englischen Consuls in Barcelona fehlen lassen werde. — Die Gaccta de Madrid kündigt schon am 3. Dec. mit der größten Zuversicht an, daß die friedliche Ucbcrgabc von Barcelona als bereits vollzogen betrachtet werden könne. Die Widerlegung dieser voreiligen Angabe wird wahrscheinlich einen unangenehmen Eindruck hcrvorbrin- gcn, ohne daß jedoch für die Ruhe der Hauptstadt das Mindeste zu fürchten wäre. Die Polemik der coalisirtcn Journale gcgcn die Regierung ist fast cingcschlafcn. Die Oppositionsblätter suchen ihre gegenwärtige Haltung als eine Wirkung ihrer Discrction im Angesichte der kritischen Lage Cataloniens geltend zu machen, obgleich sie grade in den ersten und gefährlichsten Tagen der Krisis weder Mäßigung noch Schonung beobachtet haben.— Der Espanol independicnte hat seine Unabhängigkeit, die ihm zuletzt nur noch die Mittel gelassen, zwei Mal wöchentlich zu erscheinen, jetzt gar mit dcm Leben bezahlen müssen. Der ministerielle Patriot« ist sein Erbe geworden. Großbritannien. London, 9. Dec. Der Globe enthält heute folgende Nachricht: ,,Die Minister zei gen sich endlich überzeugt von der Nothwendigkeit, einen festen Ge- trcidczoll einzuführcn, da die neue wechselnde Scala auf eine dcm all gemeinen Interesse so wenig entsprechende Weise gewirkt hat. Wir haben die Nachricht erhalten, daß der jetzt in Erwägung befindliche Plan, der wahrscheinlich mit gewissen Modifikationen dcm Parlamente zur Genehmigung vorgclcgt werden wird, solgcndcr ist: Zu Anfang soll ein gleichmäßiger Zoll von 12 Sch. pr. Quarter von allem Wei zen erhoben werden, der aus fremden, nicht im britischen Besitze be findlichen Ländern cmgcführt wird; später aber soll die Regierung er mächtigt werden, den Zoll auf die Hälfte, d. h. auf 6 Sch. pr. Quartcrherabzusetzenfürdic Einfuhr aus den Ländern, welche diese Begünstigung als einen Ersatz für uns gemachte Concessioncn oder für entsprechende Ermäßigungen des von ihnen von britischen Manufactcn erhobenen Zolles in Anspruch nehmen können. Dadurch werden die Minister Kraft erlangen bei der Unterhandlung von kommerziellen Ver trägen mit unsern Nachbarn, denn sie werden dadurch in den Stand gesetzt, ein Aequivalcnt für die uns bewilligten Begünstigungen zu ge ben. Es wird dies ferner von großem Nutzen sein, um eine Ermäßi gung der feindlichen Tarife Amerikas und Preußens, sowie der andern den deutschen Zollverein bildenden Staaten zu erlangen, welche langsam und systematisch dahin manouvriren, unsere Waarcn gänzlich von ihren Märkten auszuschlicßen, was ihnen auch in nicht gar ferner Zeit ge lingen kann, wenn wir nicht frühzeitig Maßregeln ergreifen, Dem cnt- gcgenzuwirken. Wir müssen gestchcn, daß dieser Plan viele Vor- thcile darbictct und ein bedeutender Fortschritt ist mit Bezug auf die letzte wechselnde Zollscala. Es muß sich nun zeigen, ob derselbe in den Augen Derjenigen Gunst erlangen wird, welche noch vor kurzem die Vertreter des Monopols gewesen sind, wicwol sie jetzt anfangcn, ein anderes Lieb zu singen." — Die Times bemerkt, Sir N. Sale habe für seine in Afgha nistan geleisteten Dienste aus dcm Grunde einstweilen keine Bc- l.'ohnung erhalten, weil cr das den andern Generalen verliehene Großkrcuz des Bathordcns schon bei seiner srühcrn Vcrthcidigung DschellalabadS empfing und weil die Negierung beabsichtige, beim Par lament die Bewilligung einer Pension von 500 Pf. St. für ihn, seine Gemahlin und seine Kinder zu beantragen. — Das Morning Chroniclc sagt über die Besetzung der Marque sas in sein durch die Franzosen und den von der «Presse» bezeichne ten Nutzen derselben: „Diese Inselgruppe liegt am weitesten östlich von Polynesien, und sollte die Landenge von Panama durchstochen wer den, so bilden sic das erste Land, den ersten Hafen im stillen Ocean, sodaß ihr Besitz allerdings von großer Wichtigkeit sein wird, besonders sür eine Nation, die mit den Ostküstcn von Asien einen bedeutenden Handel treibt. Frankreich ist aber dasjenige Land, welches den wenig sten Handel dieser Art hat, und der Besitz dieser Inseln ist ihm des halb minder wichtig und nützlich, als cr cs für manche andere Nation sein würde. Hätte Frankreich die commcrzicllen und philanthropischen Zwecke, eine Colonic zu begründen, so würden wir uns freuen, seinen Neichthum und seinen Handel sich übcr den stillen Ocean verbreiten und dort den Wohlstand erhöhen zu schcn. Vielleicht hat cs auch diesen