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5Z5ZH Sonntag Nk. 331. 27. November 1842. WK Leipziger. Allgemeine Zeitung. UM und AuSlandec. r Ngr. ' - «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» grortugal. (--Paris.) — Spanton. (H Paris; "Paris; * Paris.) — Frankreich. (* Paris.) — Belgien. ("Brüssel.) — Deutsch land. (*Vom Rhein; * München; * Dresden; *Bon der sächsischen Grenze; Oldenburg.) — Preußen. (R Berlin; Bonn.) — Oesterreich. (sAuS Oesterreich.) — Dänemark. (Kopenhagen.)— Eer-ien. (Von der türkischen Grenze.)— Dstinbien und China. - Brasilien« , (*Rio Janeiro) — Handel UN» Industrie. — Ankündigungen. Mvvtugül» ?PlllNS, 20. Nov. Die Wahlen haben in Lissabon unter günstigen Auspicien. für die Opposition angcsangcn, die bei den er sten Operationen eiijen entschiedenen Sieg davon getragen hat. — Die Septemb erpresse steigert ihre Anklagen gegen die Chefs der car- üstischcn Partei immer höher. Sie behauptet jetzt sogar, daß Costa Cabral und sein Anhang damit umgehe, der Königin die Regierung aus den Händen zu winden und eine Regentschaft einzusctzen, über deren Zusammensetzung man übrigens noch nicht einig sei. Der Na- cional geht in seiner Nummer vom 7. Nov. in seinen Verdächtigungen gegen die Cotcrie Costa Cabral's noch weiter. „Man spricht in diesem Augenblicke, sagt er, allgemein von einem Stammbaume, dem zufolge der Marquis de Fonteira durch die Familien Tavora und da Lorre der nächste Nachkomme Kes Don Alfonso Henriquez (des ersten Königs von Portugal) ist. Wir verstehen nichts von Genealogie und wissen nicht, inwiefern jene Angabe gegründet sein mag, aber es scheint, daß mehre „Retter" sich seit einiger Zeit außerordentlich abgcquält haben, um Documente zu diesem Stammbaume zu finden." Die In sinuation ist verständlich genug, um die cartistische Presse zu einer Dcs- avouirung der ihren Patronen untergeschobenen Absichten zu veranlas sen.— Wenngleich die Nachricht von einer Revolution auf den In seln deö grünen Vorgebirges sich nicht bestätigt hat, so scheint es doch keineswegs an Besorgniß erregenden Gährstoffcn in diesen Colo nien zu fehlen. Der Generalgouverneur derselben hat sich gcnöthigt ge sehen, eine Anleihe aufzuuehmen, um die Beamten zu bezahlen, aber er scheint bei der Bertheilung derselben mit einer Parteilichkeit zu Werke gegangen zu sein, die viel böses Blut bei den vernachlässigten Truppen erregt hat. Einem Briefe aus Boa vista vom 21. Sept, zufolge, war es in Billapraia wirklich zu einer Meuterei unter den unzufriedenen Truppen gekommen, und der Gouverneur wußte sich nicht anders zu helfe«, als daß er die an der Spitze der Misvergnüg- ten stehende» Offiziere beständig von einer Insel nach der andern schickte. — Aus Oporto wird vom 2. Nov. geschrieben, daß dort das engli sche Schiff Advention von der Douane mit Arrest belegt worden, weil eS mit vielem portugiesischen Geld am Bord versuchte abzusegeln, ohne seine Papiere in Ordnung zu haben. Spanien. 2s Paris, 20. Nov. Die durch den 'Telegraphen gemeldete Er nennung der HH. Olozaga und Cortina zum Präsidenten und Vicepräsidenten des spanischen Congresscs läßt an der Majorität der Coalition nicht mehr zweifeln. Der Mitbewerber des Hrn. Olozaga, Hr. Acuna, war zum zweiten Male der Candidat der Regierung, die dessen Wahl in der vorigen Session der Cortes ohne Schwierigkeit durchgesetzt hatte. Trotz dieses Sieges der Coalition ist es indessen noch nicht gewiß, daß daö Ministerium durch dieselbe zum Fall oder auch nur in die Alternative gebracht werde, sich entweder zurückzuzie- hcn oder die Wortes aufzulösen. Das Verhältniß deö Hrn. Olozaga zu der Regierung ist nämlich noch immer durchaus zweideutig, und cs ist bei dem großen Einflüsse, den dieser Mann auf seine Partei auS- übt, sehr wahrscheinlich, daß er den größten Theil derselben der Ne gierung zuführen könnte, wenn er sich selbst für dieselbe erklärte. — Die am 12. Nov. Abends auf Veranlassung der ministeriellen Abgeord neten Pastor und de los Rios veranstaltete vorbereitende Ver sammlung deö Congresscs wurde durch den erstgenannten dieser Män ner mit einer kmzcn Anrede eröffnet, in welcher er die Gesetzvorschläge aufzählte, mit denen sich seiner Meinung nach die CortcS vor allen Dingen zu beschäftigen haben. Diese Gesetzvorschläge betrafen 1) die Einführung eines neuen Steuersystems, 2) die Verfassung der Ayun- tamientos, 3) eine endliche Feststellung der Verhältnisse der Kirche und der Geistlichkeit, 1) die Presse, 5) die Gerichtsverfassung, 6) die amtliche Stellung der Richter und ihre Unabsehbarkeit, 7) die Ab fassung eines Gesetzbuchs, 8) die Vcrwaltungl und den Verkauf der Nationalgütcr, S) die Organisation der Nationalgarde, 10) die Ver antwortlichkeit der Minister, II) die Erledigung der Baumwollsrage, 12) die Ausarbeitung einer umfassenden und gründlichen Statistik von Spanien. Hr. Pastor fodcrte nach dieser Darlegung die Versammel ten auf, ihre Ansichten und Bemerkungen über dasjvon ihm Vorgetragene auszusprechcn. Aber kein einziger der Anwesenden verlangte das Wort, kein einziger machte auch nur die unbedeutendste Gcgcnäußcrung, und nach einiger Zeit des peinlichen Schweigens ging die Versammlung ohne Bcrathung und ohne Beschluß wieder aus einander. — Der Cor- responsal versichert, daß 1000 M. Reiterei und 7000 M. Infanterie auf Madrid marschiren, und er fragt boshaft, ob diese Trup pen etwa berufen seien, um die Freiheit der parlamentarischen Ver handlungen zu beschützen?— BarceloneserBlätter haben wir hier auch heute nicht erhalten und wir sind daher in Bezug auf die neuesten catalonischcn Ereignisse wieder auf die Mittheilungcn des Telegraphen beschränkt. Briefe von der Grenze melden nur, daß der obere Ge richtshof von Barcelona den bekannten Demagogen Don Abdon Ter- rados, der nach fünfmaliger Wahl zum Alcalden von Figueras dieses Amt endlich trotz des Einspruchs der politischen Behörde angetreten hatte, wegen Anmaßung von Amtsgewalt zur Verbannung bis zur Volljährigkeit der Königin verurthcilt hat. Don Abdon Tcrrados ist übrigens schon seit längerer Zeit in Frankreich. 2sParis, 21.Nov. Die Session der Cortes ist «Mill. Nov. um 2 Uhr Nachmittags ohne alle Cercmonie eröffnet worden. Die ganze Handlung bestand darin, daß der Conseilpräsident das Decret des Regenten verlas, durch welches die Cortes cinberufcn worden sind. Nach Beendigung dieser Verlesung trennte» sich die versammelten Mit glieder deS Senats und des Congresscs sogleich wieder, um erst am folgenden Tage die parlamentarischen Geschäfte zu beginnen. — In der Nacht vom 12. auf den !3.Nov. war ein Theil der madrider Gar nison unter Waffen, und die obern Behörden der Stadt hielten sich bis Tagesanbruch auf ihren amtlichen Posten. Die Ursachen dieser Maßregeln sind noch unbekannt. Daö Gerücht spricht von der Besorg niß vor einer republikanischen Bewegung: eine Bcsorgniß, die übrigens durchaus grundlos gewesen zu sein scheint. Die madrider Blätter aller Oppositionsparteien, auch der republikanischen, protestircn wenigstens ein- müthig gegen den Verdacht, daß ihre Parteien die Realisirung ihrer politischen Wünsche gegenwärtig durch neue Revolutionen und gesell schaftliche Erschütterungen herbeizuführcn gedenken. — Die Vertreter der coalisirten Presse haben eine neue Versammlung gehalten, in welcher eine aus drei Mitgliedern bestehende Commission zur Führung der Geschäfte der Coalition erwählt ist. Die einmuthige Wahl der Versammlung fiel auf die Hauptredactorcn des Eco del Comercio, der Posdata und des Peninsular, sodaß also die drei Hauptfractionen der Opposition, die Partei Cortina-Olozaga, die Christines und die Re publikaner, in diesem Ausschüsse vertreten sind. — Aus Barcelona haben wir heute nur die Blätter bis zum 13. Nov. erhalten, welche natürlich nichts über den erst am Abende dieses Tages ausgebrochcnc» Aufstand sagen können. Sie enthalten indessen eine Angabe, welche einiges Licht, wenn nicht auf die unmittelbare Veranlassung, Loch auf ie moralische Verfassung der Bevölkerung von Barcelona, kraft deren ein kleiner Funke rasch zum gewaltigen Brand auflodcrn konnte, zu werfen scheint. Die Negierung hätte nämlich in den letzten Tagen der städtischen Behörde von Barcelona den gemessenen Befehl crthcilt, das Gesetz über die Conscription jetzt zur strengen Anwendung zu bringen. Diese Nachricht hatte einen tiefen Eindruck nicht nur in Barcelona, sondern auch in ganz Catalonicn, so weit sie gedrungen war, hervor gebracht. Denn diese Provinz stand bisher im thatsächlichen Genüsse eines alten Privilegiums der Freiheit von der Conscriptionöpflicht. Selbst Philipp V., obgleich tr die Verfassung des ihm durch /einen