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ZUR EINFÜHRUNG In Breslau, angeregt durch das nahe Riesengebirge, entstanden Webers Fragmente zur Oper "Rübezahl" Spieldauer: ca. 7 Minuten Auf Empfehlung seines Lehrers, des Abbe Vogler, erhielt Carl Maria von Weber 1804 - noch nicht einmal 1 8 Jahre alt - die Stellung des leitenden Opernkapellmeisters am Breslauer Thea ter. Mit der ihm eigenen Konsequenz und mit großem Eifer führte der junge Feuerkopf sein erstes Amt, das ihm in 22 Monaten reiche Praxiserfahrung als Orchester- und Opernleiter brachte. Frei lich, Reformen und einige unpopuläre Maßnahmen, die er sogleich rigoros durchzusetzen versuchte, machten das Theaterpersonal bald zu seinem Feind. Um einen möglichst homogenen Klang zu erhalten, veränderte er die bisheri ge Sitzordnung des Orchesters, indem er die Streicher vor die Bläser postier te. Er führte ein detailliertes Proben system ein und kümmerte sich auch um die szenische Wiedergabe, um Deko rationen, Maschinerie, Beleuchtung. Außerdem forderte er personelle Verän derungen im Ensemble und Orchester, um die erhöhten künstlerischen Ansprü che seiner Spielplangestaltung besser verwirklichen zu können. o Immerhin begann er seine Breslauer Tätigkeit mit Mozarts „La Clemenza di Tito" und ließ bald „Don Giovanni" und „Cosi fan tutte" folgen. Überhaupt be mühte er sich, das klassische Repertoire zu erweitern und dafür sogenannte „Kassenfüller" wie Ferdinand Kauers „Donauweibchen" u.a. zurückzudrän gen. In diesem Punkte legte er sich so gar mit der Direktion des Theaters und dem Publikum an. Der Widerstand, der seinen Neuerungen entgegengebracht wurde, wuchs immer mehr. Seine Stren ge gegenüber Sängern und Musikern war gefürchtet. Webers hochfliegende Pläne stießen bald an die materiellen Grenzen der damaligen Breslauer Theaterver hältnisse, und es bedurfte nur noch ei nes persönlichen Unglücksfalles, um seinen Abschied zu beschleunigen. Im Juni 1806 kam er um seine Entlassung nach. Die „vielen Dienstgeschäfte" hat ten ihm in Breslau kaum Zeit zu kompo sitorischer Arbeit gelassen. Es war le diglich, angeregt durch die Nähe des Riesengebirges und die dort lebendige Sagengestalt des Rübezahl, das Frag ment einer Oper „Rübezahl" (nach ei nem Text seines Theaterdirektors und Dramaturgen Johann Gottlieb Rhode, eines Freundes von Lessing) entstanden. Die Ouvertüre zu dieser unvollende ten und bis auf einige Musiknummern verschollenen Oper „Rübezahl" (1804/ 05) überarbeitete Weber weitgehend 1811 in München und gab sie als op. 27 unter dem Titel „Beherrscher der Geister" heraus. Der Komponist nann te die Ouvertüre, ihren effektvollen Grundzug charakterisierend, scherzhaft gegenüber Freunden einen „Artillerie- Park". Zur Zeit ihrer Entstehung sah er in ihr „gewiss das Kraftvollste und Klar ste, was ich geschrieben habe". Furio se, meist vom Orchestertutti vorgetrage ne thematische Strukturen werden The men gegenübergestellt, die jeweils von den Bläsern (Flöte, Oboe, Bläsersatz) eingeführt werden, bis schließlich das dramatisch bewegte Element die Ober hand behält. Welche „Bedeutung" die einzelnen musikalischen Themen in der Rübezahl-Oper besaßen, kann aus den wenigen erhalten gebliebenen Teilen dieses Werkes nicht rekonstruiert wer den. Immer wieder klingt ein geisterhaf ter Ton auf, den Weber später im „Frei schütz" in der Wolfsschluchtszene so genial beherrschte. Gegen Schluß wird das Bild freundlicher, D-Dur tritt an die Stelle des wilden, dämonischen d-Moll- Beginns. Mit kraftvollen Schlägen endet das Stück.