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Heckheil, mit welcher Warburton, der bekannte Whigradicale tttrd reiche Holzhändler, in der Vorstellung an das Unterhaus, auf welche Buller seine gestrige Motion stützte, als Ankläger gegen sich selbst auftritt, alle seine eignen Bestechungen und Händel in Bridport erzählt und über die letzte dortige Wahl eine Untersuchung wünscht, angeblich um seinen Charakter zu retten! Allerdings, der kecke Bittsteller hatte es nöthig, sich weiß zu waschen, denn bei der schmutzigen Geschichte der bridporter Wahl spielt er nicht die letzte Rolle. In den Clubs bildet sie schon seit mehren Monaten einen Hauptgegenstand der Unterhaltung, und seitdem Roebuck durch seinen Antrag auf eine Untersuchung über die Wahlen zu Nottingham und mehre andere so tüchtig aufgestört hatte, wußte lsich Warburton nicht mehr zu helfen und griff zu dem zweideutigen Mittel, durch Selbstbekenntnisse das Parlament zu zwin gen, auch über seinen Fall eine Untersuchung zu veranstalten, damit seine Freunde Gelegenheit erhielten, zu beweisen, er sei doch nicht so schlecht, wie man sage, wenigstens nicht so schlecht wie Mitchell, das andere Whigmitglied sür Bridport, oder Cochrane der Tory, der jetzt Warburton's Platz im Unterhaus einnimmt, nachdem er sich mit ihm dahin verglichen, freiwillig auszutreten, um die von Jenem anhängig gemachte Untersuchung niederzuschlagen. Die wesentlichen Umstände, über welche sich die Angaben der Bclheiligten gar sehr widersprechen, sind nach Dem, was man sich außerhalb des Parlaments darüber mit- theilt, folgende. In dem aufgelösten Parlament saßen für Bridport zwei Whigradicale im Unterhause, Warburton und Jervis, Beide mit Hülfe ausgedehnter Bestechungen. Als nun die neuen Wahlen stattfinden sollten, wollte Jervis kein Geld mehr auswenden, wogegen Mitchell zur Verwendung einer bedeutenden Summe bereit war, wenn War burton seinen Einfluß in Bridport für ihn zugleich geltend machen wolle. Beide wurden gewählt, und ihr Mitcandidat, der Tory Cochrane, fiel durch. Dieser focht nun durch eine doppelte Petition die Wahl Bei der vor einem Unterhausausschuß an, und da nun Warburton Gefahr lief, nicht nur seinen Sitz zu verlieren, sondem auch seine Handlungs weise auf das empfindlichste bloßgestcllt zu sehen, so kam er mit Coch rane überein, daß dieser gegen das Versprechen Warburton's, seinen Sitz aufzugeben, seine Anklage gegen ihn fallen lassen, dagegen in derjenigen gegen Mitchell fortfahren sollte, um sie durchzusetzen, was mit Gewißheit vorausgeschen werden konnte; wo dann Warburton aufs neue als Kandidat in Bridport auftretcn wollte, um an die Stelle des ausgestoßenen Mitchell seinen Wiedereintritt ins Parlament zu erlan gen. Die ganze Transaction war von den Agenten Cochrane'ß und Warburton's abgekartet, die sich bei den mehrfachen Wahlen reichlichen Verdienst versprechen konnten. Warburton trat also aus, und der Tory Cochrane setzte nun mit Leichtigkeit seine Wahl durch. Unterdessen hatte aber Mitchell Wind davon bekommen, daß er geopfert werden sollte; Warburton hatte sich gegen Cochrane verbindlich gemacht, selbst ihm die Beweismittel herbeizuschaffen, um die Klage wegen Bestechung ge gen seinen Freund und Parteigenossen durchzusetzen. Allein es gelang Mitchell, den Falschen um die Früchte seines Vergleichs mit Cochrane zu bringen, indem er nun gleichfalls mit dem Letzter» ein Abkommen zu Stande brachte, in dem derselbe versprach, sein Warburton gege benes Versprechen, die Anklage gegen Mitchell fortzusetzcn, nicht zu erfüllen, sondern diese zweite Anklage gleichfalls fallen zu lassen und zwar ohne ein Gegenversprechen Mitchell'S, wie Warburton, zu resig- niren. So war nun der Letztere der schrecklich Betrogene. Mitchell blieb im Parlamente, wobei der Vortheil für die Tories darin bestand, daß ein angesehenes und einflußreiches Mitglied der Opposition, wie cS Warburton war, von dem unbedeutenden Mitchell verdrängt wurde- So verhält sich diese delicate Wahlangelegenheit in der Hauptsache. Sie gibt keinen vortheilhaften Begriff von der Ehrlichkeit der Herren, die dabei betheiligt sind, und ein schlimmes Bild von der Art und Weise, wie daS Wahlgeschäft betrieben wird. Wenn die Aspiranten für einen Parlamentssitz diesergestalt unter sich Handel abschließen, so ist eö kein Wunder, wenn die Wähler nicht besser sind und ihre Stim men vermarkten. Daher war eS auch ganz angemessen, daß Roebuck seinen Angriff auf die Wahlcorruption mit einer Motion gegen jene Transaktionen zwischen Wahlcandidaten begann, da sie noch mehr Ver derben mit sich sichren als daS eigentliche Stimmcnkaufen. — (Die in dem gestrigen Blatte gegebene Mittheilung über den Beschluß des Unter hauses in Betreff der Parlamentswahl in Bridport bedarf der Berich tigung, daß grade daS Gegentheil von dem Gesagten wirklich stattge- fandcn hat. Sir R. Peel sprach sich nicht gegen, sondem für den Antrag auf Untersuchung aus, und dieser Anttag wurde auch mit 156 gegen 37 Stimmen angenommen.) Frankreich. Paris, 30. Mai. In der'schon erwähnten Rede, welche Hr. Lherbette bei der Er örterung des Budgets über dieBefestigung von Paris hielt (Nr. 154), «heilte er auch mit, daß die Regierung „durch eine MiSbräuchliche Au»' legung der Septembergesetze" die Veröffentlichung aller Documente über die Befestigung verhindere. „Der Artikel, welcher für Kuvser- tiche und Luhographien gegen die Sitten und die Personen di« Cen- ür wiederherfreUt, ist von der Regierung, trotz ihrer förmlichen Ver- prechungen bei der Erörterung, auf wissenschaftliche Karten ausgedehnt worden. Sic hat sich desselben bedient, um daS Erscheinen einer Karte zu hindern, auf der die Lage der FortS und der Bereich ihrer Ge schütze angegeben war, und zwar zu einer Zeit, als sie einer andem Karte, die unrichtige Darstellungen enthält, zu erscheinen erlaubte. Diese Erklärung der Septembergesetze ist ein würdiges Scitenstück zu der Billigung, welche der Auslegung des Gesetzes über die gerichtli chen Annoncen zu Theil geworden." Mit der größten Entschiedenheit weist Hr. Lherbette die früher oft ausgestellte Behauptung zurück, daS Volk sei im Stande, die Armee zu bezwingen, und habe dies bei der Julirevolution bewiesen. Der Wahrheit gemäß sei diese nur des halb gelungen, weil die Truppen sich dem Volk angeschlossen hätten. Ueber die möglichen Folgen der Befestigung sagte Hr. Lherbette: „Wahrscheinlich wird eine Ordonnanz die Forts wie Vincennes dem Kcstungsgesetz unterwerfen. Das Gesetz umgeht man durch die Erklä rung, die FortS seien nicht Paris. Später wird auch der Ringwall nicht Paris sein, dann kommen die Vorstädte, und endlich werden wir ftoh sein können, wenn das Gesetz noch auf Altparis, auf die «Stadt» Anwendung findet. Fällt ein Fort in die Hände des Feindes, so bom- bardirt er oie Stadt; bemächtigt er sich dann der Stadt, so behaup tet er mittels der Forts die Hauptstadt Frankreichs, Frankreich selbst. Ec lagert dann nicht mehr bei uns, er kasernirt und wohnt, wie aus ländische Schriftsteller dies bei ihren Beurtheilungen unserer Festungs werke schon vorher sagen. Fühlen Sie sich nicht beleidigt durch deren Spott und noch mehr beleidigt durch deren Lob? Wie man uns Glück wünscht oder vielmehr sich selbst Glück wünscht zu einer Maßregel, die als ein Verderben für unsere Finanzen , als eine Erschöpfung un serer Kriegsmittel, als eine Sicherheit sür Europa, aber nicht als eine Gefahr fiir dasselbe erscheint! Und nun breche ein Aufstand aus! Sie behaupten doch nicht etwa, es sei eine Beleidigung des Heeres, einen Aufstand in Aussicht zu stellen und ihn als erfolgreich anzuneh men ? Denken Sie an den General Mallet, an die Verschwörungen der Legionen der Meurthe und der Seine im Jahr 1820, an die bei den Aufstände in Strasburg, der eine unter der Restauration, der andere neuerdings. Und im Auslande, an unsern Grenzen: die Meu terei der Garnison in Ceuta und Pamplunaö Bombardement durch O'Oonnell's Truppen! Man sagt, die Freiheit fürchte die Bayon- nete, allein die Äayonnete wirken nur in der Nähe, die Bayonnete gestatten Berührungen, Verbrüderungen. Mörser und Kanonen wir ken von fern. Durch die Ansteckung der Annäherung werden Bayon nete zuweilen einsichtig, konstitutionell: Kanonen und Mörser nie! Sie sind naiv genug, zu glauben, eine Constitution vermöge lange zu leben, wo fortwährend ein 18. Brumaire möglich ist?" — Sämmtliche Oppositionsjournale äußern sich höchst erfreut über die der Regierung von der Deputirtenkammer aufgedrungene Verstä- kung der Flotte. Nach ihrer Versicherung sieht Frankreich mit Freu den dem Tag entgegen, wo eS sich endlich für die ihm bisher zuge fügte Schmach rächen kann. Die Deputirtenkammer hat viele Fehler, sagt der National, aber der Vorzug ist ihr nicht abzusprechen, daß sie keine Gelegenheit versäumt, ihre Erbitterung Legen England zu be weisen rc. — Ein Weinschenkc aus Bercy, dessen Vermögensverhältnisse zer rüttet waren, hatte sich erschossen und wurde bei Vernon an der Land straße gefunden. Dies scheint die einzige Veranlassung zu sein, welche dem neulich erwähnten Börsengerücht von einem Angriff gegen das Leben des Königs während dessen Reise nach Bizy möglicher weise zum Grunde gelegen haben könnte. Es sollen jedoch auch in der Umgegend von Vernon Verhaftungen stattgefunden und auf politische Verbindungen hingeleitet haben. * Paris, 30. Mai. Es wiederholt sich gegenwärtig an dem Mi nisterium Guizot eine Erscheinung, die wir schon ost an Ministerien, ja noch höher hinauf zu beobachten Gelegenheit gehabt haben. „Wir unterstützen Sie, wir halten Sie aufrecht, aber wir achten Sie nicht", sagte einmal daö Journal de» DedatS, ich weiß nicht mehr gleich von welchem Ministerium. Dies mein Vergessen ist ziemlich natürlich und erklärlich, denn cö gab für alle Ministerien, die daö Julikönigthum gehabt hat, Augenblicke oder besser Zeiten, denn sie dauerten meist lange genug, wo die Redaction des Journal des Debatö ganz ähnlich über sie dachte: „Wir unterstützen euch, weil ihr uns nöthig seid, aber wir verachten euch im Innersten unsere Herzens." In dieser Stimmung ist gegenwärtig abermals die Majorität Hrn. Guizot ge genüber. In den bedeutendsten Fragen spricht sie sich gegen Hm. Guizot auS, aber richtet eö dennoch stets so ein, daß ihn der Stoß nur bügellos macht, aber nicht auch in den Staub streckt. Handelt eö sich um daö Durchsuchungörecht, so erklärt sie sich gegen alle Amen dements der Linken, stimmt aber dann endlich in einem eignen Amen dement ganz in dem Sinne der Angriffe gegen die Minister un^ ihre