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34SS fünf Mächten garantirt und vom deutschen Bund am II. Mai I83S ratificirt, sodaß auf den Grund der Wiener Congreßacte von Deutsch land gegen Holland die dort verheißene Freiheit der Schiffahrt nicht mehr in Anspruch genommen werden kann. Somit ist die Verbin dung des Rheins durch Belgien mit dem Meere eben so erschwert als die Verbindung durch Holland, und cs treten dem Sechandel Deutsch lands hier dieselben Hindernisse entgegen. Der zweite belgische See hasen ist Ostende, der freilich unmittelbar am Meere belegen, indeß vom Rhein aus nur zu Lande zu erreichen ist, und deshalb minder vortheilhast zu benutzen sein würde als Antwerpen. Die Schließung der Schelde hat auch schon früh die Aufmerksamkeit auf Ostende ge zogen. Sehr lehrreich ist die Geschichte der ostendeschen Handelsgesell schaft, welche im Jahre 1721 von Karl VI. mit einem Privilegium versehen, aber nach mannichfachen Machinationen Hollands und Eng lands gegen das Anerkcnntniß der pragmatischen Sanktion im wiener Vertrage vom 16. März 1731 wieder aufgehoben wurde. Seitdem ist das durch die Schließung der Schelde für Holland geopferte Ant werpen wieder der erste Hafenplah Belgiens. Was nun aber die Land verbindung mit Ostende anlangt, so würde hier für den deutfthen Han del das belgische Transitsystem in Betracht kommen. Der Transitzoll beruht auf dem Gesetze vom 18. Jun. 1836, und wird entweder I) sä vslorvm oder nach der Stückzahl, oder 2) nach dem Gewicht, oder 3) nach dem Maß erhoben. Er beträgt sä I) 15 Cent, von Ivo Fr., sä 2) 20 Cent, vom metrischen Centncr, »ä 3) 20 Cent, vom Hectolitcr, wobei cS jedoch sä 2) und 3) den Steuerpflichtigen freistcht, die Versteuerung sä vslorvin von 15 Cent, von 100 Fr. zu wählen. Hierzu kommen noch 15 Proc. Syndikat und 44 Cent. Stempel für jede Quittung, die 10 Fr. übersteigt. Ganz frei sind die durch die freien Entrepots zur See ein- und wieder ausgehen den Waaren, Gold, Silber rc. Dabei bestehen einige Transitvcr- botc für destillirte Getränke, raffinirten Zucker, nach der Sceseite ausgehende Waffen, Lumpen, Roheisen, Gußeisen, Schießpulver, Weinessig und von der Sceseite oder Holland kommendes Vieh. Außerdem bestehen noch cxccptionclle Steuersätze: von Getreide und Mühlcnfabrikaten 20 Cent, für 100 Kilos, für Leinwand 25 Cent, für IVO Kilos, für Schiefer I Fr. 20 Cent, für 1000 Stück, für Faßholz 2V Fr. für 100 Stück, für Steinkohlen 6 Fr. für 1000 Kilos, für gelöschten Kalk 6 Fr. für 100 Hectos, für ungelöschten Kalk 10 Fr. für IVO Hcctos, für Pferde 4 Fr. vom Stück, für Maulthiere I Fr. vom Stück, für Bücher 10 Fr. von 100 Kilos und für Tuch und Casimir 8 Fr. von 100 Kilos. Die ganze Transitabgabe wird blos als ärmt äv kslsnvv betrachtet und ist in der That auch so gering fügig, daß sie den Handel nicht wesentlich drücken würde. Ein solcher Druck entsteht aber durch sehr lästige Controlcmaßregcln. Zunächst ist der Durchgang nur über bestimmte Zollämter zu bewerkstelligen. Dann verlangt man genaue Declaration in äuplo, eine doppelte Verifikation, am Speditionsort und an der Grenze, man verlangt nach Ermessen der Behörden bei dcn mit mehr als 6 Proc. vom Werthc tarifirtcn Waaren doppelte Verpackung und Verbleiung auf Kosten der Eigcn- thümer, man nimmt unterwegs lästige Revisionen vor, erfodcrt bei allen Stuhlwaarcn Stempelung beim Eingang rc. Sollte nun eine gänzliche Freiheit der Straßen bis zum Rhcinc für Belgien gestattet werden können, so würde damit Belgien in Ansehung des Rheins mit Holland gleich gestellt werden. Die bisherigen Machinationen Hol lands in Ansehung der Rhcinschiffahrt beweisen, wie hoch dieselbe für einen am Meere belegenen Staat anzuschlagen ist; das Mindeste, was daher von Belgien außer dcn bereits durch das Gesetz vom 28. Aug. d. I. gemachten Concessionen in Anspruch genommen werden müßte, wäre eine Abschaffung jenes Transitzolles. Der Gewinn für Deutsch land bestände aber nicht blos in dem cngcrn Verkehre mit einem ge- werbflcißigcn Lande mit 4 Mill. Einwohnern, deren Consumtion vcr- hältmßmäßig eine sehr hohe ist, sondern weiter auch in der Aussicht, von Holland Concessionen zu erlangen und den norddeutschen Staa ten, die bis jetzt dem Zollvereine noch nicht beigetteten sind, zu einem Entgegenkommen ein Motiv zu geben. — (Wir fügen diesem Artikel dcn Auszug einer königl. belgischen Verordnung, den Transit durch Belgien betreffend, bei „1) Eine Oeffnung und Durchsuchung findet nicht mehr statt bei dcn zum Transit bestimmten Waaren-Collis, die auf der belgischen Eisenbahn von der Landgrenze nach den Seehäfen Antwerpen, Gent, Brügge oder Ostende zur Verschiffung oder auf das öffentliche Entrcpot befördert werden. 2) Gleiche Vergünstigun gen genießen die über die Seehäfen von Antwerpen, Gent und Ostende eingehenden oder aus dcrcn Entrepots kommenden Transitgüter, in lctzterm Falle, sofern sic keine Manipulation oder Aendcrung in der Verpackung erlitten haben, bei der Versendung auf der Eisenbahn nach der Landgrenze. 3) Die Begleitungskostcn solcher Transitgüter, die bisher durch die Eigcnthümer zu bezahlen waren, trägt die Regierung. I) Die aus Deutschland auf dem Rhein und dcn Binnengewässern Hollands nach Antwerpen auf der Schelde' und nach Gent auf dem Kmalc von Tcrncuzcn eingehenden, oder von da auf diesen Wegen nach Deutschland bestimmten Waarcn genießen dcn Vorthcil der in diesen Städten bestehenden Entrepots zur freien Wiederausfuhr, der bisher nur dm seewärts eingeführtcn Waaren Vorbehalten war. 5) Das Nettogewicht der Gewebe und Stoffe aller Art, die auf genannte Weise einachcn, braucht nicht mehr declarirt zu werden. 6) Oie bis- I herigcn Hoyern PlombirungSkostcn sind auf die gleichförmige Taxe von ' 10 Cent, oder 8 Pfennigen für jedes Blei ermäßigt. 5) Die Vcri- sicationskostcn der auf dem Transit eröffneten, vom Entrcpot beför derten Waaren werden nicht mehr erhoben.") MeitfonalnachrLchte«. Souveraine. Belgien. Der König und die Königin sind in St.-Cloud angekommen. Constituttonelle «Körperschaften. Kurfürsienthum Hessen. Der Secretair Kehr zu Wolftanger ist zum Landtagsabgeordneten für den Landwahlbczirk Kassel, der Bürgermeister Knobel zu Ehlen zu dessen Stellvertreter gewählt worden. Handel und Hndustrie. Eisenbahnen. 'Berlin, 13. Oct- Die Einweihung der Frank furter Eisenbahn findet, obwol die Bahn schon seit mehren Wochen ganz vollendet ist und zur Einübung des Personals täglich befahren wird, am 15. Oct. noch nicht statt. Wie man hört, soll die Eröffnung durch eine angemessene Feierlichkeit geschehen, und man hofft sogar, daß der König eine Einladung, nebst den sämmtlichen Prinzen des königl. Hau ses der Feier beizuwohnen, annehmen werde. Alles vereinigt sich, der Bauausführung, sowie den sämmtlichen sonstigen Einrichtungender Bahn, insbesondere der trefflichen Weise, in der sie sich führt, anerkennen den Beifall zu zollen. Nur dürfte man die Fahrpreise etwas hoch fin den; doch scheint es überhaupt, als habe die Erfahrung die Bahnen zu einer Steigerung derselben bestimmen müssen, denn auch die Potsdamer Bahn soll eine Erhöhung ihrer Fahrpreise beabsichtigen. Die Frankfur ter ist übrigens die erste größere Eisenbahn in Deutschland, welche so gleich ganz (auf einer Länge von I I Meilen) in Betrieb gesetzt wird; sie ist in 15 Monaten vollendet worden! Wenn sich die noch obschwe- benden und die Staatsuncernehmungen eines gleichen energischen Angriffs erfreuten, so wäre Preußen binnen wenigen Jahre» so gut wie Bel gien auf allen Hauptstraßen mit diesem Verkehrsmittel versehen, das, je weiter es sich ausbreitet, um so unentbehrlicher zu werden scheint. Doch in dieser Beziehung scheinen wir uns wirklich in einem etwas le thargischen Zustande zu befinden; möchte die Versammlung der ständi schen Ausschüsse, der wir ja mit nächstem entgegensehen, wenigstens diese materielle Frage zur raschen und bestimmten Lösung bringen! — "Wien, 10. Oct. Dem Vernehmen nach ist alle Aussicht vorhan den, daß die Venedig-Mailänder Eisenbahn förmlich vom Staat übernommen wird. Die hier anwesende Deputation des dortigen Han delsstandes mag sich bald überzeugt haben, daß alle Jntrigucn, die sie gegen das Interesse der österreichischen Inhaber der Venedig-Mailänder Eisenbahn-Aktien machten, zu keinem weitern Resultate führen und dieses große Unternehmen nur hemmen mußten. Es heißt, daß der Ab schluß dieser Uebernahme sehr nahe sei. Wollmärkte. Strehlen, 6. Oct. Auf dem am 30. Sept, hier abgehaltenen Wollmarkte waren nur 386 Ctr. zweischürige Rusticalwolle zum Verkauf ausgclegt, da die Schur diesmal weniger ergiebig als sonst ausgefallen war. Es waren viele Käufer auf dem Platze, daher die Wolle auch ziemlich raschen Absatz fand und bis auf eine ganz unbedeu tende Quantität verkauft wurde. Für die feine Wolle wurden 53 bis 57 Thlr., für die mittelfeine -18 bis 52 Thlr., für die ordinaire 44 bis 47 Thlr. bezahlt. Diese Preise stellen sich gegen die, welche im Früh jahre d. I. für die Iweischur bezahlt wurden, um 3 bis 4 Thlr. pro Centner höher. Gold. Frankfurt a. M., 13. Oct. Ldr. 11 Fl. 2 Kr.; Frdr. 9 Fl. 35 Kr.; Holl. 10 Fl. St. 0 Fl. 50'/, Kr.; 20 Fr. St. S Fl. 21 Kr.; Duk. 5 Fl. 32 Kr.; G. ui >1. 373 Fl. StaatSpapter«. Frankfurt a. M-, 13. Oct. Ocstr. Bkact. 1865; 250 Fl. L. 110'/°; 500 Fl. L. 142; Bair. 3'/,pc. 102'«; Bad. 59 Fl. L. 123; Darmst. 50 Fl. L. 62-/,; 25 Fl. L. 26'/,; Nass. 25 Fl. L.23-/,. Paris, 11. Oct. 5pc. IIS. 20; 3pc. 80. 30; Ncap. 108. 10; Span. act. 22; pass. — Diskont». Frankfurt a. M-, >3. Oct. 3'/, "/,. Metten. Frankfurt a. M., 13. Oct. Taunusb. 384-/.. Paris, II. Oct. Bkact. fr. 3275; belg. 707'.,; Eis. St. Germ.836'.; Versa», r. 258/., l. 08'/.; Strasb. 208'/.. Berliner Börse, 14. Oct. 4pc. Stsschsch. —, 3/pc. abgest. 103'/,, 4pc. engl 102'/., Prämsch. 85-/Br., 3-/,pc. Pfandbr. ostpr. 103, westpr. 1-2'/., schles. 102-/., pomm. 103-/2 Br., kur- u. neumärk. 103-/«, 4pc. posen. <06 Br.; Eisenbahn, 5pc. Berl.-Potsd. 124-/, Br., Prior.-Act. 102'/. Br-, Anhalt. >03Prior.-Act. 102'/, Br., Franksa.d.O. lOO-/,, Magd.-Leipz. 119-/, Br., Prior.-Acc. 102-/, Br-, Düffeld.-Elbers 60 Br., Prior.-Act. 08-/. Br., Rhein. 70'/,, Oblig. 98'/. Br., Dukat. —, Friedr. 113'/., Louisd. 109-/.; Diskonts 4 Proc. — Belg, 5pc. Rothsch. —; Däncm, 3pc. engl.—; Darmst., 25FI.L. 14'/.; Holl., 2-/,pc. Int. 50-/,; Nass, 25Fl. L. 13'/,Br.; Ncap., 5pc. Falcon.—, engl. Rothsch. 101; Oestr., Met. 5pc.—, 4pc.—; 3pc. —; Ipc.—; Bkact. 1122, 500Fl.L.—; Polen, 5pc. Schatzobl. 06'/., 4pc.Pfandbr. 94, neue 93"«, Bkcert —, 300 Fl. L. 79'/,, 500 Fl. L. 83-/., Bkcert. ü 300 Fl. 100'/«, s200Fl 27''«; Rußl., 5pc. Hamb. Cert. 107'/,, Hope 102-/. Br., 4pc. 91'/«, Orig.Stiegl.9I'/«, 5pc. enql. 112°/,-— Bon Fonds wurden Hol ländische Integrale, sowie von Eisenbahn-Actien einige etwas besser be zahlt, Düsseldorf-Elberfelder aber neuerdings ansehnlich niedriger offe- rirt, und der Handel war auch heute im Allgemeinen nicht bedeutend. Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung. Druck und Verlag von F. 9t» Brockhaus in Leipzig.