DRESDNER PHILHARMONIE empfindsam oder heiter-vergnüglich, immer aber so maßvoll gebändigt, daß seine eigene humanistisch-ethische Haltung gewahrt blieb. Schostakowitsch kam aus der musikalischen Tradition Mussorgskis, dessen Realismus vor al lem die Körperhaftigkeit der Musik aufgezeigt hatte und wollte den „Ton“ Gustav Mahlers treffen, modern sein, ohne modernistisch zu wirken. Diese Haltung prägt seine Musik bis zum letzten Ton und berührt genauso seine Kammermusik, ein Feld, das er zeitlebens be stellte. Allein 15 Streichquartette sind so - al lerdings erst seit 1938 - entstanden. 24 - in al len Tonarten - hätten es werden sollen. Diesen Acker zu bestellen, hatte er sich offensichtlich j lange Zeit gescheut. Er schrieb lieber Sinfonien. Fünf waren fertig, ehe er sein erstes Quartett komponierte. Und vierzig Jahre alt mußte er werden, ehe sein Streichquartett Nr. 3 F-Dur op. 73 entstand, sogar erst, nachdem seine spielerisch-lebensfrohe Neunte fertig und ur aufgeführt war. Schostakowitsch widmete die ses Werk den Musikern des Beethoven- I Quartetts, mit denen er bereits sein zweites Streichquartett aufgeführt hatte. Aber an Beethoven dachte er schon während der Komposition, denn die späten Quartette des Meisters scheinen Vorbild gewesen zu sein. Und trotz der fünf Sätze - in Analogie zu seiner neunten Sinfonie - ist die Haltung innerhalb des ganzen Werkes klassisch geprägt, angefangen beim folkloristisch-tänzerischen Einleitungssatz mit der Doppelfuge im Durchführungsteil, über ein witzig pointiertes Rondino (2. Satz), die Parodie eines preußischen Parademarsches (3. Satz), ein expressives Adagio bis zum - ohne Unterbrechung anschließenden - Finalsatz, das thematisch von den früheren Sätzen zehrt, es komprimiert und ins Visionäre steigert.